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Satans Eulen

Satans Eulen

Titel: Satans Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hochdruckgebiet hinein. Das hieß wenig Wind, Sonne, ein ruhiger Atlantik. Ich kannte ihn anders, und immer wenn ich die graugrüne, wogende Weite sah, mußte ich daran denken, wie oft ich schon unfreiwillig im Atlantik »gebadet« hatte. Das sollte diesmal nicht so sein.
    Am zweiten Tag erreichten wir die norwegische Küste mit ihren unzähligen Buchten, Zungen und Fjorden. In vier Fjorde waren wir bereits hineingefahren, und es war jedesmal ein Erlebnis. Da es keine Untiefen und gefährlichen Klippen gab, konnten wir Passagiere ohne Angstgefühle die Eindrücke in uns aufnehmen.
    In den Himmel schienen die Felsen rechts und links des einlaufenden Schiffes zu wachsen. Je nachdem wie die Sonnenstrahlen auf die Wände fielen, schimmerten sie in allen Farben des Spektrums, mal grünlich, dann gelb oder rötlich violett.
    Ein prächtiges Panorama und eine ruhige, fast schon spiegelglatte See. Auch Johnny hatte einen Heidenspaß, und er hatte einen Spielkameraden gefunden. Einen sechsjährigen Dänen, der mit seinen Eltern unterwegs war. Die beiden Kerle waren die Lieblinge der Besatzung und der Passagiere. Sie bekamen soviel zugesteckt, daß es Johnny von seinem Schokoladenbauch am dritten Tag schlecht wurde und er das Bett hüten mußte, während wir am Abend zum Kapitänsdinner eingeladen waren.
    Man hatte das Schiff festlich illuminiert, es erstrahlte in hellem Glanz. Bill und ich hatten uns in unsere Smokings geklemmt und fühlten uns beide nicht sehr wohl.
    Eigentlich wollten wir zusammen in den Speiseraum gehen, aber die Conollys hatten noch nicht die Ruhe gefunden, weil es Johnny schlecht war und er deshalb quengelte.
    »Geh du schon vor«, sagte Bill »und halte uns einen Platz frei. Nur nicht so nahe an der Kapelle, das ist mir zu laut.«
    Da hatte der Reporter genau in meinem Sinne gesprochen. Ich warnte ihn. »Denk daran, die Plätze sind reserviert.«
    »Da läßt sich ja was machen.«
    »Okay, ich werde mein Bestes tun«, erwiderte ich grinsend und hob die Hand zum Gruß, bevor ich verschwand.
    Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Das konnte ich durch ein kleines Fenster erkennen. Wir machten auch keine Fahrt mehr, das Schiff war in einem Fjord vor Anker gegangen.
    Um zwanzig Uhr sollte das Dinner beginnen. Als ich auf die Uhr schaute, stellte ich fest, daß noch eine halbe Stunde Zeit war. Die wollte ich mir zum Teil auf Deck vertreiben. Es war zwar kühl, ich trug auch keinen Mantel, aber das machte nichts. Ein bißchen frischer Wind tat mal ganz gut.
    Die Treppen zu den einzelnen Decks waren mit dicken Teppichen belegt. Holzwände, indirekte Beleuchtung, man hatte sich wirklich alle Mühe gegeben. Auf den Stufen standen Passagiere und unterhielten sich. Die Frauen trugen ihre Garderoben zur Schau. Ich sah sehr viele Pelzmäntel, und auf kostbaren Brillanten wurde das Licht gebrochen. Ich war kein Freund von teuren Pelzen. Da brauchte ich nur an die Robben zu denken, die jedes Jahr abgeschlachtet wurden, um einen Pelzmantel oder eine Pelzjacke sofort in die Ecke zu feuern oder zu verbrennen.
    Da wir innerhalb eines schmalen Fjords vor Anker gegangen waren und die hohen Felswände einen guten Schutz bildeten, war es sogar an Deck windstill. Nur eben die abendliche Kühle ließ den Atem als Dampf vor meinen Lippen stehen.
    Ich schlenderte lässig bis zur Reling und schaute hinunter auf das Wasser.
    Es sah aus wie Teer. So dunkel. Nur hin und wieder schimmerte ein heller Lichtreflex auf der Oberfläche. Ich hatte das Gefühl, der einzige Mensch an Deck zu sein. Mein Gesicht wurde von der bunten Glühbirnengirlande über mir angestrahlt, und wenn ich den Kopf drehte, so sah ich die große Brücke. Hinter ihren breiten Scheiben leuchtete das Licht im grünen Schimmer.
    Ich drehte mich wieder um und wollte zu den Zigaretten greifen, als dicht über meinem Kopf etwas hinweghuschte. Sofort schreckte ich hoch, steppte unwillkürlich zur Seite, da war der Schatten bereits verschwunden. Nur noch etwas Helles, Weißgelbes sah ich in der Luft schimmern.
    Ein Vogel mußte das gewesen sein, der mich so erschreckt hatte. Klar, hier flogen zahlreiche Möwen umher, denn im Meer fanden sie genügend Nahrung.
    Die Flamme schirmte ich mit der Hand ab, als ich mir die Zigarette anzündete. Aus dem Schiffsbauch hörte ich das Summen zahlreicher Stimmen, irgendwo über mir knatterten Fahnen im Wind, und am Himmel schimmerten die ersten Sterne. Sie umrahmten einen abnehmenden Mond, der mich an einen hellen Ball erinnerte,

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