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Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Titel: Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Baraldi
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unsicher und zurückhaltend hielt. Livio mit seinen T-Shirts mit den witzig-makabren Sprüchen, der Junge, der nie mit jemandem redete und sich immer in der Bibliothek aufhielt.
    » Du hast ihn umgebracht, richtig?« Meine Lippen zittern.
    »Frag mich nicht, was du sowieso schon weißt.« Blanke Verachtung.
    »Was bist du?«
    »Ein Geschöpf der Hölle. Ein Dämon. Wenn es dir lieber ist, der Teufel. Nenn mich, wie du willst. Angst, Grauen, Tod. Und dank dir werde ich ein neues Zeitalter einleiten.«
    Er umkreist mich wie ein Geier, der darauf lauert, meine erbärmlichen Überreste zu zerfleischen.
    Er bereitet etwas vor, eine Art Ritual. Mit weißer Kreide zeichnet er unbekannte Zeichen auf den Fußboden, rund um einen Kreis in der Mitte des Raumes.
    Ich weine leise. »Wie konntest du ihn nur töten …«
    »Ich hasse jeden, der mir die Zusammenarbeit verweigert.«
    Ich weiß, was aus ihm werden kann. Ich habe gesehen, in welches Ungeheuer er sich verwandelt, wenn seine wahre Natur die Oberhand gewinnt.
    Ich fühle mich verloren. Selbst das Atmen fällt mir schwer.
    »Was ist das für ein Buch? Es wirkte … so lebendig.«
    »Dass ich mich unter den Menschen verstecken musste, hat mich gesprächiger werden lassen.« Seine Grabesstimme lässt mich erschauern. »Außerdem hast du mir einen unschätzbaren Dienst erwiesen, Scarlett. Ich werde also deine Neugier befriedigen, bevor ich dich umbringe.«
    Bevor ich dich umbringe , das klingt unerbittlich. Etwas Unvermeidliches, viel zu Endgültiges für ein sechzehnjähriges Mädchen. Und ich will nicht sterben. Nicht jetzt, wo ich meinen Bruder wiederhabe. Nicht jetzt, wo ich begriffen habe, was es heißt, jemanden wirklich zu lieben.
    Er spricht so gelassen, als ginge es um ein mathematisches Problem. »Das Buch der Siegel ging vor sehr langer Zeit verloren. Es wurde in der Welt der Menschen aufbewahrt und an einem geweihten Ort durch heilige Zeichen geschützt, die es unsichtbar machten. Unerreichbar für einen Dämon.«
    »Aber was ist denn so bedeutend an diesem Buch, dass man dafür sogar tötet?«
    »Seine Macht ist grenzenlos. Wer es besitzt, ist in der Lage, die Regeln umzustürzen, die uns der Pakt zwischen Menschen und Dämonen auferlegt, jener Pakt aus einer Zeit, als noch Schamanen und weise Priester über die Welt herrschten, als die Wahre Geschichte geschrieben wurde.«
    Mikael hatte mir von diesem Pakt erzählt.
    »Niemand wusste, wo es war, bis dieses Kloster in eine Schule umgewandelt wurde. Die heiligen Siegel wurden zerstört. Es blieben nur noch die seines Trägerbuchs … Eine richtige Folter war das, Scarlett. Ich spürte, dass es in der Nähe war, aber ich konnte nicht genau erkennen, wo. Doch vor allem konnte ich es nicht aus seinem Futteral nehmen.«
    »Ein Dämon darf etwas Heiliges nicht entweihen.«
    »Das hast du ja für mich erledigt, du kleine Schnüfflerin. Und dafür werde ich dir ewig dankbar sein.« Ein tiefes spöttisches Lachen entsteigt seiner Kehle.
    Ich weiche langsam in Richtung der verriegelten Tür zurück. Er dreht sich nicht einmal um: »Ich an deiner Stelle würde das nicht versuchen. Mach nicht alles noch schlimmer. Wenn du mir keine unnötigen Probleme bereitest, wirst du sterben, ohne lange zu leiden. Anfangs wird es ein wenig wehtun, das gebe ich zu. Aber dann wirst du in einen tiefen ruhigen Schlaf sinken. Das ist nichts im Vergleich zu dem ewigen Todeskampf, der die gesamte Menschheit erwartet, wenn die Dämonen sich endlich auf der Erde frei bewegen dürfen.«
    Ich erstarre. Mir wird schwindelig.
    »Dazu fehlt nur noch ein kleines Opfer. Das letzte Ritual, um die Pforten der Hölle weit aufzureißen. Dein Ritual.«
    Er kommt näher. Die roten Augen pulsieren mit einer todbringenden Glut. Dann fährt er fort: »Man braucht das Blut einer unschuldigen Seele, um das Tor zu öffnen, das die beiden Welten voneinander trennt. Jedes Tor wird von einem Wächter und diesen melodramatischen Halbdämonen, die ihm zur Seite stehen, bewacht. In dieser Gegend ist es dein Mikael. Ich glaube, er wird glücklich sein, wenn er erfährt, dass ich gerade dein Blut vergossen habe, um den Countdown zum Ende einzuleiten.«
    Er packt mich am Arm, hebt mich hoch wie eine Feder. Ich wehre mich, versuche ihn zu kratzen, nehme meine letzten Kräfte zusammen, um zu schreien.
    Das bringt ihn nicht aus der Ruhe. Er legt mir einen Finger auf die Stirn, und ich werde zu einer willenlosen Marionette. Jetzt kann ich weder Arme noch Beine bewegen.
    In

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