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Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Titel: Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Baraldi
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T-Shirt ist zerrissen und blutverschmiert, die zuckenden Muskeln entspannen sich allmählich. Die Wunden auf seinem Rücken schließen sich. Obwohl sein vollkommenes Gesicht von Erschöpfung gezeichnet ist, hat es nichts von seiner klassischen Schönheit eingebüßt. Endlich kann ich aufstehen, und ich laufe stumm zu ihm, umkreise ihn. Sein Rücken ist von hellen Narben überzogen und dort, wo eben noch die Flügel waren, bemerke ich zwei dicke rote Stümpfe. Meine Hand zittert, als ich sie berühre. Er zuckt zusammen.
    Als ich vor ihm stehe, sehe ich ihm in die Augen. Lautlos läuft eine Träne über meine Wange.
    »Wer … bist du?«, frage ich.
    »Vergiss, was du gesehen hast, und sprich mit niemandem darüber. Unser Schicksal liegt jetzt in deinen Händen. Aber ich konnte doch nicht zulassen, dass dir etwas passiert.« Er klingt völlig erschöpft. Von seiner blauen Aura ist nur noch ein sanfter Abglanz geblieben.
    Er legt mir den Zeigefinger auf die Lippen und keine Ahnung, warum, aber irgendwie weiß ich, was gleich geschehen wird.
    »Nein«, kann ich gerade noch flüstern.
    Er streicht mir sanft übers Gesicht und all meine Gefühle, die Angst und der Schmerz, versinken in einer alles umhüllenden Dunkelheit.

51
    I ch öffne die Augen.
    Ruckartig setze ich mich auf und schaue mich um. Ich bin in meinem Bett. Um mich herum die vertrauten Dinge. Habe ich vielleicht alles nur geträumt?
    Doch dann habe ich wieder Mikael vor Augen, seinen wie in Stein gemeißelten Körper, die zuckenden Muskeln, die hervorgetretenen Adern. Das zerrissene T-Shirt, aus dem die Fledermausflügel hervorkommen. Die Narben.
    Instinktiv fährt meine Hand an meinen Hals, und einen Moment lang meine ich, wieder die stählerne Umklammerung meines Angreifers zu spüren und in die blutdürstigen Abgründe seiner Augen zu sehen.
    In einem erschütternden Flashback durchlebe ich alles noch einmal. Das Gewitter, den Schmerz und die Wut. »Mikael verbirgt ein Geheimnis, und ich werde es dir beweisen.« Die Bibliothek, die Blitze am schwarzen Himmel. Ich werde sterben. Mikael  …
    Ich stehe auf und suche nach Spuren, die meine Erinnerungen bestätigen können. Auf dem Stuhl liegen ordentlich zusammengefaltet die Sachen, die ich gestern anhatte. Sie sind noch feucht.
    Ich laufe ins Bad, schaue in den Spiegel und suche nach blauen Flecken. Schließlich erinnere ich mich noch genau an den Schmerz, als ich gegen die Wand geprallt bin. Ich hebe das weite Schlafanzugoberteil, aber da ist nichts außer meiner weißen Haut.
    »Scarlett, bist du etwa noch im Bett? Mittagessen ist fertig!« Als ich die Stimme meiner Mutter höre, fahre ich zusammen. Langsam kehre ich in die Realität zurück.
    »Vergiss, was du gesehen hast und sprich mit niemandem darüber«, das waren Mikaels letzte Worte. Traum oder Wirklichkeit?
    Gestern Abend hatte ich nur eine Cola. Ich war also keinesfalls betrunken! Aber wie bin ich bloß nach Hause gekommen?
    Ich schlüpfe in meine Jeans und einen Wollpulli und folge dem Duft von überbackenen Nudeln in die Küche.
    »Geht es dir heute besser?«, fragt Papa.
    »Ich glaube schon. Ich bin bloß noch ein wenig durcheinander … Als hätte ich meinen Kopf auf dem Nachttisch vergessen.«
    »Also ganz wie immer …«, meint Simona.
    Im Hintergrund läuft leise der Fernseher. Ich zwinge mich, etwas zu essen.
    »Habt ihr gestern Abend irgendetwas Merkwürdiges gehört?«, frage ich.
    »Wie meinst du das?«, erwidert Papa.
    »Na ja, zum Beispiel seltsame Geräusche aus dem Garten.«
    »Nein. Ich habe bloß deinen Vater gehört, der wie eine Dampflokomotive geschnarcht hat, sodass ich kein Auge zubekommen habe.«
    »Du sagst ständig, dass du kein Auge zubekommst, aber wenn ich aufwache, schläfst du immer tief und fest.«
    Marco spielt mit einem Modellhubschrauber. Er lädt Krümel in einen kleinen Eimer und transportiert sie zu seinem Teller, so als wollte er einen Brand löschen, den nur er sehen kann.
    Die Fantasie kann alles erschaffen. Auch die Bilder, die mich quälen?

52
    C an’t anybody see? We’ve got a war to fight. Ich lasse mich mit Musik volldröhnen und versuche so, die quälenden Fragen in meinem Kopf zu verdrängen.
    Es gibt tatsächlich einen Beweis dafür, dass ich mir das alles nicht bloß eingebildet habe: Mein Handy ist nicht mehr da. Es ist mir aus der Hand geflogen, als ich angegriffen wurde.
    Ich weiß … Ich könnte mir jetzt einreden, dass es mir bei dem Konzert jemand geklaut hat. Aber dafür sind die

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