Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
Heiler holen?“, fragte Arthol, als sie den Vigil auf sein Lager betteten. Shorbo legte seinen Umhang und seinen Stab zur Seite und setzte sich auf die Kante.
„Nein, kein Heiler kann helfen, wenn es um den Kampf der Existenz geht.“ Vorsichtig zog er den Stoff am Arm zurück. Eine tiefe Traurigkeit war in seinem alten Gesicht zu erkennen, als er auch die Kapuze etwas zur Seite drückte, die Savinamas Hals bedeckte. Auch hier waren erste Spuren seines Kampfes erkennbar, die sich in Zeitlupe weiter ausbreiteten.
„Bei allen“, entfuhr es Arthol. Savinama öffnete kurz die Augen, die glänzten als habe er hohes Fieber. Sanft legte der Kreisführer Natriells die Hand auf seine Stirn.
„Ruht euch aus, Ecares Vigil.“ Er blinzelte, als wolle er wach bleiben, doch die Augen fielen ihm zu.
„Was ist das, Shorbo?“ Der Magier erhob sich schwerfällig, ohne seinen Freund aus den Augen zu lassen.
„Der Kampf um unser Leben, Arthol. Oder hast du wirklich geglaubt, das Weiterbestehen der Alten Welt habe keinen Preis? Doch er scheint zu hoch. Komm...“ Er winkte ihm zu folgen und leise verließen sie das Zimmer.
„Sein Eingriff ist nicht einfach ein Heilen, Arthol. Da er die Waage ist, hat er die Krankheit, die unserer Welt das Ende bescheren soll, in sich aufgenommen. Alles Leid, alles Enden gehört zusammen wie Glück und Freude. Er hat die Waage in sich überladen, doch zu welchem Preis? Er will die Welt schützen, die ihm Gefühle und eine Tochter gaben, und änderte somit die Ströme, doch irgendwo muss diese Seite hin. Aber wenn der Wächter stirbt, kann es auch keinen Anfang mehr geben.“
„Moment Shorbo, du willst mir sagen, dass der Wächter bereit ist zu sterben für seine Tochter?“
„Aé, Arthol, aé.“
Am späten Nachmittag betrat Shorbo leise das Zimmer. Zu seiner Erleichterung sah er den Wächter am Fenster stehen. Er trug wieder den weißen Mantel und hatte die Kapuze übergezogen.
„Vigil?“ Savinama drehte sich und als Shorbo sich verbeugte, tat er dies ebenso. Der Kreisführer trat neben ihn und blickte hinaus. Das Fenster bot eine wunderbare Aussicht auf den Vorplatz. Eine Gruppe junger Magier gönnte sich eine Pause. Der Himmel bot einen azurblauen Anblick, der das Herz wärmte.
„Ein großes Geschenk, das ihr den Menschen und Magiern gegeben habt und doch, meint ihr, sie wissen es zu schätzen?“ Shorbo bekam keine Antwort auf seine Frage und wandte sich dem Vigil ganz zu.
„Wie hoch soll der Preis wirklich sein, Savinama?“ Erneutes Schweigen. Der alte Mann hob die Hand und streifte die Kapuze zurück. An Savinamas linker Schläfe waren weitere Verästlungen zu sehen, die sich wie Gift ausbreiteten.
„Wartet nicht mehr zu lange. Ich denke, sonst habt ihr weniger als zwei Sonnenuntergänge und damit diese Welt auch.“
Ineana spürte eine seltsame Spannung, die in der Luft lag. Drei Tage waren seit dem Markt vergangen und Savinama war nicht wieder aufgetaucht. Jeras hatte gesagt, er wäre plötzlich weg gewesen, was bei dem Wächter ja nichts Außergewöhnliches war, aber irgendetwas in den Augen ihres Sohnes sagte ihr, dass er nicht die ganze Wahrheit sprach. Als sich die Tür öffnete erkannte sie Shorbo.
„Es wird zur Gewohnheit, ehrenwerter Kreisführer.“ Sie versuchte zu lächeln, doch seine ganze Art ließ sie zögern. „Was ist los?“ Er schloss die Tür und setzte sich zu ihr. In einer Wiege neben ihr lag Mineshka und schlief.
„Sie entwickelt sich gut.“ Shorbo versuchte etwas Zeit zu schinden, um angemessene Worte zu finden, aber konnte es für diese Vorgänge welche geben? Was sollte er ihr sagen? Oder sollte er sie wirklich mit der ganzen Wahrheit belasten? Shorbo war klar, wenn der Wächter zurückkehrte, konnte niemand mehr das Ende der Welt verhindern, und wenn er weiter dagegen ankämpfte, würde er alles vernichten, inklusive sich selber. Aber egal wie die Entscheidung des Vigils ausfallen würde, es gab keine Zukunft für ihre Familie und das Kind.
„Ihr möchtet mir etwas sagen“, sprach Ineana mit ernster Stimme und versuchte die aufkommende Furcht in ihrem Inneren zu bekämpfen.
„Er muss gehen, Ineana.“ Schweigend blieb sie sitzen. Nach einigen Minuten räusperte sich Shorbo. „Er wartet draußen auf euch.“ Sie erhob sich gefasst. „Doch zuvor möchte ich euch um etwas bitten.“
„Alles was ihr möchtet.“ Sprach die Priesterin.
„Macht ihm die Entscheidung nicht zu schwer.“ Die Magierin schaute ihn aus großen Augen an,
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