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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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Sie glauben würden, dass sie noch lebt, wäre es kein Problem für Sie, Ihre Meinung zu äußern. Denn solange sie nicht tot ist, ist sie auch nicht Ihr Fall.«
    Das war nicht richtig, da Forensiker zuweilen auch lebende Patienten untersuchten oder sich an der Fahndung nach vermissten Personen beteiligten, von deren Tod man ausging. Aber Scarpetta hatte nicht vor, das klarzustellen.
    »Es verstößt gegen das Standesrecht, einen Fall zu erörtern, in dem die Ermittlungen noch laufen und in dem bis jetzt kein gerichtliches Urteil ergangen ist. Ich habe mich bereit erklärt, heute Abend in Ihre Sendung zu kommen, Carley, um allgemeine forensische Beweise, insbesondere Faserspuren, zu besprechen, von denen die häufigste die mikroskopische Analyse von Haaren ist.«
    »Okay, dann reden wir über Faserspuren und Haare.« Carley klopfte mit dem Bleistift auf ihre Papiere. »Durch eine Haaruntersuchung lässt sich doch feststellen, ob derjenige schon tot war, als er das Haar verloren hat. Wenn man zum Beispiel Haare in einem Fahrzeug findet, mit dem die Leiche transportiert worden ist?«
    »Die DNA verrät einem nicht, ob der Betreffende tot ist«, wiederholte Scarpetta.
    »Aber was sagen uns Haare dann, wenn wir einmal annehmen, dass Haare, die als von Hannah stammend identifiziert wurden, an einem Ort, beispielsweise in einem Fahrzeug, sichergestellt werden?«
    »Warum befassen wir uns nicht mit der mikroskopischen Haaranalyse im Allgemeinen? Schließlich ist dies das Thema, auf das wir beide uns für heute Abend geeinigt haben.«
    »Dann also ganz allgemein«, entgegnete Carley. »Erklären Sie uns, woran Sie erkennen, ob ein Haar von einem Toten ist. Sie entdecken ein Haar, nehmen wir einmal an, in einem Fahrzeug. Wie entscheiden Sie, ob die Person, die es verloren hat, zu diesem Zeitpunkt lebendig oder tot war?«
    »Nach dem Tod eingetretene Schädigungen der Haarwurzel beziehungsweise deren Nichtvorhandensein können uns darauf hinweisen, ob das Haar von einem lebenden Menschen oder von einer Leiche stammt«, antwortete Scarpetta.
    »Darauf wollte ich hinaus.« Carley klopfte mit ihrem Bleistift, dass es klang wie ein Metronom. »Denn meinen Quellen zufolge wurde im Fall Hannah Starr Haar sichergestellt, das eindeutig Schädigungen zeigte, die auf Tod und Verwesung hinweisen.«
    Scarpetta hatte keine Ahnung, was Carley meinte, und fragte sich, ob sie vielleicht den Fall Hannah Starr mit dem des vermissten Kleinkinds Caylee Anthony verwechselte, deren rotes Haar, das im Kofferraum des Familienautos entdeckt worden war, Anzeichen von Verwesung aufwies.
    »Wie also erklären Sie Schädigungen, die nur nach dem Tod aufgetreten sein können, wenn die betreffende Person gar nicht tot ist?« Carley fixierte Scarpetta mit einem gespielt fragenden Blick.
    »Ich weiß nicht, was Sie unter ›Schädigungen‹ verstehen«, gab Scarpetta zurück. Sie spielte mit dem Gedanken, einfach das Studio zu verlassen.
    »Zum Beispiel durch Insekten.« Carley klopfte laut mit dem Bleistift. »Meine Quellen haben mir mitgeteilt, das im Fall Hannah Starr aufgefundene Haar wiese Anzeichen von Schäden auf, wie sie nur nach dem Tod entstehen können.« Sie wandte sich zur Kamera um. »Und das hat man der Öffentlichkeit bis jetzt verschwiegen. Wir erörtern es zum ersten Mal hier in meiner Sendung.«
    »Insektenbefall muss nicht heißen, dass die Person, die das Haar verloren hat, tot ist«, antwortete Scarpetta, ohne auf das Thema Hannah Starr einzugehen. »Wenn einem zu Hause, im Auto oder in der Garage ein Haar ausfällt, könnten sich Insekten genauso gut darüber hermachen.«
    »Möchten Sie unseren Zuschauern nicht erklären, wie Insekten Haare beschädigen?«
    »Sie fressen sie an. Unter dem Mikroskop sieht man die Bissspuren. Bei Haaren mit solchen Merkmalen nimmt man normalerweise an, dass das Haar vor längerer Zeit verloren wurde.«
    »Und man geht davon aus, dass die Person tot ist.« Carley zeigte mit dem Bleistift auf sie.
    »Nein, auf der Grundlage dieser Tatsache allein kann man einen solchen Schluss nicht ziehen.«
    Auf den Monitoren erschienen mikroskopische Abbildungen zweier menschlicher Haare in fünfzigfacher Vergrößerung.
    »Also, Dr. Scarpetta, wir haben hier die Bilder, sie Sie unseren Zuschauern gern zeigen wollten«, verkündete Carley. »Beschreiben Sie uns genau, was wir hier sehen.«
    »Wurzelverklebung nach dem Tod«, begann Scarpetta. »Oder, um mit den Worten des großen Kriminaltechnikers Nick Petraco zu

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