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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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Wie Lucy hatte sie bei der ATF gekündigt. Und dann hatten sie beide ohne Benton weitergelebt.
    Nun war er hier mit ihr im Aufzug, als handle es sich bei diesem Teil von Scarpettas Vergangenheit nur um einen wirren Albtraum, über den sie einfach nicht hinwegkam. Seit dieser Zeit hatte sie keine Sprengstofflehrgänge mehr gegeben, weil sie nicht mehr die nötige Objektivität aufbrachte. Zerrissene Leichen, Verbrennungen, Verletzungen durch umherfliegende Teile, massive Schädigungen des Bindegewebes, zerschmetterte Knochen, durchlöcherte und zerfetzte Organe und blutige Stümpfe, wo gerade noch Hände gewesen waren, gingen ihr inzwischen zu nah. Sie dachte an das Paket, das sie mit in die Wohnung gebracht hatte. Sie war unaufmerksam und zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich über Carley zu ärgern und über Alex’ Worte und Dr. Edisons Anspielung auf ihre Karriere bei CNN nachzugrübeln. Dabei hätte sie sofort bemerken müssen, dass auf dem Lieferschein kein Absender stand und dass der Beleg noch daran hing.
    »Heißt der Hund Fresca oder Fresco?«, erkundigte sich Benton bei Judy.
    »Fresca. Wie die Limonade. Ich hatte gerade ein Glas voll in der Hand, als Bud mit einer Kuchenschachtel hereinkam, in der sie saß. Ein Geburtstagsgeschenk. Ich hätte gleich darauf kommen müssen. Wegen der vielen Löcher im Deckel. Aber ich habe geglaubt, es sei ein Kuchen. Bis sie gebellt hat.«
    »Das kann ich mir denken«, erwiderte Benton.
    Fresca begann, an der Leine zu zerren, und kläffte so schrill, dass sich das Geräusch in Scarpettas Ohren und bis ins Gehirn bohrte. Ihr Mund war voller Speichel, und ihr Herz schlug unregelmäßig. Dir darf jetzt nicht übel werden . Der Aufzug hielt an. Die schweren Messingtüren öffneten sich im Zeitlupentempo. Rote und blaue Lichter blitzten auf der anderen Seite der Glastür, die zum Foyer führte. Mit den sechs Polizisten, die marineblaue Schutzanzüge, Schutzwesten, Stiefel und schwere Werkzeuggürtel mit Halterungen für Akkus, Magazintaschen, Knüppel, Taschenlampen und Pistolen in Halftern trugen, wehte kalte Luft herein. Ein Polizist griff mit jeder Hand nach einem Gepäckwagen und zog sie über die Schwelle. Sein Kollege kam direkt auf Scarpetta zu, als seien sie sich schon einmal begegnet. Er war jung, kräftig gebaut und muskulös und hatte schwarzes Haar und dunkle Haut. Das Abzeichen auf seiner Jacke zeigte goldene Sterne und die an einen Comic erinnernde rote Bombe des Bombenentschärfungskommandos.
    »Dr. Scarpetta? Ich bin Lieutenant Al Lobo«, sagte er und schüttelte ihr die Hand.
    »Was wird hier gespielt?«, fragte Judy.
    »Ma’am, Sie müssen das Gebäude verlassen. Wenn Sie so gut wären, nach draußen zu gehen, bis wir hier fertig sind. Es ist zu Ihrem eigenen Schutz.«
    »Wie lange wird es dauern? Gott, das ist so ungerecht!«
    Der Lieutenant betrachtete Judy, als käme sie ihm bekannt vor. »Ma’am, wenn Sie jetzt bitte meine Anweisungen befolgen würden. Draußen wartet jemand, der Sie ...«
    »Was ist mit dem Lokal nebenan?«, schlug Benton vor. »Könnte sie nicht dort warten?«
    »Hunde dürfen nicht hinein«, entgegnete Judy empört.
    »Ich denke, wenn Sie sie nett bitten, machen sie sicher eine Ausnahme.« Benton begleitete sie zur Eingangstür.
    Dann kehrte er zu Scarpetta zurück und nahm ihre Hand. Das Foyer hatte sich mit einem Schlag in einen von Chaos, Lärm und Zugluft erfüllten Raum verwandelt. Aufzugtüren öffneten sich mit einem Klingeln, und Mitglieder des Einsatzkommandos begannen, die Bewohner zu evakuieren, die unmittelbar über und unter, rechts und links von Scarpettas und Bentons Wohnung lebten. Der Lieutenant bezeichnete die Wohnung als »Ziel« und feuerte Fragen auf die beiden ab wie Salven aus einem Maschinengewehr.
    »Ich bin ziemlich sicher, dass auf unserer Etage, der neunzehnten, niemand mehr ist«, antwortete Scarpetta. »Ein Nachbar hat nicht aufgemacht und ist offenbar nicht zu Hause, obwohl Sie noch einmal nachsehen sollten. Die andere Nachbarin ist sie.« Sie meinte Judy.
    »Sie erinnert mich an jemanden aus einer dieser alten Fernsehshows, wie Carol Burnett. Über Ihnen gibt es nur noch ein Stockwerk?«
    »Zwei«, erwiderte Benton. »Es sind zwei.«
    Durch die Glasscheibe beobachtete Scarpetta, wie weitere Notfallfahrzeuge eintrafen. Eines zog einen leichten Anhänger hinter sich her. Sie bemerkte, dass der Verkehr in beiden Richtungen angehalten worden war. Die Polizei hatte diesen Teil des Central Park West

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