Satt Sauber Sicher
"Mitnahme von Leben. Expressantigeburt. Sterben. Nichts weiter. Es ist nichts weiter als vergehen. Die reine biologische Entsorgung." Roland und die Verzweiflung sind mittlerweile gute Spielkameraden wie auch anders, im Angesicht des Todes. Der Mut des zerbrochenen Börsenangestellten lässt folgende Worte zu: "Entsorgung ist ein schönes Wort. Ein zaghaftes Sichwegbewegen vom Leben kommt nicht in Frage, lass es wie einen Unfall aussehen, vielleicht ein Amokläufer ...?"
Das, was Roland für den Kopf des Todes hält, wippt auf und ab, geringschätzig, abweisend und doch Einhalt gebietend: "Kollege, es ist kurz nach zwei Uhr, demnach mitten in der Nacht, wo soll ich um diese Zeit einen Amokläufer herkriegen. Die pennen alle schon. Wie wär's mit 'nem Verkehrsunfall?" Roland erkennt den Tod als ein handelndes und leicht zögerndes Wesen und ist entzückt von Kinderträumen, die er sein eigenes Ableben betreffend hatte. "Nö, zu primitiv, lass mal. Geht nicht was Spektakuläres? Ein Braunbär, der mich hier im Park erlegt? Geht so was? Was mit Tieren? Ein Wolf? Ein Löwe?" Ein Lächeln umspielt seinen Mund, sieht ungesund aus dieses Lächeln, ist es auch. Es ist falsch, hinterhältig, es symbolisiert Rolands Leben perfekt. Die Maske des Grinsens zerfällt in dem Augenblick, als das personifizierte Sterben die Worte flüstert: "Alter, bleib aufm Teppich, nur weil du voller Krebs bist, kann ich hier nicht 'ne Super-Fantasy-Show auffahren. Ich bin ja nicht Siegfried und Roy ..." Roland entgegnet, wie man halt dem Tod was entgegnen kann: "Aber du bist der Tod. Sei mal kreativ. Überleg dir mal was Krasses!" Der Tod fühlt sich philosophisch herausgefordert: "Bin ich allein denn nicht schon krass genug? Hast du denn gar keine Angst vor mir?" Roland blickt auf seine verglimmende Kippe, die langsam runterbrennt und sich in die Bestandteile Glut und Asche zersetzt. "Doch schon", wittert Roland eine Gelegenheit ein Herz-Hirn-Gespräch zu führen, "aber mehr vor dem, was nach dir kommt. Dich kann man schmerzfrei überwinden, aber dann, was geht dann ...? Was ist die menschliche Niederlage, wenn der Tod kommt? Und ist es überhaupt eine Niederlage?" Der Tod schaut tödlich, wirkt ein wenig gereizt von Entgegnungen dieser Art, will aber aus elementaren Coolnessgründen die Oberhand über das Gespräch zurück. "Überraschung, das siehst du dann, aber so weit entfernt von deiner Jetzt-Existenz ist das gar nicht." ... Der Tod bekommt eine SMS ... "Scheiße, ich muss weg. Selbstmordattentäter. Aber never mind, mein Freund. I'll be back und dann finden wir schon was!"
"Krieg ich so lang meine Zunge wieder?", fragt Roland und wundert sich, dass er die ganze Zeit seine Stimme in Bewegung fühlt, die sich aus seinem Mund in zerbrochenen Wörtern äußert. Ein fairer Tod ist das und spricht schon freundesgleich: "Klar und entspann dich noch'n paar Tage und vielleicht solltest du mal deine Eltern besuchen, bevor ich das tue. Die vermissen dich." "Danke, Mann!" Roland fühlt ein wenig Wohlbehagen. "Ich bin eine Frau." Der Tod hat also doch ein Geschlecht ...
Der Tod haut wieder ab und Roland erkennt den Sommer in sich. Das Leben. Egal was hier Traum und Realität ist und war. Er schläft unter diesem Baum ein und schläft einen äußerst gerechten und vor allem traumlosen Schlaf. Währenddessen kotzt er ein bisschen, weil alles einfach zu viel ist. Um ihn ein stiller, nächtlicher Park. Dunkelheitsberuhigung.
Ein Traumgedanke an seine Eltern. Offene Rechnungen, niedergelegte Emotionen. In ihm wächst die Krankheit. In ihm brennt Elend, in ihm verbrennt der Mensch, der er ist.
... and the Oscar NEVER goes to ...
Am Stadtrand hält sich ein Naherholungsgebiet auf. Liegt da rum und grünt natürlich. Es gibt betretene Wege und belassene Flächen. Menschen mit Hunden, die das alles vollkacken, laufen orientierungslos herum und nennen das Freizeit. So ermorden sie ihre Lebenszeit und vermuten einen Sinn dahinter. Wissen aber nichts die Menschen mit den Scheißhunden. Ahnen nur etwas Großes. Grübeln, während sie laufen. Oder reden Belanglosigkeiten in anderer Menschen Ohren hinein. Deren Gehirne verwerten das und scheiden dann, wie ein ganz gewöhnliches Verdauungssystem, das aus, was nicht benutzt werden kann. Verstoffwechslung von Informationen nennt man so was.
Andere, etwas ältere Menschen sitzen auf Bänken und vergiften Tauben und andere Kleintiere mit Essensresten. Ihr guter Wille steht in ihren verlebten Fressen. Da sind kleine
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