Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
aufleuchtete, ehe es fast wie in Zeitlupe wieder im Nichts verschwand. Langsam wandte sie sich um und schaute den Magier an. Seine Aura erfasste sie und verursachte der jungen Priesterin einen Schauder auf der Haut. Zaghaft hob sie die Hand und legte sie auf seine Brust. Sie glaubte in seinen Augen jenes Bild wieder zu finden. Augen, die so uralt schienen wie nichts, was sie kannte. Failess stand dicht vor ihm. Sie konnte seinen Atem spüren. Plötzlich zuckte er zusammen, als habe man ihn aus einem Traum geweckt. Kurz starrten sie sich an und in diesem Moment konnte sie spüren wie seine Mauern zurückkehrten.
„Du solltest schlafen gehen.“ Er wandte sich abrupt ab und ließ sie einfach stehen. Seine Stimme klang nicht mehr warm, sondern kühl und abweisend.
Failess nahm rasch ihr Glas und folgte ihm wieder nach innen. Sie wagte nicht den Magier anzusehen. Vorsichtig hob sie Mineshka auf ihre Arme und ging zur Tür.
„Failess?“ Sie blieb stehen, ihre Hand ruhte bereits auf der Klinke. Savinama stand vor dem Kamin, beide Hände gegen den Sims gestützt und sah ins Feuer. „Tu das nie wieder.“ Für eine Sekunde zögerte sie, doch dann verließ sie eilig den Raum.
Als sie später neben Mineshka auf dem großen Bett lag und die schlafende Schwester betrachtete, kehrten ihre Gedanken zurück. Sie war nicht verärgert, eher über sich selber erschrocken. Sie mochte den Magistratero sehr. In seiner Nähe fühlte sie sich wohl. Zärtlich strich sie Mineshka das Haar aus dem Gesicht.
„Du hast eine dumme Schwester, Mineshka.“ Sie zog das Mädchen fest in ihre Arme. Nein, sie würde dies nicht wieder tun, dafür schätzte sie Savinama viel zu sehr und doch umspielte ein warmes Lächeln ihre Lippen, als sie in einen sanften Traum hinüberglitt.
Am frühen Morgen des folgenden Tages reiste sie ab.
42.
Die nächsten Tage begleitete Filyma Savinama überall hin und ließ sich von ihm das Land zeigen und berichten, was er noch wusste.
Sie stellte fest, dass ihr Verdacht, mit ihm sei eine große Veränderung vorgegangen, berechtigt war. Seine Schusseligkeit war abhanden gekommen, der Magier tat alles mit unglaublicher Ruhe und Autorität, die sogar Filyma beeindruckte. Sein Wissen, das er als Magistratero brauchte, schien uneingeschränkt vorhanden zu sein und sie stellte fest, dass er in vielen Dingen ihr weit voraus war. Niemals lachte er sie aus, wenn sie Fragen stellen musste. Manchmal hatte er eine Wortwahl an sich, die es schwer machte zu verstehen, was er meinte, doch stets hinterließen sie ein tiefgründiges Gefühl.
Filyma fand heraus, dass Savinama tatsächlich nicht mehr wusste, dass er einst der Wächter gewesen war. Zudem schien er Teile seiner Vergangenheit, die sein Leben hier betrafen, vergessen zu haben. Seine Erinnerungen reichten lediglich bis zu jenem Tag, als Ineana starb. Er wusste, dass ihn mehr mit ihr verbunden hatte. Ein Gefühl, das er Filyma nicht beschreiben konnte.
Savinama ahnte, dass Jeras seinetwegen gestorben war. Ohne den genauen Grund zu kennen, fragte er sogar nach Tamin. Eine neue Bindung zu Mineshka aufzubauen fiel ihm nicht schwer. Das Mädchen hatte ein einnehmendes Wesen und mit ihrem Lachen wickelte sie den Magistratero spielend um den kleinen Finger.
Doch zwischen all den Lücken seiner Erinnerungen verirrten sich Gedanken und Bilder, mit denen er nichts anfangen konnte. Filyma erkannte in seiner Haltung und Art, dass ein Teil des Wächters geblieben war.
43.
Mit der Zeit begann Savinama wieder zu lernen und gemeinsam mit Arthol die Lehren der alten Welt aufzunehmen. Er schlief kaum noch, als fürchte er weniger schaffen zu können, doch wirkte er dabei niemals krank. Nur wenn die Ringe unter den Augen zu dunkel wurden, musste Arthol ihn darauf hinweisen, dass er auch mal schlafen musste.
So brach der Winter über das Land und Filyma beschloss, bis zum Frühjahr zu bleiben. Zu Hause wartete niemand auf sie und sie war sich sicher, dass die Hallen auch eine Zeit lang ohne sie auskommen würden. Zudem mochte sie das Leben auf Liyiell.
Nach dem Frühstück an einem schulfreien Tag schlenderten Savinama und Filyma über den Hof, der hoch von Schnee bedeckt war. Mineshka tollte in ihrer Nähe mit Schulfreunden im Schnee.
„Wie schnell die Zeit vergeht, schon bald wird sie acht. Nur noch ein Jahr, ehe sie nach Natriell gehen wird. Fast fürchte ich, es könnte still auf Liyiell werden. Filyma lachte leise.
„Still? Bei euch ist es wie bei uns. Einem
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