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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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nicht verhindern konnte.
    »Mein lieber John«, sagte Mr. Garrick Drury, während er sich den Schlafrock auszog, den er, wenn irgend möglich, bei geschäftlichen Unterredungen trug, da er ihm so gut stand, »mein lieber John, ich weiß genau, wie Sie darüber denken, aber es gehört Erfahrung dazu, um mit diesen Leuten fertig zu werden. Und Sie können sich auf mich verlassen, daß nichts Unkünstlerisches … Oh, danke, Walter. Es tut mir unendlich leid, daß Sie meinetwegen so lange hierbleiben mußten.«
    Walter Hopkins, Mr. Drurys persönlicher Garderobier, hatte nicht das geringste dagegen einzuwenden, die ganze Nacht bis tief in den nächsten Morgen hinein hierzubleiben. Er war Mr. Drury leidenschaftlich ergeben, der seine Dienste stets mit einem freundlichen Wort und dem berühmten Lächeln belohnte. Er half Mr. Drury in Rock und Mantel und reichte ihm seinen Hut.
    »Lassen Sie alles stehen und liegen«, fuhr Mr. Drury fort und deutete auf das Sammelsurium von Schminke, Handtüchern, Gläsern, Siphons, Aschenbechern und Manuskripten. »Räumen Sie einfach meine Sachen zusammen, und schließen Sie den Whisky ein. Ich bringe nur schnell Mr. Scales an sein Taxi.«
    Der Nachtwächter ließ sie zur Tür hinaus. Er war ein kränklicher, alter Mann mit einem Kaninchengesicht, und Scales fragte sich, was er wohl tun würde, wenn er auf seinen Rundgängen einem Einbrecher begegnete oder wenn ein Feuer ausbräche.
    »Nanu!« rief Garrick Drury. »Es regnet ja. Aber etwas weiter da unten ist ein Taxistand. Machen Sie sich keine Gedanken mehr, John, alter Junge, den … Vorsicht!«
    Es passierte blitzartig schnell. Ein kleiner Wagen, der ein wenig zu rasch die schmierige Straße heraufkam, bremste scharf, um eine streunende Katze zu vermeiden, geriet ins Schleudern, drehte sich um neunzig Grad und sauste auf den Gehsteig. Die beiden Männer versuchten sich in Sicherheit zu bringen. Scales stolperte dabei ziemlich ungeschickt und fiel der Länge nach in die Gosse. Drury sprang, gewandt wie ein Akrobat, rückwärts, aber nicht weit genug. Die Stoßstange erfaßte ihn in der Kniekehle und schleuderte ihn durch die Schaufensterscheibe eines Hutgeschäfts.
    Als Scales wieder auf die Beine kam, stand der Wagen halb im Laden, und die Fahrerin lag bewußtlos über dem Steuerrad. Ein Polizist und zwei Taxifahrer kamen von der Mitte der Straße herbeigerannt, und Drury kroch gerade mit blutüberströmtem Gesicht aus den Glasscherben heraus, wobei er den linken Arm mit der rechten Hand umklammert hielt.
    »O mein Gott!« stöhnte er. Er schwankte auf den Wagen zu, und das Blut spritzte ihm zwischen den Fingern hervor.
    Scales, von seinem Sturz noch ganz benommen und verwirrt, konnte nicht sofort begreifen, was geschehen war. Aber der Polizist besaß Geistesgegenwart.
    »Die Dame kann warten«, sagte er zu den Taxifahrern. »Dieser Herr hat sich die Pulsader aufgeschnitten. Er verblutet, wenn wir nicht rasch handeln.« Seine großen, geübten Finger griffen nach dem Arm des Schauspielers, fanden die richtige Stelle und drückten kräftig auf die zerschnittene Ader. »Geht’s, Sir? Gut, daß Sie die Hand daraufgehalten haben.« Er ließ den Schauspieler vorsichtig auf das Trittbrett gleiten, ohne seinen Griff zu lokkern.
    »Hier ist ein Taschentuch«, sagte einer der Taxifahrer.
    »Gut«, erwiderte der Polizist. »Binden Sie seinen Arm ab, und zwar so fest, wie Sie können.«
    Scales blickte schaudernd auf die Schaufensterscheibe und das Pflaster. Es hätte ein Schlachthaus sein können.
    »Vielen Dank«, sagte Drury zu dem Polizisten und dem Taxifahrer. Er brachte ein schwaches Lächeln zustande und sank zusammen.
    Walter und der Nachtwächter stürzten gemeinsam ans Telefon, während Scales die anderen über die verlassene Bühne geleitete, die dunkel und geisterhaft im trüben Licht einer einzigen, hoch im Schnürboden hängenden Birne dalag. Schwere Blutstropfen fielen auf die staubigen Bretter. Als hätte das Geräusch ihrer Schritte auf diesen Brettern den Instinkt des Schauspielers wachgerüttelt, öffnete Drury ein Auge.
    »Was ist mit der Beleuchtung los?« – Dann, mit wiederkehrendem Bewußtsein: »Oh, die Schlußzeile … Sterben, Ägypten, sterben … der letzte Auftritt, wie?«
    »Unsinn, alter Freund«, sagte Scales hastig. »Sie sterben noch lange nicht.«
    Einer der Taxifahrer, ein älterer Mann, stolperte. »Tut mir leid«, sagte Drury, »daß ich so schwer bin … kann es Ihnen nicht viel erleichtern … fassen

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