Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
Vom Netzwerk:
konnten eine Explosion auslösen. Langsam und tief durchatmen und ruhig bleiben. Die Wohnungstür öffnete sich mit einem erstaunlich lauten Klicken. Bitte, lieber Gott, mach, dass es nicht das ist, was ich denke .
    »Benton?«
    Sie trat ein und ließ die Tür weit offen.
    »Hallo? Benton?«
    Vorsichtig stellte sie den FedEx-Karton mitten auf den Couchtisch im menschenleeren, mit wertvollen Kunstwerken und Möbeln im Missionsstil ausgestatteten Wohnzimmer. Sie malte sich aus, wie die riesigen Fenster zerbarsten. Ein gewaltiger Glasregen, dessen rasiermesserscharfe Scherben sich zwanzig Stockwerke in die Tiefe ergossen.
    »Benton, wo bist du?«
    Auf seinem Morris-Lehnsessel am Fenster mit Blick auf die Lichter der Upper West Side und den Hudson lag ein Stapel Papiere. Die Flugzeuge über den erleuchteten Startbahnen von Teterboro sahen aus wie UFOs. Wahrscheinlich war Lucy gerade mit dem Hubschrauber auf dem Weg nach New York und Westchester County.
    »Benton! «
    Scarpetta lief den Flur entlang zum Schlafzimmer. Sie holte tief Luft, schluckte immer wieder und versuchte, ihr Herz und ihren Magen zu beruhigen. Die Toilettenspülung wurde betätigt.
    »Verdammt, was ist denn mit deinem Telefon los?«, erklang Bentons Stimme. Im nächsten Moment erschien er in der Schlafzimmertür. »Hast du eine meiner Nachrichten erhalten? Kay? Was zum Teufel ist passiert?«
    »Komm nicht näher«, erwiderte sie.
    Er war noch immer im Anzug, einem schlichten aus blauem Flanell, der nicht auf Geld hinwies, denn er trug in Gefängniskrankenhäusern und forensischen Abteilungen nie teure Sachen und achtete sorgfältig auf das Bild, das er Häftlingen und psychisch kranken Straftätern vermittelte. Allerdings hatte er die Krawatte abgenommen und die Schuhe ausgezogen. Sein weißes Hemd stand am Hals offen und hing aus der Hose. Das silbergraue Haar stand ihm zu Berge, als sei er mit den Fingern hindurchgefahren.
    »Was ist geschehen?«, wiederholte er und blieb in der Tür stehen. »Da stimmt doch etwas nicht.«
    »Hol deine Schuhe und deine Jacke«, antwortete Scarpetta und räusperte sich. »Halt Abstand. Ich weiß nicht, womit ich in Berührung gekommen bin.« Sie sehnte sich verzweifelt danach, sich die Hände mit Bleiche zu schrubben, sich zu dekontaminieren, lange und heiß zu duschen, die Schichten von Make-up zu entfernen und sich die Haare zu waschen.
    »Was ist? Bist du jemandem begegnet? Ist etwas vorgefallen? Ich habe versucht, dich zu erreichen.« Benton verharrte wie eine Statue in der Tür. Sein Gesicht war bleich, und sein Blick wanderte zur Wohnungstür, als befürchtete er, jemand könnte ihr gefolgt sein.
    »Wir müssen hier raus.« Die Fernsehschminke fühlte sich klebrig an und haftete wie Leim. Sie glaubte, dass ihr ein Geruch in die Nase stieg. Teer, Schwefel, die Moleküle eingefangen in ihrer Schminke und dem Haarspray. Der Gestank nach Höllenfeuer.
    »Geht es um die Anruferin aus Detroit? Ich habe dich mehrmals zu erreichen versucht«, sagte Benton. »Was wird hier gespielt? Hat dir jemand etwas getan?«
    Scarpetta zog den Mantel und die Handschuhe aus, warf sie in den Flur und stieß sie mit dem Fuß beiseite. »Wir müssen hier raus. Sofort. Ein verdächtiges Paket. Es steht im Wohnzimmer. Hol warme Mäntel für uns beide.« Dir darf nicht übel werden. Nicht erbrechen .
    Benton verschwand im Schlafzimmer, und sie hörte, wie er auf den Schrank zusteuerte. Kleiderbügel klapperten an der Stange. Kurz darauf kehrte er mit einem Paar Bergstiefel, einem Wollmantel und einer Skijacke zurück, die er so lange nicht getragen hatte, dass noch der Skipass am Reißverschluss baumelte. Nachdem er ihr die Jacke gereicht hatte, eilten sie den Flur entlang. Beim Anblick der weit offenen Tür, des FedEx-Kartons im Wohnzimmer und der Glasschale auf dem Orientteppich verfinsterte sich Bentons Miene. Öffne die Fenster, um im Fall einer Explosion den Druck zu senken und den Schaden möglichst zu begrenzen. Nein, das ist unmöglich. Geh nicht ins Wohnzimmer. Nähere dich nicht dem Couchtisch. Gerate nicht in Panik. Verlasse die Wohnung. Schließ die Tür und verhindere, dass andere die Wohnung betreten. Vermeide laute Geräusche. Löse keine Schockwellen aus . Scarpetta zog vorsichtig die Tür zu, schloss aber nicht ab, um der Polizei den Zugang zu ermöglichen. Auf dieser Etage befanden sich noch zwei weitere Wohnungen.
    »Hast du den Portier gefragt, wer das Paket abgegeben hat?«, erkundigte sich Benton. »Ich war den ganzen

Weitere Kostenlose Bücher