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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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übertrieben, weil er wegen ihr so unter Stress stand. Und ich dachte, sie wäre das Mädchen, das alles hat ...«
    »Sie ist eher das Mädchen, das nichts mehr hat. Deshalb hat sie ihre Sachen gepackt und ist zu ihrem Vater zurückgekehrt. Und dann findet sie wieder einen jüngeren Mann. Hat sie die Sache mit Dennis erwähnt?«
    »Nein, aber sie hat mit Sicherheit Männerprobleme. Vielleicht war das der Grund, weshalb Bill so reagiert hat. Er will nicht, dass ihr noch einmal Schmerz zugefügt wird.«
    »Vielleicht ... Komm her.« Sie setzte sich auf meinen Schoß und ich umarmte sie. »Ich habe den Eindruck, du hast den Beruf verfehlt.«
    »Das finde ich ja gerade so beunruhigend. Ich bin keine Psychologin. Du erzählst immer von Patienten, die zu viel reden, die sich zu schnell öffnen und dann plötzlich feindselig werden ...«
    »Aber du hast doch gar nichts gemacht, Schatz. Du hast keine Fragen gestellt, sondern nur zugehört. Du bist nicht für sie verantwortlich.«
    »Das weiß ich, Alex, aber ich mag sie. Sie ist so eine nette, süße Frau. Sie hat Schreckliches hinter sich. Sie war gerade drei, als ihre Mutter starb und Bill sie wegschickte. Zuerst war sie bei Verwandten und dann im Internat. Sie sagt, sie macht ihm keine Vorwürfe deswegen, aber kannst du dir vorstellen, wie weh es getan haben muss? Meinst du, ich könnte ihr helfen?«
    »Nur wenn sie dich weiter als Zuhörerin wählt - und solange es dir nichts ausmacht. Die Insel kommt mir immer mehr vor wie das Paradies nach dem Sündenfall.«
    »Nicht ganz«, sagte sie und lächelte. »Es gibt hier keine Schlangen, nur Käfer.«
    »Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, unseren Aufenthalt hier abzubrechen - nein, warte, lass mich ausreden, Robin. Ich habe dir nicht alles erzählt, was mir hier nicht gefällt.«
    Sie schaute zu mir hoch. »Und das wäre?«
    »Vielleicht leide ich unter Verfolgungswahn, aber ich werde den Gedanken nicht los, dass jemand diese Viecher in unser Badezimmer geschmuggelt hat.«
    »Aber warum sollte das jemand tun, Alex?«
    »Vielleicht will jemand, dass wir hier verschwinden.«
    »Wer und warum?«
    »Das weiß ich nicht, aber ich bin ziemlich sicher, dass Bill nicht ganz offen war bezüglich der Gründe, derentwegen er mich hier haben wollte. Es könnte etwas im Gange sein, von dem wir keine Ahnung haben.«
    Ich erzählte ihr von Morelands Sturz in seinem Büro, den Zeitungsausschnitten auf seinem Schreibtisch und dass er wusste, dass ich mit Milo befreundet war.
    »Du meinst, er hat dich wegen eines Verbrechens engagiert? Etwa der Mord auf dem Südstrand?«
    »Er sagt, das wäre hier seit Ewigkeiten das einzige nennenswerte Verbrechen gewesen.«
    »Aber was könnte er von dir wollen?«
    »Ich weiß nicht, aber er hat mir den Autopsiebericht gezeigt. Außer ihm und Dennis bin ich der Einzige, der ihn je zu Gesicht bekommen hat. Das sagt er jedenfalls. Jedes Mal, wenn ich mit ihm rede, meine ich, er verschweigt mir etwas. Entweder er hat noch nicht den Mut, offen zu mir zu sein, oder er wartet noch ab, ob er mir trauen kann. Die Frage ist: Werde ich ihm je trauen können? Er hat mich nämlich schon in einer anderen Sache angelogen.«
    Ich erzählte ihr von Samuels Strahlentod und meinem Gespräch mit Micah Sanjay.
    »Eigenartig«, sagte sie. »Aber vielleicht gibt es eine Erklärung. Warum fragst du ihn nicht einfach?«
    »Das wollte ich, doch als ich ihn in seinem Blut sah, tat er mir wohl zu Leid. Ich werde ihn später fragen.«
    »Und du denkst wirklich daran, abzureisen?«, fragte sie traurig.
    »Warte, bis du hörst, was ich über den Mord weiß. Ich habe es dir nicht alles erzählt. Es war kein normaler Mord. Das Opfer ist regelrecht geschlachtet worden. Man könnte meinen, es wäre ein Kannibale am Werk gewesen.«
    Sie rutschte von meinem Schoß und ging zum Schreibtisch.
    »Dachtest du, ich würde das nicht verkraften?«
    »Ich hielt es für unnötig, dich mit all den ekelhaften Details zu belasten.«
    Sie sagte nichts.
    »Ich wollte dich wirklich nicht bevormunden, Robin, aber schließlich sollte dies ein Urlaub sein, jedenfalls für dich.« Ich stand auf und ging zu ihr. Sie legte ihre Arme um mich und drückte ihr Gesicht an meine Brust. »Wenn du willst, werden wir natürlich abreisen.«
    »Nein, ich will nichts überstürzen. Wahrscheinlich ist es sowieso nur meine Fantasie, die wieder mal mit mir durch geht. Du hast mich beruhigt, Schatz. Vielleicht sollte ich dich als meine Therapeutin engagieren.«
    »Kommt

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