Satt Sauber Sicher
Fliegen, die um die Gesichter dieser Leute schwirren und von den Bakterien auf den Oberflächen ihrer Häute essen. Tiere streicheln Menschen. Menschen merken nix.
Das Naherholungsgebiet fühlt sich beschissen. Sein Nachbar ist eine neue vierspurige Autobahn. Die Schallschutzwände aus Beton. Stehen da rum und sind so unkonzentriert wie nervöse Hauptschüler. Allzu durchlässig von Lärmgewalt belagert, die Wände. Hunde pinkeln dran. Hauptschüler auch. Einer hat mal drangeschrieben: "Der Antikapitalismus ist die Waffe der Unwissenden." Die Wand hat kurz gelacht. Der Park hat kurz gelacht. Der Typ, der das verfasst hat, hat mittlerweile eine Firma für Abfallentsorgung. Man sieht, aus jedem Müllhaufen kann was werden ...
Da liegt der Park. Mittendrin ein See. Darauf langweilt sich ein Rudel Schwäne. Treiben so seeauf und -abwärts. Gucken sich die Menschenan, die ihnen halbe Brötchen ins Gesicht werfen. Die Schwäne sind aber recht cool. Es sieht ja immer so aus, als ob sie sich freuen würden über den ganzen Abfall, den die Leute so als Restnahrungsmittel in den See werfen. Die Schwäne grinsen wohl wissend, nehmen das Brot auf und schmeißen das in nahegelegene Mülltonnen, ohne dass die Menschen das sehen. Und die Menschen bestehen im Glauben, sie tun was Gutes. Geben armen Vögeln Essen. Wie schön. Muss man nicht mehr für Negerkinder spenden. Kann man auch dreimal die Woche sein Kind vergewaltigen. Kann man auch mal die Sekretärin mobben und dann Sex erpressen. Zumindest einen geblasen bekommen. Die Menschen flüchten sich in solche schönen Feierabendgedanken, die sie dann nach der Nahrungsaufnahme auch realisieren. Wie schön ist doch die Welt, wie dumm sind doch die Menschen, wissen die Schwäne und treiben Richtung Weißbrot. Grinsend.
Eine Gruppe junger Frauen walkt die Wege platt. In ihren Köpfen hallt: Mich will sowieso keiner. Und: Schokolade ist ein Psychologe. Sie haben Stöcke in den Händen. Damit fühlen sie sich sportlich. Sie walken also so rum und unter ihnen sterben kleine Tiere. Die Sneakers (so neumodische Synthetikschuhmode, nicht der Schokoriegel), in denen ihre formlosen Füße Sport treiben, schwitzen. Der ganze Schuh suppt. Und saugt aus sportlichen Gründen alles auf, was er reingedroschen bekommt. Wer solche Schuhe isst, geht tot. Sofort. Die Frauen benutzen während des Sports Deodorants mit Chemiesommerblumenmassakergestank, um nicht komisch oder dumm zu riechen. Wer hat eigentlich definiert, dass Schweiß stinkt? Bestimmt derselbe, der befohlen hat, dass man die Exkremente seiner Lieben nicht essen sollte.
Von fern sieht man eine Gutaussehende mit Charakter sich nähern. Joggend. Ihr Haar weht im Wind, so wie Haare nun mal sind. Formvollendet macht die Frau Sport. Der gelernte, verschnellerteGang. Sie trägt die Charakterstärke nicht vor der Brust, sondern dahinter und da wohnt auch eine Menge anderer Scheiß. Britta heißt das Wesen. Und sie bewegt sich zügig durch diesen Park. Der Blick nach vorn. Jogging against being. Der Lauf gegen ihr So-sein-wie-sie-ist. Denn das will sie nicht. Laufen macht den Kopf frei und der ist belagert von allerlei.
Britta joggt. Sie fühlt sich fett. Ist aber am Rande des medizinischen Idealgewichts. Doch die neue Rolle verlangt KZ-Melancholie in Körper und Seele. Es ist kein Nazifilm, einfach nur ein moderner Streifen. Es geht um ganz gewöhnliche junge Menschen in dem Film. Eine Independentproduktion, wo die Britta vielleicht für neunzig Stunden Arbeit 900 Euro bekommt. Also wenn der Film verkauft werden kann. Es geht eigentlich um nichts in dem Film. Jugendliche stehen rum und machen, was sie den ganzen Tag so machen. Mit Drogen dealen, welche nehmen, sich gegenseitig beschlafen und Spielekonsolen bedienen und pflegen. Ein untalentierter Autor hat ein Buch geschrieben, das ein untalentierter Filmemacher unbedingt der öffentlichen Meinung nicht vorenthalten kann. Kranke Seelen treffen sich, kaputte Ideen begatten sich und so entstehen Filme, in denen Britta kleine Rollen spielt. Deutsche Schauspielerin ist kein Beruf, sondern eine Tragik, es sei denn, man heißt Iris Berben und ist eh die geilste Sau der Welt.
Diese Berben Iris hat Britta mal kennengelernt. Vielmehr hat sie damals als Garderoben-Mädchen bei der Verleihung des Goldenen Bären in Berlin gearbeitet und die geile Berben hat ihre wunderbar duftende Jacke in ihre Obhut gegeben. Kein Blickkontakt, aber da war mehr als Magie für die Britta. Die hat gezittert. Ein
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