Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk
seinen Willen zu behaupten suchte.
Der Doktor steckte wieder den Kopf herein.
»Entschuldigen Sie mich«, sagte Scales und eilte zur Tür. Aber Walter war vor ihm da und bot sein Lebensblut literweise an. Scales sah, wie der Reporter die Ohren spitzte. Eine Blutübertragung gab natürlich eine prächtige Schlagzeile ab. Doch der Arzt machte kurzen Prozeß mit dem Vertreter der Presse und zog Scales und Walter zur Tür hinaus, die er heftig zuknallte. »Ich muß jetzt Sie beide testen. Hoffentlich hat einer von Ihnen die richtige Blutgruppe. Wenn nicht, lassen wir den Zeitungsfritzen zur Ader. Das wird ihn lehren, weniger aufdringlich zu sein.« Er führte sie wieder in Drurys Garderobe, wo der Wandschirm, der sonst das Waschbecken verdeckte, jetzt um die Couch gestellt war. Auf dem Tisch lagen die Instrumente ausgebreitet. Beim Waschbecken stand einer von den Krankenpflegern und kochte Wasser auf einem Gaskocher.
»Nun los«, sagte der Arzt mit gedämpfter Stimme. »Verhalten Sie sich nach Möglichkeit ruhig. Leider muß ich es hier machen, da in dem anderen Raum kein Gas ist und ich den Patienten auch nicht gern allein lassen möchte. Aber es dauert ja nicht lange. Ich kann Sie beide zusammen vornehmen. Hier ist ein sauberer Teller; der genügt, braucht ja nicht steril zu sein.« Er wischte den Teller sorgfältig mit einem Handtuch ab und stellte ihn zwischen den beiden Männern auf den Tisch. Scales erkannte das Rosenmuster wieder; es hatten oft Brote darauf gelegen, während er und Drury an einem neuen Dialog für Bitterer Lorbeer gearbeitet hatten. »Sie wissen vielleicht«, erklärte der Arzt, »daß das Blut eines jeden Menschen einer von vier verschiedenen Gruppen angehört.« Er öffnete eine verchromte Trommel und nahm eine Nadel heraus. »Für eine erfolgreiche Transfusion muß sich das Blut des Spenders auf besondere Weise mit dem des Patienten vermischen. Nur ein kleiner Stich – Sie werden es kaum spüren.« Er nahm Walters Ohrläppchen und stach die Nadel ein. »Gehört das Blut des Spenders einer ungeeigneten Gruppe an, verursacht es Agglutination der roten Blutkörperchen, was sehr gefährlich werden kann.« Er saugte ein paar Blutstropfen in die Pipette und übertrug zwei einzelne Tropfen auf dem Teller, die er mit einem Schminkstift umrandete. »Eine gewisse Gruppe von Menschen« – hier schnappte er sich Scales’ Ohrläppchen und wiederholte die Prozedur mit einer neuen Nadel und Pipette –, »die wir als Gruppe 4 bezeichnen, gehört zu den Universalspendern; das heißt, ihr Blut eignet sich für jeden. Würde einer von Ihnen die gleiche Blutgruppe haben wie der Patient, wäre das am besten. Leider gehört er der Gruppe 3 an, und die ist ziemlich selten. Bisher haben wir kein Glück gehabt.« Er ließ zwei Blutstropfen von Scales auf die andere Seite des Tellers fallen und zog mit dem Stift eine Linie von Rand zu Rand, um die beiden Proben voneinander zu trennen. Dann setzte er den Teller genau zwischen die beiden Spender, so daß jeder ein wachsames Auge auf seinen Anteil werfen konnte, und wandte sich wieder an Walter.
»Wie war doch Ihr Name?«
In diesem Augenblick entstand eine Bewegung hinter dem Schirm, und irgend etwas fiel krachend zu Boden. Der erschrockene Krankenwärter steckte den Kopf um die Ecke und rief mit eindringlicher Stimme: »Doktor!« Gleichzeitig ertönte Drurys Stimme: »Walter … bestellen Sie Walter …« Der Doktor schoß auf den Wandschirm los, dicht gefolgt von Walter, den Scales vergeblich aufzuhalten suchte, als er sich an ihm vorbeidrängte. Der zweite Krankenwärter ließ alles stehen und liegen, um ebenfalls Beistand zu leisten, es entstand ein kleiner Tumult und ein Wortwechsel zwischen dem Doktor und Walter, und Walter kehrte wieder an seinen Platz zurück.
»Sie wollen mich nicht zu ihm lassen, und er hat doch nach mir verlangt.«
»Er darf sich nicht aufregen«, sagte Scales mechanisch.
Der Patient redete vor sich hin, und der Doktor versuchte ihn zu beruhigen. Scales und Walter Hopkins standen hilflos am Tisch, den Teller zwischen sich, und Scales betrachtete nachdenklich die vier kleinen Blutstropfen, die von so ungeheurer Wichtigkeit waren. In der Nähe stand ein kleines Holzgestell mit Ampullen. Er studierte die Schilder: »Testserum Nr. II«, »Testserum Nr. III«. Die Bezeichnungen hatten für ihn keine Bedeutung. Er stierte auf den Teller und nahm wahr, daß eine der kleinen rosafarbenen Rosen am Rande des Tellers beim Einbrennen etwas
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