Satanskuss (German Edition)
Überbringer der Nachricht wirkte als wünsche er sich möglichst weit weg – mindestens auf den nächsten Kontinent. „Die Untersuchungen laufen, wir haben nicht gewusst, dass er wichtig ist.“
„Das er wichtig ist?“ Marcus war drauf und dran den kleineren Mann zu ohrfeigen. Der wichtigste Fall des Jahrhunderts lief aus dem Ruder und das nur, weil er nicht über Raffaels Ableben informiert worden war.
Der zierliche Mann beobachtete, wie sein Vorgesetzter die Prostituierte in der merkwürdigen Tracht von sich schob und seine Hose über die immer noch harte Erregung schloss.
Einen Moment lang hatte Andros gedacht, es wäre wirklich eine Novizin, die seinen Vorgesetzen nach allen Regeln der Kunst bediente. Dann hatte sich die Frau umgedreht und er hatte unter den schlecht gefärbten, roten Haaren billige Käuflichkeit erkannt.
Im Stillen amüsierte sich Andros über die Ruhelosigkeit die Marcus ausstrahlte und für seine stadtbekannte Vorliebe für rote Haare.
Niemals würde jemand wie Marcus diesen Fall lösen können, dafür fehlte ihm nicht nur die nötige Weitsicht, sondern auch der Glaube.
Schließlich blieb Roms schlaksiger Polizeipräsident vor Andros stehen und blaffte ihn an: „Wer leitet die Untersuchungen in dem Fall?“
„Ich, Herr!“
„Sie?!“ Aus Marcus Stimme sprach eine deutliche Überzeugung, die nicht zugunsten des kleineren Mannes ausfiel.
„Und?“ Marcus beugte sich noch weiter vor, ließ seine Größe ebenso spielen, wie die erst vor kurzem gewonnene Macht seiner neuen Vormachtstellung als Polizeipräsident.
„Am Tatort, dem Parco degli Scipiani haben wir kaum Blut gefunden.“
„Besonderheiten?“
„Keine!“
Marcus schürzte die Lippen. Kaum Blut nannte dieser Untergebene keine Besonderheiten. Kein Wunder, dass sie bei diesem verzwickten Fall nicht vorankamen. Und zu allem Überfluss war jetzt auch noch der einzige Mann getötet worden, der über alle Ermittlungsschritte Bescheid wusste und den Marcus angeheuert hatte, damit er heimliche Nachforschungen anstellte.
„Wo ist er?“
„Wo ist wer?“ Der kleine Mann schien nicht nur unfähig zu sein, sondern auch noch begriffsstutzig.
„Raffael. Die Leiche.“
Ohne, dass eine Antwort nötig war, begriff Marcus, dass sein Gegenüber es nicht wusste.
„Haben Sie einen Namen?“
„Andros, Herr!“
III.
Als Ariel die Tür hörte, war es bereits zu spät. Ihr Experiment explodierte wie vorhergesehen in einem leuchtend hellen Lichtblitz.
Sie war bei dem unangekündigt unvorsichtigen Besucher, bevor sich der Rauch gelegt hatte und beugte sich über ihn, um seine Lebenszeichen zu prüfen.
Schließlich sah sie sich leise fluchtend in dem kleinen Raum um – so etwas geschieht natürlich, wenn alle anderen nicht da sind! – und entschied sich für das Hebebett, welches sie vor wenigen Tagen repariert hatte.
Lauter fluchtend schickte sie sich an, den schweren Mann auf die Matratze zu schieben. Der Fremde stöhnte vor Schmerzen, machte aber keine Anstalten zu erwachen.
Ariel seufzte leise, war jedoch froh über die Bewusstlosigkeit. Sie erlaubte ihr die ruhige und gründliche Erstversorgung seiner verblitzten Augen.
Behutsam bedeckte sie die Lider des Unbekannten mit einem dunklen Stofftuch und überlegte einen Moment. Es würde zu lange dauern, um Hilfe zu holen. Zulange, um den Verletzten allein zu lassen und Gefahr zu laufen, dass er seine Augen dem Tageslicht aussetzte.
Ariel überlegte, während sie ihr Opfer betrachtete. Wohlhabend, modisch gekleidet und zivilisiert , entschieden ihre Gedanken. Gefährlich attraktiv .
Ariel zögerte nur einen kurzen Moment, dann schob sie ihre moralischen Bedenken beiseite und griff nach weiteren Stoffstreifen.
Während sie die Tinktur zubereitete, redete sie mit möglichst sanfter Stimme auf den Verletzten ein, erklärte ihm, was sie tat und welchen Zweck die Mixtur erfüllte. Falls er erwachte, sollte er sofort wissen, dass sich um ihn gekümmert wurde!
***
Als die Tür hinter Andros zufiel war sich der Polizeipräsident seiner Empfindungen immer noch nicht sicher. Wut über die Unfähigkeit seiner Untergebenen, Angst und Zufriedenheit über Raffaels Tod stritten in ihm um die Wette.
Einerseits hatte er einen der besten und leider auch unzuverlässigsten Ermittler verloren, die die Stadt Rom je gekannt hatte – andererseits war mit Raffael auch einer von zwei Nebenbuhlern um die Gunst seiner ehemaligen
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