Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk
verschmiert worden war - und daß Walters Hände zitterten, während er sich auf die Platte stützte.
Der Arzt kam wieder zum Vorschein, und Walter blickte ihn angstvoll fragend an. »Soweit alles in Ordnung«, sagte der Arzt. »Na, wo waren wir denn? Ach ja, Ihren Namen bitte.« Er markierte die Proben auf Walters Seite mit den Buchstaben W. H.
»Mein Name ist John Scales«, sagte Scales. Der Arzt schrieb die Initialen von Londons populärem Dramatiker so gleichgültig hin, als handle es sich um einen Steuereinnehmer, und nahm die Ampulle mit dem Serum II aus dem Gestell. Er schlug sie auf und fügte etwas von ihrem Inhalt zunächst einem Tropfen von Scales' Blut, dann einem Tropfen von Walters Blut hinzu und kritzelte die Zahl II neben jede dieser Proben. Jedem der beiden anderen Tropfen setzte er auf dieselbe Weise etwas vom Serum III hinzu. Blut und Serum mischten sich, ohne die vier roten Tupfen sichtbar zu verändern. Scales war enttäuscht; er hatte eine dramatischere Wirkung erwartet.
»Es wird ein paar Minuten dauern«, erklärte der Arzt. »Wenn sich das Blut einer Probe mit beiden Seren mischt, ohne daß die roten Blutkörperchen klumpen, dann ist der Spender ein Universalspender, der unseren Zwecken genügt. Wenn es mit Serum II Klumpen bildet und mit Serum III klar bleibt, dann gehört der Spender zu der Blutgruppe des Patienten und wird ihn über die Hürde bringen. Klumpt es aber mit beiden Seren oder nur mit Serum III, dann wird es ihn umbringen.« Er stellte den Teller wieder hin und kramte in seiner Tasche.
Einer der Wärter blickte hinter dem Schirm hervor. »Ich kann seinen Puls nicht fühlen, und er sieht so merkwürdig aus.« Der Doktor verschwand hinter dem Schirm, und man vernahm Bewegungen und das Klirren eines Glases.
Scales sah gespannt auf den Teller. Machte sich schon ein Unterschied bemerkbar? Begann einer der roten Tupfen auf Walters Seite zu gerinnen und sich in Körnchen zu teilen, als ob jemand Pfeffer daraufgestreut hätte? Er war nicht sicher. Die Tropfen auf seiner Seite sahen völlig gleich aus. Wieder las er die Bezeichnungen; wieder bemerkte er die rosafarbene Rose, die beim Einbrennen etwas verschmiert worden war. Die rosafarbene Rose – da war etwas Merkwürdiges mit dieser Rose – aber was nur? Einer von Walters Tropfen veränderte sich allmählich, ganz gewiß. Ein harter Ring bildete sich am Rand, und die winzigen Pfefferkörner wurden dunkler und deutlicher.
»Wir dürfen nicht mehr viel Zeit verlieren«, sagte der Arzt bei seiner Rückkehr, »hoffentlich …«
Er beugte sich wieder über den Teller. Es war der mit III bezeichnete Tropfen, der dieses körnige Aussehen hatte. Stand der Teller genauso wie zu Anfang? Scales konnte sich nicht erinnern. Der Arzt untersuchte jetzt die Proben genau mit einem Taschenmikroskop und richtete sich dann mit einem Seufzer der Erleichterung auf.
»Gruppe 3«, verkündete er. »Da haben wir Glück gehabt.«
Wer von uns? dachte Scales (obgleich er der Antwort ziemlich sicher war). Die rosafarbene Rose spukte ihm immer noch im Kopf herum.
»Ja«, fuhr der Arzt fort, »keine Spur von Agglutination. Ich glaube, wir können es riskieren ohne einen direkten Test mit dem Blut des Patienten. Das würde zwanzig Minuten dauern, und soviel Zeit haben wir nicht.« Er wandte sich an Scrales. »Sie sind der Mann, den wir brauchen.«
»Ich nicht?« rief Walter.
»Pst!« gebot der Doktor. »Nein, leider haben wir keine Verwendung für Sie.« Er wandte sich wieder an Scales. »Sie sind ein Universalspender – sehr nützlich für solche Fälle. Herz ist wohl ganz gesund, wie? Sie machen einen kräftigen Eindruck und sind, Gott sei Dank, nicht fett. Legen Sie bitte Ihren Rock ab, und krempeln Sie den Hemdärmel auf. Es wird Ihnen nichts ausmachen. Zuerst werden Sie sich vielleicht etwas schwach fühlen, aber nach ein, zwei Stunden wird alles wieder in Ordnung sein.«
»Das ist ja beruhigend«, meinte Scales, der immer noch auf den Teller starrte. Die verschmierte Rose war zu seiner Rechten. War sie immer dort gewesen? Nicht auch zu seiner Linken? Wann? Bevor die Blutstropfen auf den Teller kamen? Oder danach? Wie konnte sich die Position geändert haben? Als der Arzt den Teller in die Hand nahm? Oder hatte Walter den Teller vielleicht mit seinem Ärmel erfaßt und umgedreht, als er so wild auf den Wandschirm zustürzte? War das geschehen, bevor die Proben gekennzeichnet worden waren? Ganz sicher vorher – nachdem sie entnommen und ehe sie
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