SB 122 – Gefangene der SOL
Schließlich ließ er den Greifarm sinken und richtete sich zur Senkrechten auf, ein Anzeichen tiefer Niedergeschlagenheit.
»Ich verstehe, wie du empfindest«, sagte Valvul. »Vielleicht können wir trotzdem zu einer Einigung kommen.«
Suklov wandte sich um und sah ihn erstaunt an.
Das Innere des Schiffes war, soweit Plaquet es erkennen konnte, ohne Ordnung oder Sinn für Zweckmäßigkeit. Plaquet stand lange genug im Dienst der Flotte der Herzöge von Kran, um zu wissen, dass die Mentalitäten der Sternenvölker sich manchmal stark unterschieden. Etwas so Verwirrendes wie dieses Schiff hatte er indes niemals zu sehen bekommen. Es gab keinerlei Hinweis darauf, in welcher Richtung die Kommandozentrale zu suchen war.
»Wenn wir so weitermachen, vergehen Jahre, bis wir den Ort finden, von dem aus dieses Raumschiff kontrolliert wird«, spottete Preleddi.
Plaquet, verwirrt von der Unergründlichkeit des Raumschiffs und verärgert über die Quengelei des Prodheimer-Fenken, fasste einen raschen Entschluss. »Sobald wir einen größeren Raum finden, installieren wir die Messgeräte.«
Die scheibenförmigen Fremdwesen bewegten sich, nachdem sie mithilfe der Raumfalte entmaterialisiert waren, über energetische Straßen. Solche Straßen gab es zweifellos auch innerhalb dieses Raumschiffs. Die Besatzung des Schiffs brauchte also, um sich von Ort zu Ort zu bewegen, keine Korridore. Für den Transport von Lasten schienen sie zu umständlich angelegt – welchem Zweck dienten diese Gänge also? Plaquet fragte sich, welchen Sinn das ganze Schiff hatte, überhaupt die Flotte dieser Kastenraumschiffe.
Vjuga war vor einem merkwürdig geformten Schott stehen geblieben. Er berührte die Platte, die einen halben Meter über dem Boden in das Metall eingearbeitet war, und die beiden Schotthälften glitten beiseite. Plaquet blickte in einen ovalen, hell erleuchteten Raum. An den Wänden standen die üblichen Maschinen, die ein integraler Bestandteil der fremden Zivilisation zu sein schienen. Darüber hinaus war der Raum leer.
»Vielleicht sollten wir hier unsere Geräte installieren«, blinkte der Ai.
Plaquet stimmte zu. Er wusste nicht, was er sonst noch unternehmen konnte, um mehr über die Fremdwesen an Bord der Raumfestungen in Erfahrung zu bringen.
Preleddi stieß einen schrillen Pfiff aus. Mit dem ausgestreckten Arm deutete er in den Hintergrund des Raumes. Plaquet sah drei der scheibenförmigen Fremdwesen, die offenbar soeben materialisiert waren. Auf jeweils zwei Tentakeln, die ihnen aus dem Rücken wuchsen, stakten sie unbeholfen dahin.
Erst nach einigen Sekunden erkannten die Scheibenwesen, dass sie nicht allein waren. Ihre Augenstiele wandten sich jäh zur Seite. Die scheibenförmigen Körper kippten nach hinten und stützten sich auf die beiden Tentakel, die als Gehwerkzeuge dienten. In dieser Haltung verharrten sie reglos.
Plaquet wartete überrascht, und Preleddi schien ebenfalls erstarrt zu sein. Lediglich Vjuga zeigte sich unberührt und setzte sich spontan in Bewegung. An seinem Gürtel baumelte der Behälter mit den Spoodies, den Sendboten des Herzogtums von Krandhor, deren alle teilhaftig wurden, die sich der Oberhoheit der drei Herzöge beugten. Während er auf die drei starren Scheibenwesen zuschritt, öffnete der Ai den Behälter und zog mit behandschuhter Hand den ersten Spoodie hervor, der einem Bewohner der Festung eingesetzt werden sollte.
Vjugas Handlungsweise war voreilig. Zuerst musste eine Verständigung mit den Fremden herbeigeführt werden, dann konnten sie ihre Spoodies erhalten. Aber der Ai war bereits am Ziel. Die Hand mit dem Spoodie näherte sich einem der scheibenförmigen Körper.
»Vjuga, warte noch ...!«, rief Plaquet.
Er kam nicht weiter. Der Scheibenkörper, dem Vjuga den Spoodie hatte aufsetzen wollen, flimmerte. Seine Umrisse verschwammen, und den Bruchteil einer Sekunde später war er verschwunden. Der Ai wich verblüfft zurück. Im selben Augenblick verschwanden auch die beiden anderen Fremdwesen.
Mit mechanischer Bewegung legte Vjuga den Spoodie in den Behälter zurück. In den Vertiefungen seines Schädels flackerten unzusammenhängende Blinksignale, die seine Verwirrung zum Ausdruck brachten.
Preleddis Arm sank endlich herab. »Erfolg auf der ganzen Linie, großer Anführer«, sagte der Prodheimer-Fenke. »Nun kann es nur noch Minuten dauern, bis jeder in diesem Schiff weiß, wo wir zu finden sind.«
20.
»Wie können wir uns einigen?«, fragte Suklov erstaunt. »Du
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