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Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)

Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)

Titel: Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Steinberg
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einer großen Decke zuzudecken.“
    „Aé“, war seine kurze Antwort. Failess drehte sich herum. „Fast ist mir, als müsste ich heute Abend zwei Kinder zu Bett bringen.“ Sie hob die Hand, damit ihr Lachen nicht so laut zu hören war. Er schmunzelte und trat zum Kamin.
    „Dann werde ich heute auf dich hören. Magst du?“ Er hob zwei Kristallgläser vom Sims und schaute sie fragend an. Failess nickte.
    „An was arbeitet ihr, wenn mir die Frage erlaubt ist?“ Er goss Wein in die goldfarbenen Gläser und reichte ihr eines, während er einen Blick auf seinen Schreibtisch warf.
    „Vieles, vielleicht viel zu viel auf einmal. Ich muss einiges aufarbeiten.“ Failess Hand griff nach einem alten Buch, dessen Seitenränder schon gelbbraun verfärbt waren.
    „Darf ich?“ Er nickte und nippte an dem Wein. „Oh, ist das Liyiell?“ Ihr Finger zeigte auf eine verblasste Karte. Er trat neben sie und schlug die nächste Seite auf.
    „Aé, so hat sie einmal ausgesehen.“ Fragend schaute sie ihn an. Er lachte. „Die Welt ist stetig in Bewegung, Failess. Die Kontinente bewegen sich und die Inseln, die uns umgeben, gehörten früher zum Festland. Sieh her, wenn du Liyiell und Natriell genau betrachtest, sieht es dann nicht aus, als wären sie auseinander gebrochen?“ Sie kicherte wieder.
    „Könnt ihr auch einmal nicht Magistratero sein?“ Ihre Leichtigkeit steckte an.
    „Du hast recht. Aber es gibt noch eine Menge zu lernen. Und so bin ich mein Schüler wie Lehrer.“ Beide fingen nun an zu lachen. „Schau her.“ Er nahm ihre Hand, zog sie hinter sich her, öffnete die Tür des Balkons und trat mit ihr nach draußen. Der Himmel war übersät von abertausenden Sternen. Sein Finger wies hinauf. „Schau, dort ist das große Sternbild des Drachen, dort der Zirkel der Ewigkeit. Da hinten ist der Nachtgeist. Sie alle weisen uns die Zeit, die Richtung. An ihnen errechnen wir die Jahreszeiten, die Tage, die Stunden.“ Failess konnte seiner Hand gar nicht so schnell folgen. Auf einmal senkte sie beschämt den Kopf und hielt mit beiden Händen das Glas umklammert.
    „Und dort ...“ Er hielt inne. „Was ist?“
    „Ich war in Astronomie nie sonderlich gut. Ich sehe sie nicht.“ Ihre Stimme klang enttäuscht. Langsam ließ er die Hand sinken und musterte sie eingehend.
    „Deswegen muss man sich nicht schämen, Failess, jeder hat seine starken und schwachen Seiten. Stärke besitzt der, der sie zugeben kann.“
    „Ich schäme mich aber, wenn ich in eurer Stimme jene Begeisterung höre. Für mich ist die Nacht schön, doch bleiben mir die Bilder verschlossen.“ Sie trat mit der Schuhspitze leicht auf den steinernen Boden. Auf einmal lächelte er und nahm ihr das Glas aus der Hand. Er stellte es auf die Brüstung, umfasste ihre Hände und drehte sie herum, dass sie nun mit dem Rücken an ihm lehnte.
    „Suche die Bilder nicht mit deinen Augen, sondern mit deinem Herzen.“ Er drehte ihre Hände so, dass die Handflächen nach oben zeigten. „Jedes Sternzeichen ist ein Bild. Schenke ihm in dir für einen Moment einen Rahmen, mache daraus ein Kunstwerk, dass du in dir selber aufhängen möchtest.“ Irritiert schaute sie über ihre Hände. „Nein, nicht so weit. Der erste Schritt sollte immer ein kleiner sein, man kann nicht rennen, wenn man niemals gehen lernte.“ Die junge Magierin konzentrierte sich, besann sich auf ihre innere Stimme, schloss für Sekunden die Augen und holte tief Luft. Sie ließ die Wärme und Nähe des Magistrateros auf sich wirken und blickte wieder empor. Kurz wirkten die Lichtpunkte am Himmel verschwommen, doch dann schienen sie zu tanzen, sich zu bewegen.
    „Jedes Bild hat eine Mitte“, sprach er fast magisch. Sie hatte plötzlich das Gefühl einzelne Punkte strahlten heller als die anderen, formieren sich neu und sie glaubte aus dem Meer von Sternen erhob sich ein Drache, dessen Flügel bis an den Rand ihrer Hände reichten.
    „Der Drache“, flüsterte sie. „Ich kann ihn sehen, ich kann ihn sehen.“ Sie lachte auf, ließ seine Hände los und drehte sich im Kreis. Sie sah mit einem Male neue Bilder, die zu leben begannen und wieder in sich zerfielen, nur um einem weiteren Platz zu machen. „Ich kann sie alle sehen, den Drachen, da ist das Rad des Schicksals und dort…“ Ihr stockte der Atem. „Das Tribunal.“ Die letzten Worte kamen voller Ehrfurcht über ihre Lippen. Vor ihr entstand ein Kreis, ein Ring und in seiner Mitte ein Dreieck und kurz glaubte sie, dass die untere Spitze

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