SB 122 – Gefangene der SOL
ein Mystiker, der immer wieder dem Glauben verfiel, höhere Mächte könnten auf Martha-Martha-Duelle Einfluss nehmen. Aber nicht nur deshalb galt er als glühender Verfechter des Glaubens an das »Licht des Universums«.
Mit einer realistischeren Einschätzung seiner Situation hätte er früher auf die Lösung kommen müssen. Die Konzeption des Spiels war eigentlich ziemlich einfach – zumindest für Doevelynk.
Es war unsinnig zu glauben, das Spiel sei auf ihn zugeschnitten. Doevelynk war sogar überzeugt davon, dass es stets nach demselben Prinzip ablief. Das war verständlich. Alle Teilnehmer besaßen die gleiche Ausgangsposition, wenn sie auch während des Spiels von unterschiedlicher Bedeutung waren. Aber darauf kam es nicht an. Das Ergebnis jedes Teilnehmers hing von der Geschicklichkeit ab, mit der er sich innerhalb des ihm gesteckten Rahmens bewegte.
Doevelynk brauchte nur noch den Beweis für seine Theorie, obwohl er bereits unerschütterlich an sie glaubte. Sein Triumph besaß allerdings einen bitteren Beigeschmack, denn er musste sich eingestehen, dass das Spiel diesmal keinen gerechten Ausgang nehmen würde. Dazu war er gegenüber allen anderen zu sehr im Vorteil.
Er zügelte seine zunehmende Begeisterung. Seine eigene Position war ihm noch nicht völlig klar. Er hatte eine große Bedeutung, das stand außer Frage. Trotzdem waren seine Möglichkeiten begrenzt.
Der Träger aller einhundert Bänder in Martha-Martha hielt den Atem an, als er erkannte, dass die Beweisfindung für ihn mit einem erheblichen Risiko verbunden war – denn ihm blieb dazu nichts anderes übrig, als seine augenblickliche Position zu verlassen. Das hatte er dummerweise schon einmal getan. Er schwitzte bei dem Gedanken, welche Folgen dies für ihn hätte haben können. Zum Glück war sein Wechsel regelwidrig gewesen, und er war zurückgeschleudert worden.
Diesmal würde er zielbewusst seinen Platz tauschen und, sofern dies überhaupt schon möglich war, in einen anderen Raum gehen. Bei der Bedeutung, die er in dem Spiel besaß, war das ein Wagnis. Er lachte leise. Vermutlich würde er mit seiner Aktion in seinem eigenen Lager Verwirrung stiften.
Ich könnte auch darauf verzichten, so sicher, wie ich mir bin, erkannte er. Aber er wollte diesen eindeutigen Beweis, mit dem er die letzte Skepsis auslöschen konnte.
Er rief sich das Bild seiner Umgebung ins Gedächtnis zurück, wie er es zweimal kurz wahrgenommen hatte. Es gelang ihm nicht vollständig, aber da er nun die Konzeption kannte, brauchte er nur Fragmente des Mosaiks, um es sich in seiner Ganzheit vorstellen zu können.
Die Vision in seinem Bewusstsein wurde deutlicher. Vermutlich wäre es ihm nach einiger Zeit sogar gelungen, ein ähnliches Gebäude, wie es auf dem Ednuk stand, in eigener Regie aufbauen zu lassen. Er berauschte sich an dieser Idee.
Doevelynk als Veranstalter des Spiels!
Sein Triumph würde umfassend sein. Was er beim Martha-Martha erreicht hatte, musste im Vergleich dazu belanglos erscheinen.
Der Tart hatte nie vergessen, dass er seine Erfolge im Martha-Martha keineswegs eiserner Disziplin und hartem Training verdankte, wie dies bei anderen Experten der Fall war. Doevelynk war spielerisch von Sieg zu Sieg geeilt, die Intuition war seine wahre Stärke. Niemals würde er Valtrans verzerrtes Gesicht nach dem Endspiel auf Quonzor vergessen. »Dein Spiel ist nicht von dieser Welt«, hatte der bis dahin als unschlagbar geltende Valtran hervorgestoßen. »Entweder steht dir das Licht des Universums zur Seite – oder dessen finstere Mächte.«
Dem Mystiker Doevelynk waren diese Worte unter die Haut gegangen. Es gab tatsächlich eine Kraft in ihm, die nicht rational war, die in entscheidenden Phasen eines Martha-Martha-Turniers seine Hände lenkte. Weil er diese seltsame Fähigkeit besaß, war er nach Couhrs gekommen, um an der Lugosiade teilzunehmen.
Doevelynk reckte sich.
Was würde nach dem Spiel mit dem Sieger Doevelynk geschehen? Entsprach es der Wahrheit, dass viele Gewinner für immer verschwunden waren? Wurden sie wirklich zu Helfern und Freunden der drei Herzöge und des Orakels von Krandhor?
Der Martha-Martha-Meister wurde jäh aus seinen Überlegungen gerissen, als sich das Empfinden heftiger und entscheidender Bewegungsabläufe in seiner Nähe verstärkte. Ich muss aufpassen!, dachte er alarmiert.
Mit seinen Gegnern konnte er nur Mitleid empfinden. Während er den Sinn des Spiels längst verstanden hatte und im Begriff war, entscheidende
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