Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
einem jungen Mädchen die Hand auf den Kopf und nickte ihr freundlich zu, ehe diese sich dankbar zurückzog. Ein junger Mann kam Jeras entgegen und umarmte ihn heftig. „Jeras, mein Freund, es ist schön dich einmal wieder zu sehen.“ Der Mann mit den kurzen braunen Haaren strahlte ihn aus zwei dunkelbraunen Augen an.
„Hiridian, ich dachte die Seherin hat dich schon lange rausgeschmissen, oder willst du mir erzählen, dass du neuerdings Disziplin erworben hast?“ Der Freund grinste und sein Blick schweifte zu Savinama. Von einer Sekunde zur anderen nahm sein Gesicht eine schneeweiße Farbe an. Er legte hastig die Hände übereinander und verbeugte sich tief. Der Wächter wirkte überrascht.
„Shaane hat euer Kommen bereits angekündigt, bitte folgt mir.“ Mit großen Schritten ging er voran und nach einigem Zögern folgten ihm die beiden.
„Sie ist die Seherin, was habt ihr erwartet?“, fragte Jeras leise. Hiridian trat ehrfürchtig an die Seite der Seherin und flüsterte ihr etwas zu. Shaane nickte und ließ sich von ihm in das Zelt bringen. Jeras lachte.
„Sie tut es immer noch.“
„Was?“, fragte der Wächter.
„Sie lässt sich vor den Magiern behandeln, als bräuchte sie Hilfe, aber sie kommt auch sehr gut allein zu recht. Sie mag zwar von den Augen her blind sein, doch ihr Inneres ist dafür umso hellsichtiger.“ Der Schüler kam wieder aus dem Zelt und winkte ihnen einzutreten.
Savinama hielt sich zurück. Hiridians Gesicht drückte Offenheit bei seinen Worten aus. „Fürchtet euch nicht, Shaanes Worte waren: Der Kreis mit den Wolfsaugen wird kommen, um seine eigene Mitte zu finden. Tretet ein und findet eure Mitte.“ Savinama folgte ihm, Jeras blieb an seinen Fersen. Der junge Mann nahm Jeras den Mantel ab, doch als er sich Savinama zuwandte, hob dieser abwehrend die Hände.
„Ich fühle eure Anwesenheit Vigil, ihr müsst euer wahres Ich nicht verbergen“, ertönte die warme, volle Stimme der Seherin. Sie saß im Schneidersitz, inmitten von weichen Kissen, ein Stück weiter hinten im Zelt und hob eine Hand in seine Richtung. „Tretet näher mein Freund.“ Nun übergab der Wächter den Mantel an Hiridian und wagte sich vor. Sie wies auf den Boden vor sich und er ließ sich unsicher nieder.
„Ist er wirklich ein Wächter?“, flüsterte Hiridian mit großen Augen Jeras ins Ohr.
„Er ist der Wächter.“
„Guter Scherz.“ Jeras stieß ihm freundschaftlich in die Seite. Einige Minuten schwieg Shaane, ehe sie das Wort erhob: „Sagt mir Ecares Vigil, ich fühlte das Enden eines Kreises, wie es von je her eure Aufgabe ist und doch habt ihr ihn nicht beendet. Was führt euch dazu, den Lauf der Zeit umzukehren?“
„Ihr seht, also ist es keine Frage, die ihr sprecht“, antwortete der Vigil.
„Naé, es ist keine Frage.“
„Warum sprecht ihr es dann?“ Ihre Mundwinkel zogen sich etwas nach oben.
„Ecares Vigil, ich suche zu verstehen euer Handeln, das Gefühl verbindet, wo keines sein darf. Seid ihr nicht ihre Mitte? So bin ich eure Stimme.“ Nun wurde ihr Gesichtsausdruck ernst. „Eure Waage bricht, auch wenn ihr zu verstecken sucht. Hört auf einzugreifen, denn ihr seid, wer ihr seid.“ Jeras und Hiridian merkten beide wie sich die Energien im Zelt veränderten. Es war plötzlich kalt. „Ihr geht lieber das Risiko ein, dass alles aus den Fugen gerät?“, fuhr Shaane fort. „Für was? Wenn das Leben gewollt hätte, dass ihr egoistisch handelt, dann hätte es euch zu einem Teil der Magier gemacht.“ Savinama stand abrupt auf. Shaane ließ nicht von ihm an. „Eure Tochter kann nur eine Erinnerung bleiben Savinama, aber nicht Teil eines Lebens, das schon beendet ist. Ihr könnt diesen Kampf nicht gewinnen.“ Der Wächter drehte sich um und wollte gehen. „Ihr werdet es selber sein, der sie am Ende richtet.“
„Naishnema“, fauchte er wütend, schritt energisch zu Hiridian und nahm ihm den Mantel aus dem Arm. „Kommt“, sagte er zu Jeras und war schon fast am Ausgang. Aber als der Wächter etwas fühlte, blieb er stehen, wirbelte herum und starrte Shaane an, die sich erhoben hatte. Sie streckte eine Hand nach vorne.
„Ich bin nicht die Zeit, die ihr bekämpft, Vigil. Nur die andere Seite eures Seins.“ Zwischen ihnen begann es zu leuchten. Savinama rang nach Atem und griff sich an die Brust. Es war als würden tausende Stimmen gleichzeitig durch ihn hindurch fegen. Sie erfassten seinen Geist, seinen Körper, schienen ihm alle Kraft zu rauben. Er ging in die
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