Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
dies nicht je in eine andere Richtung tun werdet?“ Als er wieder keine Antwort bekam, nickte er wie zu sich selber. Der Wächter hatte ihn nicht verstanden. „Warum besucht ihr eure Tochter nicht? Ineana schien darüber sehr enttäuscht und was nutzt alles Handeln, wenn ihr es nicht wenigstens Momente lang genießt?“ Seine Stimme hatte etwas Väterliches angenommen. Der Wächter wandte sich zum Gehen. „Und Savinama… seid ehrlich zu ihr.“
Ein goldener Schein lag über den Hügeln, als Ineana den Kopf hob. Ein warmes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht, als sie zu dem Kinderbett trat und vorsichtig ihre Tochter herausnahm.
„Komm kleiner Engel, ich glaube da mag dich jemand sehen.“
Sie schritt langsam durch das hohe Gras auf Savinama zu. Ihre Blicke kreuzten sich. Sie trat vor ihn und hob die Kleine an. „Ist sie nicht ein Wunder?“, flüsterte Ineana. Vorsichtig nahm er das Kind in den Arm, betrachtete jede ihrer Bewegungen.
Die Priesterin trat einen Schritt zurück. Sie sah seinen Stolz, doch ganz am Rande glaubte sie auch das Wispern von Stimmen zu hören. Bevorash trat neben sie und zog sie in den Arm.
„Er war lange nicht da“, sprach er leise. Als Savinama aufsah, kreuzten sich ihre Blicke und zu seiner Überraschung fand er keine Feindschaft darin.
„Es hat ihrer eine gute Familie“, meinte der Wächter ehrlich. Der Magier hörte dies gerne. „Ja, das hat sie und sie wird immer das Beste bekommen. Doch habt ihr ja kaum die Möglichkeit sie kennenzulernen.…“ Kurz zögerte Bevorash. „Wir wollen morgen früh auf den großen Markt zum Meer, wollt ihr uns nicht begleiten?“ Ineana starrte ihren Mann erschrocken an. Savinama kam zu ihm und legte ihm das Kind in den Arm, dann trat er zurück, verbeugte sich und verschwand. Ineana seufzte auf.
„Das war ein Ja.“
„Ich habe noch nie einen Magier erlebt, dem es so leicht fällt die Orte zu wechseln.“ Bevorash schüttelte den Kopf und ging wieder hinein. Ineana grinste ihm nach, doch im Stillen fragte sie sich, wie viel er wusste.
11.
Früh am nächsten Morgen, als der Nebel noch auf den Wiesen lag, begaben sie sich mit der halben Familie auf den Weg. Ineana schmunzelte etwas, als Savinama in Arthols Mantel auftauchte und sie konnte sich denken, dass das Pferd auch von ihm stammte. Ihr Sohn ritt neben dem fremden Magier und unterhielt sich leise mit ihm.
„Ich glaube, Jeras mag ihn“, freute sich Bevorash. Failess war zu Hause geblieben und kümmerte sich um Mineshka. Der Markt war riesengroß und fand immer zum Neumond des Monats statt. Sie ließen die Pferde am Rande bei einer Schenke zurück. Ineana wollte Stoffe kaufen, die sie für das Baby brauchte, aber auch für Failess, denn sie würde schon bald einen weiteren wichtigen Schritt in ihrer Ausbildung machen.
Auf dem Markt herrschte viel Betrieb und irgendwann verloren sie in der Menge Savinama und ihren Sohn. Jeras war dies gewohnt und wusste, dass sich die Familie zum Mittag immer in ein und derselben Schenke treffen würde. Schmunzelnd beobachtete der junge Magier, wie der Wächter immer wieder unsicher zur Seite trat und versuchte den vielen Menschen auszuweichen.
„Ihr seid so viel Leben um euch herum nicht gewohnt, aber ich kann euch beruhigen, auch wenn man meint keinen Überblick zu haben, findet sich immer ein Weg.“ Zu Savinamas Erleichterung schlug Jeras einen Weg ein, der etwas abseits der Marktstände lag. Hier ging es weniger betriebsam zu. Vom Hauptplatz erklang fröhliche Musik. Das rhythmische Klingen einer Schmiede mischte sich hinzu. Wie sie die Menge der Magier verließen, veränderten sich auch die Lebewesen, auf die sie trafen. „Oh, schaut“, sagte Jeras. „Die Seherin des Landes ist seit langer Zeit mal wieder in der Stadt.“ Er hob die Hand und winkte über den freien Platz. Vor einem kleinen Zelt aus weißem Stoff stand eine Frau. Ihre dunklen Locken umrahmten ihr Gesicht, während ihr Blick scheinbar ins Leere ging. Ihre Augen leuchteten in einem unendlich reinen weiß. Zu ihren Füßen warteten Bittsteller. Magier, die etwas über ihre Zukunft erfahren wollten. Andere die einfach nur ihren Worten lauschten. Und weitere, die um ihren Segen baten.
Shaane war die älteste Seherin des Landes. Nur sehr selten kam sie zu den Magiern, nahm sich Zeit für sie und ihre Sorgen, stets begleitet von ihren treuen Helfern und Schülern. „Failess hofft, als Schülerin bei ihr aufgenommen zu werden“, flüsterte Jeras. Gerade legte die Seherin
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