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Satanskuss (German Edition)

Satanskuss (German Edition)

Titel: Satanskuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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Zündhölzchen hatten sich in dem aufgeriebenen Brokat verfangen.
    Vorsichtig rieb er eines von ihnen an und entzündete mit ihm seine Pechfackel. Die ungewohnte Helligkeit ließ ihn die Dunkelheit intensiver wahrnehmen, als zuvor. Licht und Dunkelheit schienen nun nicht mehr miteinander zu tanzen und sich heiter zu umschlingen, sondern einen erbitterten Kampf gegeneinander auszutragen.
    Raffael schüttelte den Kopf, als er versuchte, dem Gedanken zu entkommen, der nicht zu ihm passte.
    Trotzdem prüfte er den Stoff der nächsten Tasche gründlich und ließ erst dann das letzte Zündhölzchen hineingleiten. – Zeit, sich einen neuen Mantel zu verdienen!
    Raffael unterdrückte den Wunsch, auf den letzten Metern zur Tür triumphierend zu pfeifen. Das würde er sich für später aufheben. Die Melodie hatte er sich schon zurechtgelegt, aber erst, wenn auch das letzte Indiz an den richtigen Platz gerutscht war, konnte sich er ein persönliches Siegeslied gönnen. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
    Der Ermittler zwang sein Gesicht zu einem herablassenden Lächeln, bevor er die Tür, das letzte Hindernis zwischen sich und der wichtigsten Verhaftung des Jahrhunderts, aufstieß.
    Verwirrt erstarrte der Mittvierziger. Unmöglich!
    Enttäuschung und Wut stritten in seinem Inneren um die Vorherrschaft.
    Er sah sich in dem Raum um, doch es gab keinen Hinweis darauf, was schief gegangen war.
    Inmitten des vierzig Schritt großen, rund gemauerten Raumes, hing sein Verdächtiger an einem Strick vom Kerzenleuchter.
    Alle zwölf Kerzen brannten und verzerrten das Bild, welches sich dem enttäuschten Ermittler bot, auf surreale Art und Weise, tauchten den Boden, der mit unzähligen Gegenständen bedeckt war, den umgestoßenen Stuhl unter dem Toten und selbst die nasse Lache unter ihm, in ein Gemisch aus rot, grau und schmutzigem Braun.
    Wie viel Zeit hatte der Mann allein in dem Raum gehabt, bevor Raffael die Tür aufgestoßen hatte?
    Zwei Minuten? Drei? Zeit genug, sich selbst umzubringen? Raffael ließ seinen Blick von der frischen Leiche über die Gegenstände auf dem Boden gleiten.
    Sein Verstand arbeitete fieberhaft und versuchte einen Zusammenhang zwischen den Teilen, Bruchstücken und Gegenständen – eine mögliche Erklärung – zu finden.
    Raffael wünschte sich plötzlich sein Gehirn würde damit aufhören.
    Doch das lag nicht im Naturell des Ermittlers.
    Zuviel Grauen brandete in ihm auf, bearbeitete sein Unterbewusstsein, schwappte immer wieder an die Oberfläche, um Bruchstücke einer Erinnerung anzuschwemmen und dann zurückzufluten.
    Langsam und verwirrt wich er zurück, während das viele Blut, der Kupfergeruch und die Fleischstücke, die während der Ermittlung gesehenen Spiegel, Geschwafel von Seelen und Magie, ein Kaleidoskop verworrener Eindrücke bildete, und sich in seinem Hirn neu formierten.
    Raffael konnte ein Würgen nicht zurückhalten, als der letzte Damm um sein Unterbewusstsein brach.
    Manchmal gab es gute Gründe dafür, warum ein Gehirn sich weigerte, sofort eine gesamte Situation offen zulegen. Dann gestattete es einem nur einzelne Bilder die keinen Sinn machten, nur um zu warnen und darauf aufmerksam zu machen, dass ein ernsthafter Schaden entstehen könnte, wenn man weiter darauf bestand, sehen und wissen zu wollen. – Raffael hatte diese Warnungen ignoriert und musste nun mit den Konsequenzen leben.
    Der Blutgeruch manifestierte sich in seinem Gehirn wie ein Bleibrocken, die bildhaften Bruchstücke ergaben plötzlich einen Sinn.
    Doch das konnte nicht sein, sollte nicht sein! Menschen durften nicht zu Klumpen Fleisch und Knochen degradiert werden!
    Einen schockierten Schrei unterdrückend, presste Raffael sich die Hand vor den Mund und taumelte zurück, während er versuchte, den ersten wirklichen Blick in den Raum zu verdrängen und sich damit zu beruhigen, dass der Täter tot war. So etwas würde nie wieder geschehen.
    Der Ermittler stolperte, das Licht seiner Fackel brach sich in einer Spiegelscherbe am Boden und erhellt kurz Raffaels Gesicht, bevor er einen weiteren Schritt nach hinten machte.
    Mit geballter Macht begriff Raffael. Das letzte Puzzleteil rutschte an seinen Platz. Bei jedem Opfer der Mordserie hatte er ein Spiegelstück gefunden.
    Also war sein Verdächtiger, der Mann, dem er hierher gefolgt war, ein Opfer – kein Täter. Sündenbock!
    Die Kälte, die durch Raffaels Gliedmaßen kroch, sich mit jedem Herzschlag mehr verteilte und sich auf seiner Haut als Gänsehaut

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