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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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man die Waffe gefunden. Oder eine Spritze? Nein, derselbe Einwand. Mit Blausäure hätte er es vielleicht geschafft – ich meine, er hätte eine Tablette nehmen können und gerade noch Zeit gehabt, den Wagen in Brand zu setzen. Blausäure wirkt schnell, aber nicht unbedingt sofort.«
    »Ich werde auf jeden Fall Ausschau danach halten«, versprach Dr. Maggs.
    Sie wurden von dem Polizisten unterbrochen.
    »Entschuldigen Sie, Sir, aber ich glaube, wir haben den Zahn gefunden. Mr. Lamplough sagt, es sei der richtige.«
    Zwischen seinem schmutzigen Daumen und Zeigefinger hielt er einen kleinen, knochigen Gegenstand, aus dem ein Metallstift herausragte.
    »Dem Aussehen nach zu urteilen, ist es die Richmondkrone eines rechten oberen Schneidezahns«, bestätigte Mr. Lamplough. »Der Zement hat sich wohl in der Hitze aufgelöst. Manche Zementsorten sind gegen Hitze empfindlich, manche gegen Feuchtigkeit. Nun, dadurch ist der Fall wohl geklärt, nicht wahr?«
    »Ja – wir werden es der Witwe schonend beibringen müssen. Allerdings wird sie nicht mehr daran gezweifelt haben.«
    Mrs. Prendergast – eine Dame mit zuviel Make-up und einem Gesicht, in das gewohnheitsmäßige Verdrießlichkeit tiefe Linien gegraben hatte – brach beim Empfang dieser Nachricht in lautes Schluchzen aus. Sobald sie sich genügend erholt hatte, teilte sie ihnen mit, daß Arthur stets nachlässig mit Benzin umgegangen sei; daß er zuviel geraucht habe; daß sie ihn oft vor der Gefährlichkeit kleiner Limousinen gewarnt und ihm geraten habe, sich einen größeren Wagen anzuschaffen, denn sein Wagen sei wirklich nicht groß genug für sie und die ganze Familie gewesen; daß er es nicht lassen konnte, nachts zu fahren, obgleich sie immer gesagt habe, es sei gefährlich, und daß dies niemals geschehen wäre, wenn er auf sie gehört hätte.
    »Der arme Arthur war kein guter Fahrer. Erst letzte Woche, als er uns nach Worthing brachte, fuhr er den Wagen eine Böschung hinauf beim Versuch, einen Lieferwagen zu überholen.«
    »Aha!« rief der Inspektor. »Bei der Gelegenheit muß der Tank undicht geworden sein.« Vorsichtig erkundigte er sich, ob Mr. Prendergast wohl einen Grund gehabt haben könnte, sich das Leben zu nehmen. Die Witwe war empört. Allerdings sei die Praxis in letzter Zeit ein wenig zurückgegangen, aber so etwas Entsetzliches hätte Arthur nie getan. Du liebe Güte, erst vor drei Monaten hatte er sich ja in Höhe von fünfhundert Pfund in eine Lebensversicherung eingekauft. Die hätte er nie durch einen Selbstmord aufs Spiel gesetzt. So rücksichtslos Arthur ihr gegenüber auch gewesen sei, wie sehr er sie auch als Frau verletzt habe, er hätte seine unschuldigen Kinder nicht beraubt.
    Bei dem Wort »verletzt« spitzte der Inspektor die Ohren. Inwiefern hatte er sie verletzt?
    Oh, sie hatte natürlich die ganze Zeit gewußt, daß Arthur sich mit dieser Mrs. Fielding abgab. Er konnte sie nicht täuschen mit all dem Gerede, daß die Zähne dieser Frau ständige Behandlung nötig hätten. Und es war ganz schön und gut zu sagen, daß Mrs. Fieldings Haus besser im Schuß sei als ihr eigenes. War das etwa erstaunlich bei einer reichen Witwe ohne Anhang und ohne alle Verpflichtungen? Mrs. Fielding fiel es natürlich nicht schwer, die Männer anzulocken, wo sie sich wie eine Modepuppe kleidete und einen solchen Lebenswandel führte. Sie, Mrs. Prendergast, hatte gesagt: »Wenn das nicht aufhört, lasse ich mich scheiden!« Seitdem hatte er alle seine Abende in London verbracht – und was mochte er dort nur …
    Der Inspektor unterbrach diesen Redefluß, indem er sich nach Mrs. Fieldings Adresse erkundigte.
    »Die kann ich Ihnen nicht geben«, erwiderte Mrs. Prendergast. »Sie hat hier in Nummer 57 gewohnt, aber sie ist ins Ausland gegangen, nachdem ich ein für allemal klargestellt hatte, daß ich mir dies nicht mehr bieten lassen würde. Manche Leute haben es doch gut … Ich bin seit unserer Hochzeitsreise – und die führte nur bis Boulogne – nie wieder ins Ausland gekommen.«
    Nach dieser Unterredung legte der Inspektor Dr. Maggs nahe, bei seiner Suche nach Blausäure doch recht gründlich zu sein.
    Die letzte Zeugenaussage stammte von Gladys, dem Alleinmädchen im Prendergastschen Haushalt. Sie hatte das Haus am Tag zuvor um sechs Uhr verlassen; sie sollte eine Woche Ferien nehmen, während die Prendergasts in Worthing waren. Mr. Prendergast hatte ihr in den letzten Tagen einen gequälten und nervösen Eindruck gemacht, doch das hatte sie

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