Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Titel: Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Baraldi
Vom Netzwerk:
stählerne Griff seiner Hand, die meine Kehle gepackt hält, wird immer enger. Schmerzhaftes Röcheln. Ich bereite mich darauf vor, mich vom Leben zu verabschieden, mit einem letzten flüchtigen Blick auf den schwarzen Himmel, der fast vollständig hinter einem dichten Regenvorhang verschwindet. Ein salziger Tropfen löst sich von meinen Wimpern und rinnt zu den Lippen herab.
    »Mikael«, flüstere ich.

50
    I ch schließe die Augen, um nicht mehr in die roten Feuerbälle dieses Wesens vor mir sehen zu müssen. Der Inbegriff des Bösen, das nachts die Menschen in ihren Albträumen heimsucht. Augen ohne Lider, starr und unerbittlich und rund um die rote Pupille nichts als schwarze Abgründe. Die Schattengestalt hat die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, und in der Finsternis der Nacht, die nur ab und zu von einem durch das Fenster hereinbrechenden Blitz erhellt wird, kann ich keine weiteren Einzelheiten erkennen. Der Schatten wirkt wie der leibhaftige Tod.
    Ein übel riechender Schwall seines Atems hüllt mich ein, die eisige Hand hält meine Kehle in stahlharter Umklammerung gepackt. Meine Kräfte schwinden, nur noch ein feiner Luftstrom fließt durch meine zusammengepresste Luftröhre. Ich wehre mich nicht mehr. Mein Herz scheint bei jedem Schlag zu explodieren.
    Ich hoffe nur noch, dass es schnell vorbei ist.
    Plötzlich lockert sich der Griff meines Angreifers, und ich öffne die Augen. Eine Hand hat ihn am Arm gepackt.
    Zähneknirschend muss die Schattengestalt mit den roten Augen mich freigeben. Schlaff wie ein leerer Sack falle ich zu Boden.
    Ich zittere wie ein Ahornblatt im Sturm. Hustend streiche ich über meinen Hals und schnappe gierig nach Luft.
    Das Wesen, das eben noch wütend über mich hergefallen ist, wird nun selbst so heftig angegriffen, dass es laut krachend gegen eines der mit Büchern gefüllten Regale prallt.
    Vor dem Fenster zeichnet sich ein Umriss ab. Groß, schmaler als die andere Gestalt und von einer schwachen blauen Aura umgeben.
    Die Schattengestalt ist sofort wieder auf den Beinen und stürzt sich gleich darauf auf ihren Angreifer. Sie kämpfen wie zwei wilde Tiere, in enger Umklammerung schlagen sie aufeinander ein. Jeder Hieb dröhnt laut wie eine Explosion. Ich halte mir die Ohren zu und schreie. Bücher fallen zu Boden, ein Tisch zersplittert, Holzstückchen und Papierfetzen fliegen durch die Luft. Armageddon .
    Der Körper meines Angreifers beginnt in einem pulsierenden roten Licht zu leuchten, das genauso unheilvoll wirkt wie das seiner Augen. Sein Atem geht keuchend wie der eines Stiers in der Arena. Der andere Kämpfer, den eine blaue Aura umgibt, bewegt sich schnell und geschickt.
    Es kommt mir so vor, als sei der rote Schatten größer und kräftiger geworden. Plötzlich taucht er wie aus dem Nichts hinter seinem Gegner auf und tritt ihm so kräftig in den Rücken, dass er über den ganzen Flur geschleudert wird.
    »NEEEIIINN!«, schreie ich auf.
    Doch der andere geht nicht zu Boden, sondern hat sich in die Luft erhoben und windet sich, röchelnd vor Schmerzen. Ein Geräusch, als ob etwas entzweireißt. Hinten auf seinem Rücken erscheinen auf einmal Fledermausflügel.
    Fasziniert starre ich ihn an. Er schwebt reglos vor mir, endlich kann ich sein Gesicht sehen. Einen Augenblick lang vergesse ich sogar, mich darum zu sorgen, was mein Angreifer als Nächstes vorhat. Ich bin vollkommen verwirrt. Helle blaue Eisaugen durchdringen die Dunkelheit. Ich kann es nicht fassen …
    Es ist Mikael.
    Er wirkt größer als sonst. Die Sehnen an seinem Hals sind gespannt wie Drahtseile. Er ist größer und dann … diese Flügel. Aber er ist es, ganz sicher.
    Der Schatten mit der roten Aura hält bestürzt inne, vielleicht ist er zu verwirrt und weiß nicht, was er tun soll. Er stößt einen Schrei aus, wie ein Raubtier, das vom Kampf ablässt und sich auf eine günstigere Gelegenheit hoffend davonmacht.
    Gleich darauf ist er verschwunden. Zurück bleibt nur ein dunkler Fleck auf dem Boden, schwarz wie verbranntes Öl.
    Ich habe nicht genügend Kraft, um mich aufzurichten, deshalb schleppe ich mich auf allen vieren zu Mikael.
    Dort im Halbdunkel, das einzig von dem blauen Lichtschein erhellt wird, der seinen Körper sanft umgibt, und von den Blitzen, die den Himmel zerteilen, geht etwas vor sich. Ganz langsam verschwinden die Flügel in seinem Rücken, und dann ist er wieder der Junge, den ich kenne. Plötzlich gibt es auch wieder Strom und elektrisches Licht.
    Mikael steht im Flur. Sein

Weitere Kostenlose Bücher