Sascha - Das Ende der Unschuld
Sicherheitsstation der zuständigen Klinik, dann kam er in die Untersuchungshaft nach Ossendorf. Sein Knie war äußerlich verheilt, er konnte es jedoch noch nicht beugen. So zog er das rechte Bein nach, wenn er in seiner Zelle wie ein gefangenes Tier auf und ab lief. Immer noch hatte er keinen Kontakt zur Außenwelt und erfuhr auch nur spärlich etwas über seinen Fall. Er war dazu übergegangen, alles abzustreiten. Man glaubte ihm nicht. Bis zu dem Tag als er das erste Mal seinem Pflichtverteidiger gegenüber saß, kannte er nicht einmal das Beweismaterial, welches man gegen ihn zu haben glaubte.
Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr Sascha, dass er vergessen hatte, seine Fingerabdrücke von der Waffe abzuwischen, die er in den Safe gelegt hatte.
„Aber Adrian ist doch gar nicht erschossen worden. Man hat ihm den Schädel eingeschlagen“, brachte er nur mühsam heraus. Sein Anwalt beobachtete ihn aufmerksam.
„Woher wissen Sie denn das? Ich denke, Sie waren gar nicht in dem Haus.“
Sascha schwieg.
„Herr Dombrowsky, Sie müssen mir die Wahrheit sagen, wenn ich Ihnen helfen soll.“
Sascha begann erst stockend, dann flüssiger zu erzählen. Er sprach von Adrians Besuch, von der Schließung des Lokals und von seiner Wut. Und er sagte dem Anwalt auch, dass er in Adrians Haus gewesen war und den Toten gefunden hatte. Von dem Geld sagte er nichts. Dafür erfand er die Story, dass der Safe offen gestanden hatte und die Pistole auf dem Wohnzimmertisch lag. Er habe die Waffe lediglich eingeschlossen, bevor er nach oben ging, damit ihn Adrian später nicht damit bedrohen konnte.
„Seien Sie mir bitte nicht böse, aber das hört sich nicht sehr glaubwürdig an. Wenn Sie eine solche Wut auf den Mann hatten, wird der Staatsanwalt versuchen, Ihnen Mord im Affekt nachzuweisen.“
„Aber es war so, ich habe ihn nicht umgebracht. Bitte, warum kann ich meinem Freund keinen Brief schreiben? Er ist krank und ich will wissen, ob mit ihm alles in Ordnung ist.“
„Aus der Untersuchungshaft ist das nicht möglich. Sie sollten sich auch jetzt eher darauf konzentrieren, was aus Ihnen selbst wird. Haben Sie die Schlagwaffe angefasst?“
„Nein, ich war nur in seiner Nähe, um die Decke über ihn zu werfen. Ich konnte einfach nicht an ihm vorbeigehen, nachdem ich ihn gesehen hatte. Den Kerzenständer habe ich nicht berührt.“
„Sie haben die Waffe also nicht in der Hand gehabt, wissen aber, dass es ein Kerzenständer war? Dann werde ich mir die Akten ansehen. Da muss ja drin stehen, ob der Kerzenständer irgendwelche Fingerabdrücke aufweist. Wenn wir Glück haben, sogar die eines Fremden.“
✵
Es stellte sich heraus, dass die Mordwaffe abgewischt worden war und das sprach natürlich in der jetzigen Situation gegen Sascha. Deshalb blieb er in Haft. Seine Stimmungen wechselten häufig, wenn er allein in der Zelle blieb. Entweder er saß tief deprimiert auf seinem Bett und reagierte auf nichts und niemanden oder er bekam einen seiner Zornesausbrüche und tobte, wobei er sich nicht selten selbst verletzte.
Wenn nicht ein Wunder geschah, sah er keinen Ausweg aus seiner Zwangslage. Aber mit Wundern hatte Sascha keine guten Erfahrungen gemacht, er wusste nur zu genau, dass sie ausblieben, wenn man sie am nötigsten brauchte. Der wirkliche Mörder würde sich also mit Sicherheit nicht von seinem schlechten Gewissen getrieben selbst stellen. So verging ein Tag wie der andere, Sascha sank hinein in ein Meer aus Hoffnungslosigkeit. Er wusste aus Erfahrung, dass niemand ihm helfen würde und er selbst hatte einfach keine Kraft mehr, um zu kämpfen. Er hatte nie aufgegeben, aber er war auch niemals so allein gewesen. Entweder er hatte seinen Feind vor sich und wusste, wie er handeln musste, um durchzukommen oder Marc war bei ihm, um ihm Halt und Unterstützung zu geben.
Hier war er auf sich gestellt, konnte mit niemandem reden. Nur die gelegentlichen Besuche seines Anwaltes rissen ihn aus dem deprimierenden Einerlei, aber auch er konnte ihm nicht aus seiner Schwermut heraushelfen. Er hatte aufgegeben und wartete nur noch ab.
Inzwischen war es April geworden. Der Termin für die Verhandlung stand immer noch nicht fest, aber das war Sascha egal. Immer öfter verweigerte er das Essen, warf es in die Toilette. Niemanden fiel auf, dass der ohnehin schmale junge Mann immer weiter abnahm. Bis zu dem Tag, als Sascha zusammenbrach und wieder in die Klinik kam. Zwei Tage wurde er künstlich ernährt, wechselte zwischen Bewusstlosigkeit
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