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Saubere Verhältnisse

Saubere Verhältnisse

Titel: Saubere Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Gärten mit einem Rasen und immergrünen Sträuchern.
    Richtige Müllgärten mit ausgedienten Kühlschränken, rostigen Fahrrädern und Betonröhren.
    Hinter einem der tristen Kalksandsteinhäuser im Eibenweg verbarg sich sogar ein japanischer Garten mit einem Minitempel und einem richtigen Teich, in dem große Karpfen schwammen.
    »Hattest du vor ein paar Wochen eine Aushilfe?« fragte Magnus, als sie eine Pause machten und sich im Garten der Glücklichen Familie unter der Hängematte auf den Bauch legten. »Ich habe eine andere Frau putzen sehen.«
    Der Garten war voller Spielsachen, die Kaninchen in ihren Ställen knabberten geräuschvoll und zufrieden ihre Mohrrüben.
    Er muß Helena während ihres Hafturlaubs gesehen haben, dachte Yvonne und stellte das Fernglas ein, damit sie sehen konnte, was der bärtige Familienvater so spät noch in der Küche machte. Er backte offenbar Brot.
    »Paß bloß auf, daß sie dir nicht den Job streitig macht. Sie machte einen sehr ehrgeizigen Eindruck.«
    »Ich werde den Job nicht mehr lange machen«, antwortete Yvonne.
    »Warum nicht?« fragte Magnus und nahm das Fernglas, das Yvonne ihm reichte. Es war ein hübsches, kleines Fernglas mit verblüffender Schärfe.
    »Alles hat einen Anfang und ein Ende«, sagte Yvonne.
    Auf der Veranda des lila Hauses saßen Vivianne und Hasse in einer altmodischen Gartenschaukel und hielten sich im Arm wie ein junges Liebespaar. Der Zwergspaniel versuchte, ihnen auf den Schoß zu springen, er kläffte wütend vor Eifersucht, aber es gelang ihm nicht, seine Sprünge so zu koordinieren, daß sie zur Schaukelbewegung paßten, und er landete immer wieder als Wollhaufen neben Hasses Füßen.
    Der Mann im Akeleiweg hatte zum Garten hin ein richtiges Panoramafenster, und auch ohne Fernglas konnten Yvonne und Magnus sehen, wie er im offenen Bademantel durch sein Wohnzimmer ging und sich mit den Büchern in den Regalen und den Zeitungsstapeln beschäftigte und dabei offenbar mit sich selbst sprach.
    Hinter der Hecke zu einer der großen alten Holzvillen im Weißdornweg hörten sie Musik und Stimmengewirr, sie sahen den Schein von Fackeln.
    »Ein Fest«, flüsterte Magnus. »Meinst du, wir könnten mitfeiern?«
    Yvonne schaute ihre grasfleckigen Kleider an.
    »Ich weiß nicht …«, sagte sie.
    Sie überwanden die Hecke, und im Schutz eines Geräteschuppens machten sie sich einen Eindruck vom Fest.
    Es war ein großes Fest mit vielen Menschen, die sich im erleuchteten Garten und auf der Terrasse tummelten. In der Mitte stand ein weißes Partyzelt mit aufgerollten Seitenwänden, so daß man das üppige Büffet und die Bar sehen konnte. Die Gäste unterhielten sich fröhlich und lachten.
    »Freie Fahrt«, sagte Magnus. »Los, wir mischen uns unter die feine Gesellschaft.«
    Und dann glitten sie hinter dem Geräteschuppen hervor und mischten sich unter die Gäste. Ein junger Mann streckte ihnen ein Tablett mit Weißweingläsern entgegen. Sie nahmen sich ein Glas, und mit einem diskreten Winken verschwand Magnus zu einer Gruppe von Männern, die über Computer zu reden schienen.
    Yvonne war schon kurze Zeit später in einer Diskussion mit einem Arzt, der über die Kürzungen im Gesundheitswesen sprach und der dann übergangslos und ohne eine Pause, zumindest schien es Yvonne so, zu den Jungschen Archetypen überging, die Wirkung der Hormonspirale auf die Wechseljahre, den schlechten Einfluß von Doku-Soaps und über die Vor- und Nachteile des Müllsortierens.
    Niemand schien sich über ihre Anwesenheit zu wundern, die schummrige Beleuchtung und der Alkoholpegel der Gäste taten das ihre, daß niemand die Flecke auf ihrem hübschen, gutsitzenden Kleid sah.
    »Willst du nichts essen?« hörte sie hinter sich jemanden flüstern.
    Sie drehte sich um und sah Magnus mit einem reichlich gefüllten Teller, der mit der Gabel zum Partyzelt zeigte.
    »Beim Gartenwandern muß man darauf achten, sich gut zu ernähren.«
    Bei ihrer Runde um das Büffet leistete ihr ein Anwalt Gesellschaft.
    Sie setzten sich auf die Treppe, balancierten die Teller auf dem Schoß und plauderten, bis der Anwalt zu gähnen anfing und sagte, er müsse jetzt nach Hause gehen, weil er am nächsten Tag bei Gericht sein müsse.
    »Aber es ist kein komplizierter Fall. Er hat gestanden, der Idiot. Schade, es gab keine überzeugenden Beweise gegen ihn, ich hätte einen Freispruch geschafft. Aber er hat, wie gesagt, gestanden, und ich kann jetzt nur noch versuchen, das Strafmaß zu drücken. Tragische

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