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Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Titel: Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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Kindervelos und -anhänger mehr zu propagieren.«
    Beat hörte gespannt zu. Valerie war eine gewiefte Geschäftsfrau. Sie war nicht der Typ, der sich auf den Lorbeeren ausruhte.
    »Oder ich könnte«, fuhr sie fort, laut zu denken, »Sonderanfertigungen machen, zum Beispiel Räder für besonders große Männer. Das könnte ankommen, aber ich habe es noch nicht berechnet.«
    Dann wandte sie sich ihm zu. »Und du? Ist dir nicht langweilig? Du hattest doch schon länger keinen richtig verzwickten Fall mehr. Bei den letzten paar Tötungsdelikten in der Stadt Zürich war es doch ziemlich schnell klar, wer es gewesen war. Du bräuchtest mal wieder einen richtig raffinierten Mörder, an dem du deine Hirnzellen messen kannst.«
     
    Angela Legler betastete das dicke Pflaster, das an ihrer linken Schläfe klebte. Sie war eben erwacht, zwei Stunden hatte sie geschlafen. Ihr Kopf schmerzte ein wenig, aber nicht allzu stark. Am frühen Nachmittag war sie aus dem Spital entlassen worden. Sie hatte keine Gehirnerschütterung und auch sonst keine Verletzungen au ß er einer tüchtigen Schramme. Sie solle sich übers Wochenende schonen, hatte ihr die Ärztin geraten, dann könne sie am Montag wieder arbeiten. Angela stand auf und ging ins Badezimmer. Der Spiegel zeigte ihr ein etwas blasses Gesicht, ihre dunklen, kurzen Haare waren zerwühlt, sonst sah sie okay aus.
    Aber innerlich fühlte sie sich nicht okay, ganz und gar nicht. Sie war aufgewühlt und wütend. Dass jemand es wagen konnte, sie anzugreifen! Sie, die Kantonsrätin Angela Legler! Was waren das für Zustände! Dieser Flohmarkt musste geschlossen werden, jetzt erst recht. Nicht nur Diebe und Hehler trieben sich da herum, sondern auch Gewalttäter; Leute, die sich der demokratischen Ordnung nicht fügen wollten. Aber ihre Erschütterung ging tiefer. Sie ganz persönlich war angegriffen worden, nicht nur die Politikerin, sondern die Person Angela Legler. Was hatte das zu bedeuten? Wurde ihre Autorität nicht anerkannt? Konnte man so mit ihr verfahren, weil sie eine Frau war? Sie hatte es zu etwas gebracht, sich durchgesetzt, und das würde sie sich nicht nehmen lassen. Sie ging ins Schlafzimmer zurück, setzte sich in den Sessel, der am Fenster stand, und schaute in den Garten hinaus. Der Apfelbaum hatte seine Blätter schon verloren, über der Stadt hing zäher Hochnebel.
    Seit zwei Jahren war sie im Kantonsrat und war alles andere als eine Hinterbänklerin, sie hatte eine Position in der Fraktion und im Rat – und sie hatte eine gute Medienpräsenz. Es hatte sie jahrelang geärgert, dass sie nicht studiert, sondern nur eine kaufmännische Lehre absolviert, einen Beruf hatte, bei dem die Aufstiegschancen sehr beschränkt waren. Und Pfarrersfrau zu sein, sich gemeinnützig um die Schäfchen ihres Mannes zu kümmern, war nicht ihr Ding. Das hatte sie Fritz schon am Anfang ihrer Ehe klargemacht. Mit den Jahren war sie mehr und mehr unzufrieden geworden mit ihrem Leben und hatte mit Mitte 30 beschlossen, dass sich etwas ändern musste. Sie hatte Weiterbildungen erwogen, sich aber schlie ß lich für die Politik entschieden. Es war gut gelaufen. Die CVP arbeitete daran, sich ein frauenfreundliches Image zu geben und eine energische, engagierte Newcomerin, die bereit war, sich in Dossiers zu knien, und auch auf einem Podium eine gute Figur machte, war willkommen. Man muss nur wollen, dachte sie, dann erreicht man auch etwas. Aber ein Steinwurf passte nicht in ihr Programm. Sie hatte zäh gearbeitet, sich ein parteiübergreifendes Netz von Kontakten geschaffen, sich profiliert. Man musste flexibel sein: hier kleine Kompromisse machen, dort sich knallhart durchsetzen. Mit den linken Frauen hatte sie zusammengespannt, als es um die Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs ging. Ein bürgerliches Thema hatte sie mit dem Vorsto ß , den Flohmarkt zu schlie ß en, besetzt. Mit dem Präsidium der AG KVK hatte sie sich im Umweltbereich gut positioniert. Aber dort wollte sie auch die Interessen von Wirtschaft und Gewerbe einbringen. Ein Spagat? Selbstverständlich, Politik war immer ein Spagat. Kritik, die in den Medien ab und an geäu ß ert wurde, bestärkte sie. Sie verfolgte eben ihre eigene Linie. Der Vorfall von heute Morgen war der erste empfindliche Dämpfer in ihrer politischen Karriere. Das war eine Grenzverletzung, die es nicht geben durfte. War sie verwundbar? Ganz unvermutet tauchte dieser Gedanke auf. Er erschreckte sie und sie schob ihn rasch beiseite. Angela Legler war

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