Saupech (German Edition)
läutete nochmals. Nichts. Dorli ging am Zaun entlang und spähte durch die Hecke, ob sie Grete irgendwo im Garten erblickte. Nein, Haus und Garten lagen still und verlassen da. Wobei Dorli registrierte, dass der Postkasten rappelvoll war. Hoffentlich war der Grete nicht auch was passiert.
»Komm, Wuffel, die Gretel werden wir morgen noch mal besuchen. Jetzt laufen wir ein Stück.«
Idefix betrachtete sie glücklich, denn sie hatte einen dicken Ast vom Boden aufgehoben, den sie jetzt über ihrem Kopf schwang und plötzlich losließ. Idefix setzte in wilden Sprüngen hinterher.
So sehen glückliche Hunde aus , dachte Dorli. Nicht so wie der Hofhund vom Kogelbauer, der den ganzen Tag an der Kette hing und erst am Abend, wenn alle schlafen gingen, frei im Bauernhof herumlaufen durfte. Ohne menschliche Zuwendung, ohne Spielen, nicht einmal Gassi ging jemand mit dem armen Teufel. Und dann regte sich der Kogelbauer noch auf, wenn der Hund einmal ein Hendl jagte. Selbst den Hundekot räumte keiner weg. Wenn man Kogelbauers Hof betrat, tat man gut daran, aufzupassen, wohin man seine Füße setzte. Das arme Tier. Wo doch kein Bello gerne in den eigenen Garten machte. Aber als Kettenhund hatte der gar keine Wahl.
5
Agnes Schneider saß vor ihrem Computer und brütete vor sich hin. Seit die Leiche ihrer Tante Leni gefunden worden war, waren wieder fünf Tage ins Land gezogen, ohne dass die Polizei irgendeine Spur des Mörders gefunden hatte. Nur dass sie ermordet worden war, das stand mittlerweile zweifelsfrei fest. Jemand hatte ihr mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen und sie dann erwürgt, das hatte die Autopsie ergeben. Der Schlag war von hinten ausgeführt worden, sodass Tante Leni vermutlich das Bewusstsein verloren und keine Möglichkeit gehabt hatte, sich zu wehren oder zu entkommen.
Agnes war nicht bereit, tatenlos zuzusehen, wie die Polizei nichts unternahm. Sie rief sich selbst zur Ordnung und im Internet die Gelben Seiten auf. Dann suchte sie unter dem Titel »Detekteien, private Ermittler« einen Eintrag, der nicht so aussah, als würde ein Tag Detektivarbeit gleich ihren Monatslohn verschlingen. Sie fand etliche Namen und Adressen, die ihren Sitz nicht in einem Nobelbezirk hatten, und griff nach ihrem Handy. Die erste Nummer war besetzt. Bei der zweiten lief ein Tonband, das ihr mitteilte, dass das Büro noch weitere zwei Wochen unbesetzt bleiben würde. Agnes wählte mit verkniffenem Gesicht die dritte Nummer.
»Schatz?«, keuchte eine männliche Stimme ins Telefon.
Verwählt. Agnes tippte die Nummer nochmals ein. Und landete wieder bei »Schatz?«.
»Ich bin nicht Ihr Schatz. Ich suche einen Detektiv. Habe ich eine falsche Nummer?«
»Nein«, keuchte die Stimme, »ich heiße Schatz.«
Ach herrje, das hatte Agnes glatt übersehen. Der hieß wirklich Wolfgang Schatz.
»Ich hoffe, ich störe nicht?«, fragte sie irritiert ob des fortgesetzten Keuchens von der anderen Seite der Leitung. Es klang richtig ungesund.
»Nein. Ich absolviere gerade mein Lauftraining. Sagen Sie mir, was Sie möchten. In der Zwischenzeit …«
Der Typ hustete ausgiebig.
»Entschuldigung. Bis Sie fertig sind, bekomme ich wieder genug Luft zum Sprechen«, stieß er hervor.
Agnes fasste die Geschichte vom Verschwinden ihrer Tante zusammen.
»Was sagt die Polizei?« Die Stimme klang schon etwas sicherer.
»Das ist es ja, nichts. Sie haben keine Spuren und keine Ahnung, was dort im Wald passiert ist. Doch annähernd zur gleichen Zeit ist in derselben Gegend ein Mann ermordet worden. Ich glaube nicht daran, dass zwei Menschen in einem relativ kleinen Umkreis ganz zufällig gleichzeitig zu Tode kommen.«
»Das glaube ich auch nicht. Soll ich mich für Sie ein wenig umhören?«
»Sie sollen den Mörder finden!«
»Sagen Sie mir, wo Sie wohnen. Ich fahre zu Ihnen, und wir besprechen alles Nötige. Oder wollen Sie das lieber bei mir tun?«
»Nein, kommen Sie bitte.«
Agnes nannte ihm ihre Adresse.
»Gut. Es wird aber ein wenig dauern. Denn ich muss nach Hause unter die Dusche und andere Klamotten anziehen.«
Agnes legte das Handy sanft zurück auf ihren Schreibtisch. Verschwendete sie ihr Geld? Nicht, wenn der Kerl etwas von seinem Job verstand. Dann würde er herausfinden, was mit Tante Leni wirklich geschehen war. Und das war sie ihr ganz einfach schuldig.
Ihr Handy läutete. Der Detektiv?
»Haben Sie die Adresse vergessen?«, meldete sich Agnes.
»Schwesterherz, jetzt bin ich aber beleidigt. Jedes Mal,
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