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Saubere Verhältnisse

Saubere Verhältnisse

Titel: Saubere Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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vor Weihnachten verlassen hatte. Es waren keine Weihnachtsdekorationen zu sehen – vielleicht waren sie auch schon wieder weggeräumt worden. Sie fand keines der kleinen Lebenszeichen, an die sie sich gewöhnt hatte – ungespülte Kaffeetassen und Whiskygläser, herumliegende Zeitungen und zusammengeknüllte Bonbonpapiere. Das Bett in seinem Schlafzimmer schien unberührt, seit sie vor Weihnachten die Tagesdecke gewaschen und alles frisch bezogen hatte.
    Dann schaute sie ins Fernsehzimmer im ersten Stock, und nun wußte sie, wo er Weihnachten verbracht hatte. Das Sofa mit einer zerknäulten Wolldecke und einem Kissen war sein Schlafplatz gewesen, der Tisch mit der Nähmaschine sein Eßplatz – er war voller ungespülter Teller und Krümel. Er hatte Weihnachten in einer Zelle feiern wollen, genau wie seine Frau, dachte Yvonne.
    Sie putzte das kleine Zimmer sorgfältig, faltete die Decke zusammen und bürstete ein paar Haare vom Kissen. Dann ging sie ins Schlafzimmer und sah in den Garten hinaus.
    Der Schnee war wieder geschmolzen und hatte eine Nässe hinterlassen, die den Rasen schwer und sumpfig machte, dunkelgrün wie Algen. Die nackten Bäume und Büsche waren fast schwarz vor Feuchtigkeit. Es war eine dunkle Welt da draußen, nur der weiße Kies des Steinteichs leuchtete und die abstehenden kleinen Kugeln der Schneebeere, sie glichen einem Modell eines ungewöhnlich komplizierten Moleküls.
    Yvonne versuchte, durch das Gewirr der trockenen Stengel des Miscantusgrases zu schauen. Sie wußte, daß er manchmal dort saß und über seinen toten Teich schaute. Aber der Ort lag genauso verlassen da wie der restliche Garten und das Haus.
    Dann hörte sie, wie die Haustür geöffnet wurde, und kurz darauf: Schritte, eifrige, schnelle Schritte auf der Treppe. Im nächsten Moment stand er in der Schlafzimmertür, kurz und gedrungen, mit breiten Schultern und dem kräftigen Hals und einem Gesicht, das sie im grauen Winterdunkel nicht richtig erkennen konnte. Er stand still da, die Hände hingen herab, dann machte er einen Schritt nach vorne, hielt inne und rief aus:
    »Nora. Ich habe mich so unglaublich nach dir gesehnt.«
    Sie ging ihm entgegen, nahm seine Hände in ihre und sagte leise, ihre Lippen waren den seinen ganz nahe:
    »Ich habe mich auch nach dir gesehnt.«
    Und obwohl sie auf das, was nun folgen würde, vorbereitet gewesen war – ja, sie hatte es sich in der Woche, die seit der Erkenntnis vergangen war, immer wieder lustvoll vorgestellt –, so war sie doch überrascht. In ihren Phantasien war er zögernd und ungeschickt und sie die treibende Kraft. Aber jetzt fing er an, sie auszuziehen, mit eifrigen, fast heftigen Händen, er zog sie auf das Bett mit der weißen Baumwolldecke, die Yvonne einige Wochen zuvor gewaschen und im Badezimmer getrocknet hatte.
    Zu ihrem Nora-Brick-Outfit gehörte keine spezielle Unterwäsche, und einen Moment lang war sie gespannt, wie Bernhard auf den Luxus reagieren würde, den seine einfache Putzfrau am Körper trug. Aber er schien es nicht zu beachten. Der sündhaft teure Slip wurde so schnell heruntergerissen, daß er keine Zeit hatte, die Qualität des dünnen Seidenstoffs zu bemerken, und der elegante Chantelle-BH in weißer Spitze schien ihn eher zu stören, weil er sich nicht öffnen ließ.
    Sie spürte, daß es zu schnell ging, daß sie nicht mitkam. Vielleicht war es Jahre her, daß er mit einer Frau geschlafen hatte.
    Aber plötzlich schien er keine Eile mehr zu haben. Yvonne hatte sich einmal sehr über die Frage eines Jungen amüsiert, die er an den Sex-Briefkasten einer Zeitung gerichtet hatte: Ich weiß, daß man ihn reinstecken muß. Aber was macht man dann? Diese Frage ging ihr nun durch den Kopf. Denn als Bernhard Ekberg fast gewaltsam in sie eingedrungen war, blieb er ganz still liegen, als ob auch er über diese Frage nachdenken würde. Vielleicht wollte er sich auch nur ausruhen, nachdem er die erste Etappe eines anstrengenden Laufs geschafft hatte und Kraft für die nächste sammeln mußte. Sie kam ihm entgegen, und langsam bewegte auch er sich wieder.
    Es war ein Liebesakt, wie Yvonne ihn noch nie erlebt hatte. Langsam, zögernd, manchmal fast ohne Bewegung. Wahnsinnig erregend, aber nicht befriedigend. Als ob durchs ganze Bett Sirup flösse, eine zähe Süße, die immer stärkere Lust weckte, aber nie satt machte.
    Einen Moment lang erinnerte sie sich an Jörgens durchtrainierten harten Körper und an seinen Geruch nach Salz und Jod. Dieser Körper hatte

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