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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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möchte«, er suchte nach Worten, »einen weiteren Horizont, mehr Freiheit.«
    »Und wie würdet Ihr gerne leben?«
    Darauf wußte er wohl eine Antwort: »Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte – ich bitte Euch, sagt dies keinem Menschen –, ich würde nach Amerika gehen und dort in den neuen Kolonien leben.« Es hatte lange gedauert, aber nun wußte Adam, daß der Gefangene Hillier ihn schließlich doch überzeugt hatte.
    Mary Mason sah nachdenklich vor sich hin, sagte jedoch nichts, sondern ließ nur ihn sprechen und sein Herz ausschütten. Erst als sie nach Salisbury kamen, sagte sie ruhig: »Ich kann Euch nur raten, Hauptmann Shockley, Eurem Herzen zu folgen.« Damit ließ sie ihn stehen.
    Seinem Herzen! Er lächelte wehmütig, während er ihr nachsah. Ach, Miss Mason, dachte er, ich glaube, dann würde ich vielleicht Forests verhaßtes Angebot annehmen und Euch heiraten. Zum erstenmal in seinem Leben konnte er sich nicht entscheiden.
    Im Juni 1779 tauchten mehr als sechzig französische und spanische Schiffe vor der Küste von Plymouth auf, wo – was der Feind nicht wußte – nicht einmal die Munition in die Geschütze der Verteidiger paßte. Sir Joshua Forest wurde in London aufgehalten. Hauptmann Adam Shockley, der vermutete, daß die Ortsmiliz aufgerufen werden könnte, teilte mit, daß er im Notfall einsatzbereit sei.
    Aber in Sarum passierte eine noch aufregendere Geschichte. Eli Mason war der Urheber. In der zweiten Juniwoche, nachdem er von Mitgliedern seiner Familie Vertrauliches erfahren und sich durch die Zeitung genauestens über die jüngsten Raubzüge eines gewissen Herrn informiert hatte, faßte er seinen außergewöhnlichen Plan. Er wollte niemandem etwas darüber sagen, aber einen Komplizen brauchte er doch. Also wandte er sich an Hauptmann Shockley, der, als er von dem Plan erfuhr, lachend erklärte: »Wenn Ihr meine Hilfe wollt, sollt Ihr sie haben. Wollt Ihr dieses Risiko auf Euch nehmen?«
    »All meine Ersparnisse stehen zu Eurer Verfügung«, erklärte Eli. Eine Woche darauf rollte eines schönen Morgens die Kutsche von Salisbury nach Bath.
    Adam Shockley hielt Wort. Es war bekannt, daß er sich wegen einer wichtigen Transaktion einige Tage in Bristol aufhalten wollte, aber niemand ahnte den wahren Sachverhalt. Eine ältere Dame war die einzige Mitreisende. Unter Adams Gepäckstücken befand sich ein großer, schwerer Koffer, der hinten verstaut wurde.
    Der Koffer, sicher verschlossen, enthielt Eli Masons Ersparnisse, und während der schweigsamen Fahrt dachte Shockley an das Vertrauen Elis und hoffte, um des mutigen kleinen Burschen willen, daß die Sache nicht fehlschlagen würde.
    Die Reise war vom Schlagbaum von Fisherton nach Wilton sehr angenehm. Nach einer kleinen Rast dort ging es am Fluß Wylie entlang, bevor sie auf die Hochebene kamen.
    Eine Stunde lang begegneten sie niemandem auf der langen, windverblasenen Strecke. Einige Meilen nach Warminster geschah es dann. Es traf selbst Adam völlig unerwartet.
    Der Unbekannte hatte ihnen hinter einer kleinen Baumgruppe aufgelauert. Er kam auf seinem Pferd so geräuschlos und rasch hervor, daß weder der Kutscher noch seine Wachbegleitung, die in der Verwirrung eine Donnerbüchse in die falsche Richtung feuerte, noch die Passagiere Zeit hatten zu reagieren. Der Mann war gut gekleidet, ritt ein edles kastanienbraunes Pferd und trug eine Maske. Eine seiner doppelläufigen Pistolen zeigte ruhig und genau zwischen Adam Shockleys Augen, als er die Tür öffnete und höflich die Wertsachen der Reisenden verlangte. Die ältere Dame gab ihm zwei Ringe und Gold im Wert von zehn Pfund. Damit schien der Straßenräuber zufrieden. Shockley hatte fast nichts, außer einer Golduhr und einigen kleinen Münzen.
    »Gepäck!« befahl der Schurke dem Kutscher gebieterisch. Der Koffer! Wenn Adam doch nur ein Gewehr gehabt hätte, hätte er eine Chance gehabt, obwohl ihn der Straßenräuber immer noch mit den Pistolen in Schach hielt. Aber dummerweise war er unbewaffnet. Der Kutscher und sein Begleiter hoben zitternd den großen Koffer herunter und stellten ihn auf den Boden. Elis Ersparnisse.
    »Ist das Euer Koffer?« fragte der Straßenräuber. Adam nickte. »Schlüssel!«
    Er schüttelte den Kopf. »Der Schlüssel ist bei meinem Bruder in Bristol.«
    Der Straßenräuber verlor keine Zeit. Mit zwei Schritten war er bei dem Koffer, schoß das Vorhängeschloß weg und öffnete den Deckel. Selbst ihm verschlug es die Sprache, als er sah, daß der

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