Satans-Krone
Aleister Crowley in seiner Zeit spekuliert. Das hatte er haben wollen, und so war es ihm gelungen, Macht über seine Diener und Mitglieder des Zirkels zu bekommen und sie so weit zu bringen, dass sie das Perverse und Unmenschliche schon als normal hinnahmen. Traurig, aber wahr.
Zu seinen Zeiten hatte ich natürlich nicht gelebt, aber wer einem Job nachging wie ich, der kam einfach nicht an ihm vorbei. Crowley war grauenvollste Historie.
Ich dachte auch über Isaak Lambert nach. Wer war er? War er wirklich nur ein Crowley-Forscher oder ein geschickter Bluffer, der es verstand, uns vor seinen Karren zu spannen? Sicherlich verfolgte er bestimmte Ziele. Er wollte die Krone finden. Aber wollte er auch, dass sie vernichtet wurde? Oder hatte er vor, sie für sich einzusetzen? Dazu hätte er uns nicht gebraucht. Andererseits konnten wir ihm auf seinem Weg dorthin behilflich sein. Hatte er wirklich alles erzählt?
Ich wusste es nicht. Ich wollte ihn auch nicht fragen und alles an mich herankommen lassen. Wobei ich zugab, dass ich mich auch irren konnte.
Im Prinzip wirkte Lambert harmlos. Aber er war konsequent und hatte wirklich die Spur der Satans-Krone sehr hart verfolgt. Sonst hätte er es nicht geschafft, diesen Hank in der Irrenanstalt aufzutreiben.
Wir konnten die Fahrt wirklich genießen, denn der Verkehr hielt sich in Grenzen. Es war kein Wochenende, denn an diesen Tagen strömten die Großstädter in Scharen auf die Küste zu, um irgendwelche Kurzurlaube zu genießen.
Isaak Lambert hatte es sich auf dem Rücksitz bequem gemacht. Er war auch guter Laune. Hin und wieder summte er die Melodie eines Songs oder pfiff sie nach. Dann lachte er auch mal auf, ohne uns allerdings zu erklären, warum er sich so wohl fühlte. Bis Suko ihn fragte und sich auf dem Sitz dabei halb umdrehte. »Was macht Ihnen denn eine so große Freude, Mr. Lambert?«
»Ach, die ist allgemein.«
»Wie nett.«
»Na ja, nicht ganz. Ich freue mich nämlich, dass es weitergeht. Verstehen Sie? Ich sehe Licht am Ende des Tunnels, und dafür bin ich Ihnen dankbar.«
»Wir tun nur unsere Pflicht und hoffen, dass auch alles seine Richtigkeit hat.«
»Das hat es, darauf können Sie sich verlassen. Ich spüre, dass Sie zweifeln, aber die Krone existiert. Da habe ich Ihnen keinen Bären aufgebunden. Wir müssen sie nur finden.«
»Kennen Sie den Weg?«
»Nicht genau, aber es gibt Hinweise.«
»Welche?«
»Ach, Inspektor, wir sollten uns überraschen lassen.« Er räusperte sich und lachte leise vor sich hin.
Dann fragte er: »Habe ich eigentlich mit Ihnen darüber gesprochen, wo ich in Hastings wohne?«
»Bis jetzt noch nicht.«
»Ich habe mich dort eingemietet, allerdings nicht in einem Haus, sondern in einem Boot.«
Die Erklärung machte auch mich munter. »Was haben Sie da gesagt? In einem Boot?«
»Klar, ich habe es mir geliehen.«
»Warum?«
»Ich fand es besser.«
»Sie lieben Boote?«
»Besonders im Sommer. Man ist recht unabhängig. Ich wollte allein sein, wissen Sie. Ich wollte nicht unbedingt am Morgen Fragen irgendwelcher Pensionswirte hören, die es zwar nett meinen, mir letztendlich aber auf den Nerven herumtrampeln. Da habe ich mir dann gedacht, miete dir ein Boot, und du hast deine Ruhe.«
»Auch eine Möglichkeit«, sagte ich und dachte daran, dass Isaak Lambert für weitere Überraschungen gut sein könnte. Ich war überzeugt, dass er im Laufe der Zeit mit weiteren Informationen herausrücken würde, wir mussten nur abwarten.
Wir näherten uns der Stadt von Norden her und fuhren dabei über die A 21. Sie stellte die direkte Nord-Süd-Achse dar; so war die Küste am schnellsten zu erreichen.
Links lag der Beauport Park. Ein großes Camping-Gelände, auf dem die Wohnwagen standen und wo die Menschen sich selbst versorgen konnten, denn es gab genügend Geschäfte und auch Kneipen.
Auf den letzten Kilometern hatten wir schon zahlreiche Wohnwagen überholt, deren Fahrer alle dieses Gebiet ansteuerten.
Wir rollten vorbei und nach Hastings hinein in Richtung Hafen. Wir brauchten nicht an den Strand, zu dem einige Seitenstraßen führten, und wir hatten in Isaak Lambert einen Führer, der uns den richtigen und auch den kürzesten Weg weisen konnte. So verfuhren wir uns nicht einmal im Gewirr der zahlreichen kleinen Straßen, die, zusammen mit ihren Häusern, wie geputzt aussahen. Hastings hatte sich für den Strom der Feriengenießer und Urlauber fein gemacht. Hier standen alte und neue Häuser friedlich zusammen, und
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