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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Hunde.«
    Untersuchungsrichter: »Was geschah dann?«
    Zeugin: »Ich bin um drei aufgewacht.«
    Untersuchungsrichter: »Wodurch?«
    Zeugin: »Ich habe einen Schuß gehört.«
    Untersuchungsrichter: »Sie waren also nicht wach, bevor Sie ihn hörten?«
    Zeugin: »Ich war vielleicht halbwach. Jedenfalls habe ich ihn sehr deutlich gehört. Ich war sicher, daß es ein Schuß war.
    Ich habe ein paar Minuten gelauscht, dann bin ich hinuntergegangen, um zu sehen, ob irgend etwas los war.«
    Untersuchungsrichter: »Warum haben Sie nicht Ihren Bruder oder einen von den anderen Herren gerufen?«
    Zeugin (verächtlich): »Wozu denn? Ich dachte, es wären vielleicht nur Wilddiebe, und da wollte ich doch zu so unmenschlicher Zeit kein unnötiges Aufsehen machen.«
    Untersuchungsrichter: »Hörte es sich an, als ob der Schuß nah beim Haus gefallen wäre?«
    Zeugin: »Ziemlich nah, glaube ich – schwer zu sagen, wenn man von einem Geräusch geweckt wird – da klingt es immer besonders laut.«
    Untersuchungsrichter: »Klang der Schuß nicht so, als ob er im Haus oder im Wintergarten gefallen wäre?«
    Zeugin: »Nein, es war draußen.«
    Untersuchungsrichter: »Sie sind dann also ganz allein nach unten gegangen. Das war sehr beherzt von Ihnen, Lady Mary. Sind Sie sofort gegangen?«
    Zeugin: »Nicht unmittelbar. Ich habe zuerst noch ein paar Minuten überlegt. Dann habe ich ein Paar Straßenschuhe über die bloßen Füße gezogen, mir einen dicken Mantel umgehängt und eine Wollmütze aufgesetzt. Als ich mein Zimmer verließ, waren seit dem Schuß vielleicht fünf Minuten vergangen. Ich bin die Treppe hinunter und durchs Billardzimmer in den Wintergarten gegangen.«
    Untersuchungsrichter: »Warum sind Sie auf diesem Weg hinausgegangen?«
    Zeugin: »Weil es so schneller ging, als wenn ich zuerst die Vorder-oder die Hintertür hätte aufschließen müssen.«
    An dieser Stelle wurde den Geschworenen ein Grundriß des Jagdhauses übergeben. Es handelt sich um ein geräumiges, zweigeschossiges Haus in einfacher Bauweise, das vom derzeitigen Besitzer, Mr. Walter Montague, für die Dauer der Jagdsaison an den Herzog von Denver vermietet wurde, denn Mr. Montague selbst hält sich in den Vereinigten Staaten auf.
    Zeugin (fortfahrend): »Als ich an die Tür des Wintergartens kam, sah ich draußen einen Mann stehen, der sich über etwas am Boden beugte. Als er sich aufrichtete, sah ich zu meiner Verwunderung, daß es mein Bruder war.«
    Untersuchungsrichter: »Wen hatten Sie denn zunächst vermutet, bevor Sie sahen, wer er war?«
    Zeugin: »Das kann ich eigentlich nicht sagen – es ging alles so schnell. Ich glaube, ich habe an Einbrecher gedacht.«
    Untersuchungsrichter: »Seine Gnaden hat uns berichtet, Sie hätten bei seinem Anblick gerufen: ›Mein Gott! Du hast ihn getötet!‹ Können Sie uns sagen, warum?«
    Zeugin (sehr blaß): »Ich dachte, mein Bruder sei wohl einem Einbrecher begegnet und habe in Notwehr auf ihn geschossen – das heißt, soweit ich überhaupt denken konnte.«
    Untersuchungsrichter: »Ganz recht. Sie wußten, daß der Herzog einen Revolver besaß?«
    Zeugin: »Ja – doch, ich glaube ja.«
    Untersuchungsrichter: »Was haben Sie dann getan?«
    Zeugin: »Mein Bruder hat mich ins Haus geschickt, um Hilfe zu holen. Ich habe Mr. Arbuthnot und Mr. und Mrs. Pettigrew-Robinson aufgeweckt. Dann war mir plötzlich ganz elend, und ich bin in mein Zimmer gegangen und habe etwas Hirschhornsalz genommen.«
    Untersuchungsrichter: »Allein?«
    Zeugin: »Ja, alles lief ja herum und rief durcheinander. Ich hab's nicht mehr ausgehalten, ich –«
    Hier brach die Zeugin, die bis zu diesem Augenblick sehr gefaßt, wenn auch leise, ihre Aussage gemacht hatte, plötzlich zusammen und mußte aus dem Saal geleitet werden.
    Als nächster Zeuge wurde James Fleming, der Diener, aufgerufen. Er erinnerte sich, am Mittwochabend um Viertel vor zehn die Post aus Riddlesdale gebracht zu haben. Er habe dem Herzog vier Briefe in die Waffenkammer gebracht. Er könne sich nicht entsinnen, ob einer davon eine ägyptische Briefmarke gehabt habe, er sei kein Briefmarkensammler. Er sammle Autogramme.
    Dann sagte der Ehrenwerte Frederick Arbuthnot aus. Er sei mit den andern kurz vor zehn zu Bett gegangen. Etwas später – wieviel später, könne er nicht sagen – habe er Denver allein heraufkommen hören – er habe sich gerade die Zähne geputzt. (Gelächter.) Gewiß, die lauten Stimmen und den Krach im Zimmer nebenan und auf dem Gang habe er gehört.

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