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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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Pulver behandelt habe«, verkündete er. »Dann untersuche ich es auf DNA-Spuren.«
    Er kauerte sich vor seinen Koffer und holte schwarzes Pulver und einen Kohlefaserpinsel heraus. Währenddessen wandte sich Scarpetta den Männerkleidern auf dem Bett zu und beugte sich vor, bis ihr ein muffiger Geruch in die Nase stieg. Der Gestank eines ungepflegten Körpers. Sie stellte fest, dass die Zeitungen einige Tage alt waren. Die New York Times , das Wall Street Journal . Zu ihrem Erstaunen entdeckte sie ein aufklappbares schwarzes Mobiltelefon von Motorola auf dem Kopfkissen. Auf der zerknitterten Bettwäsche waren eine schmutzige Khakihose, ein blauweißes Baumwollhemd, einige Sockenpaare, ein hellblauer Pyjama und eine Boxershort, im Schritt gelb verfärbt, verteilt. Die Sachen sahen schmuddelig aus, so als hätte jemand über längere Zeit Tag für Tag dasselbe getragen, ohne es in die Wäscherei zu geben. Und dieser Jemand war auf keinen Fall Carley Crispin. Es konnten unmöglich ihre Kleider sein. Außerdem fand Scarpetta nirgendwo im Zimmer Hinweise darauf, dass sie den Raum jemals betreten hatte. Wäre Scarpettas BlackBerry nicht gewesen, es hätte keine Verbindung zu Carley gegeben.
    Scarpetta warf einen Blick in verschiedene Papierkörbe, ohne darin herumzuwühlen oder sie auszukippen. Zerknüllte Zettel, Papiertaschentücher und weitere Zeitungen. Sie ging zum Bad und blieb an der Tür stehen. Das Waschbecken und die Ablage sowie der Fußboden aus Marmor waren mit abgeschnittenen Haaren bedeckt, Büschel grauer Haare von unterschiedlicher Länge, einige maßen zehn Zentimeter, andere waren nur Stoppeln. Auf einem Waschlappen bemerkte sie eine Schere, einen Rasierer und eine Dose Rasierschaum von Gillette, der offenbar in einer Filiale der Drogeriemarktkette Walgreens gekauft worden war. Außerdem lagen da noch eine andere Chipkarte des Hotels und eine Brille mit altmodischem quadratischem schwarzem Gestell.
    Hinten auf dem Frisiertisch befanden sich eine einsame Zahnbürste, eine fast leere Tube Sensodyne-Zahnpasta, ein Zahnreinigungsset und ein Gerät zur Entfernung von Ohrenschmalz. Eine Ladestation von Siemens war aufgeklappt. Darin steckte ein Paar Hörgeräte, Modell Siemens Motion 700, fleischfarben und die gesamte Ohrmuschel ausfüllend. Was Scarpetta vermisste, war die Fernbedienung, weshalb sie ins Zimmer zurückkehrte, wobei sie darauf achtete, nichts zu berühren oder zu verändern. Sie musste der Versuchung widerstehen, den Wandschrank oder Schubladen zu öffnen.
    »Der Bewohner muss an einer mittelschweren bis schweren Hörbehinderung leiden«, merkte sie an, während Marino das BlackBerry auf Fingerabdrücke untersuchte. »Hochmoderne Hörgeräte, die Hintergrundgeräusche ausblenden und eine Rückkopplung verhindern. Außerdem mit Bluetooth-Funktion. Man kann sie mit dem Mobiltelefon verbinden. Irgendwo muss doch eine Fernbedienung sein.« Sie konnte nirgends eine entdecken. »Um die Lautstärke zu regeln, zu überprüfen, ob die Akkus ausreichend aufgeladen sind, und so weiter und so fort. Normalerweise bewahren die Leute sie in der Hosentasche oder in der Handtasche auf. Vielleicht hat er sie ja bei sich, aber er trägt seine Hörgeräte nicht. Das ergibt erstens keinen Sinn und ist zweitens ein schlechtes Zeichen.«
    »Ich habe ein paar gute erwischt«, verkündete Marino und legte das Klebeband geschickt auf eine weiße Karte. »Keine Ahnung, wovon du redest. Wer braucht Hörgeräte?«
    »Der Mann, der sich im Bad Kopfhaar und Bart abrasiert hat«, erwiderte sie, machte die Zimmertür auf und trat auf den Flur hinaus, wo Curtis, der Nachtportier, noch immer wartete und sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen schien.
    »Ich möchte mich ja nicht einmischen, doch mich würde interessieren, was hier los ist«, sagte er zu ihr.
    »Ich möchte Ihnen gern ein paar Fragen stellen«, entgegnete Scarpetta. »Sie meinten vorhin, Sie seien um Mitternacht zum Dienst erschienen.«
    »Meine Schicht dauert von Mitternacht bis acht Uhr morgens, richtig«, antwortete Curtis. »Ich habe sie seit meiner Ankunft nicht gesehen. Wie ich Ihnen vor ein paar Minuten erklärt habe, bin ich ihr eigentlich nie begegnet. Ms. Crispin hat sich im Oktober ein Zimmer im Hotel genommen, vermutlich weil sie eine Unterkunft in der Stadt brauchte. Sicher wegen ihrer Sendung. Nicht dass mich ihre Beweggründe etwas angehen würden. Zumindest ist es das, was ich gehört habe. In Wahrheit benutzt sie das Zimmer selten selbst, und

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