SB 122 – Gefangene der SOL
Verschwindet, ihr Barbaren ...«
Valvul machte den Besitzer der Stimme inmitten der quirlenden Schar ausfindig. Er glitt auf das Wesen zu und stieß absichtlich mit ihm zusammen. Der Mascinote wirbelte herum und bedachte Valvul mit einem Strom wüster Schimpfworte.
»Wer schreit hier wie einer, der den Verstand verloren hat?«, fragte Valvul. »Wer gebärdet sich wie ein Irrer, der in den Konverter gehört?«
Sein Auftreten war so selbstsicher, dass der ungebärdige Mascinote sich mehrere Greifarmlängen von ihm entfernte. »Ich bin Suklov«, antwortete er, »Lenkmeister des Verbindungsschiffs, Maschinenbeisitzer zweiter Klasse, Maschinenkategorie zehn. Ich wache über dieses Schiff, das die Verbindung zwischen den Städten Tarath und Lykving herstellt.«
Valvul zwang sich zur Ruhe. Sein Gegenüber durfte ihm die innere Unsicherheit nicht anmerken, sonst war sein Vorhaben gescheitert. Suklov war ein Beisitzer der zweiten Klasse, seine Maschine eine Kategorie zehn. Noch vor wenigen Tagen hätte eine solche Eröffnung genügt, Valvul auf der Stelle verstummen zu lassen. Doch inzwischen hatte er sich verändert. Er empfand keinerlei Ehrfurcht vor dem Lenkmeister – seltsamerweise auch keine Abneigung gegen seine Nähe.
»Warum hinderst du diese Mascinoten, dein Schiff zu betreten?«
»Weil es nicht meine Aufgabe ist, ein paar Hundert Wartungsarbeiter nach Lykving zu bringen«, antwortete Suklov.
»Ich habe die Arbeiter beauftragt, an Bord zu gehen«, erklärte Valvul. »Fremde sind in den Eigentlichen Bereich eingedrungen und müssen gestellt werden. Ich habe einen Plan entworfen, den ich dir jetzt nicht erläutern kann. Der Plan sieht vor, dass alles, was sich hier in der großen Schleuse befindet, an Bord deines Schiffes geht.«
»Und wer bist du, dass du solche Aufträge erteilen und solche Pläne entwerfen kannst?«, fragte Suklov.
»Ich heiße Valvul und bin ein Beauftragter des Beisitzers Eins.« Valvul wunderte sich selbst über die Kraft seiner Worte. »Die Gefahr erfordert besondere Maßnahmen. Verdammt magst du sein, wenn du dich dem Auftrag des Beisitzers Eins widersetzt.«
Suklov blickte starr. »Ich kenne keinen Beisitzer Eins«, sagte er.
Der Gang war breit und mäßig hell erleuchtet. Er führte offensichtlich dem Zentrum des Kastenschiffs zu.
Plaquet und seine Begleiter waren unbemerkt ins Innere des Fahrzeugs gelangt. Es war unheimlich still ringsum. Die Außenmikrofone der Anzüge übertrugen kein einziges Geräusch.
»Wir werden nahe der Kommandozentrale eine automatische Messstation installieren«, sagte der Techniker. Sie unterhielten sich über Helmfunk. Plaquet war inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass die Bewohner der Festungen keine Geräte besaßen, mit denen sie die schwache Streustrahlung der Helmsender nachweisen konnten.
Preleddi, nur einen Meter groß, sah verwundert zu dem Kranen auf. »Messstation?«, wiederholte er.
»Wir führen eine Menge Geräte mit uns – optische und akustische Aufzeichner, Streuimpulstaster, Mikroorter. Ich will sie aufbauen und mit einem Miniaturhypersender koppeln. Maso kann eines seiner Schiffe einige Lichtjahre von der Festung entfernt postieren und die Signale auffangen lassen. Eine sicherere Methode gibt es nicht, uns Klarheit über die Fremden zu verschaffen.«
»Die Geräte sind für automatischen Betrieb eingerichtet, nicht für die Kopplung mit einem Sender«, wandte Preleddi ein. »Das heißt, wir müssen umbauen und anpassen und ...«
»Ich weiß das alles«, unterbrach Plaquet.
»Bis wir damit fertig sind, wird sich das Schiff längst in Bewegung gesetzt haben.« Preleddis Stimme wurde schrill. »Wir kommen hier nie wieder raus!«
Die Vertiefungen an Vjugas dunkelhäutigem Schädel blinkten heftig. »Die Kastenschiffe fliegen jeweils zwischen zwei bestimmten Festungen hin und her«, erkannte Plaquet. »Das Schiff, in dem wir uns befinden, wird zu dieser Festung zurückkehren.«
Er übersetzte die Aussage des Ai für Preleddi. »Aber wann?«, schrillte das blau bepelzte Wesen. »Wie lange wird das dauern, und wie sollen wir bis dahin überleben?«
Plaquet zwang sich, ruhig zu bleiben. »Vorerst steht noch nicht einmal fest, dass der Kasten auf Fahrt geht, bevor wir unsere Messstation installiert haben.« Er wandte sich ab und glitt, dem Verlauf des Ganges folgend, hinab in die Tiefe des fremden Raumschiffs.
Mit dieser Reaktion seines Gegenübers hatte Valvul rechnen müssen. Schließlich war ihm selbst der
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