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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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schwarzen Wollmantels verdeckte zum Teil eine Tätowierung, die an der linken Seite seines Halses bis zum Ohr verlief. Sie stellte Totenschädel dar. Scarpetta zählte acht Stück, konnte jedoch nicht ausmachen, ob sie übereinander angeordnet waren oder den Rand eines anderen Musters bildeten.
    »Kannst du das vergrößern?« Sie wies auf einen Teil der Tätowierung, der sie an eine Schachtel erinnerte. Ein Mausklick holte das Bild näher heran. »Vielleicht ein Sarg. Totenschädel in einem Sarg. Das wirft für mich sofort die Frage auf, ob er im Irak oder in Afghanistan gekämpft hat. Schädel, Skelette, die aus Särgen steigen, Grabsteine. Mit anderen Worten, das Gedenken an gefallene Soldaten. Für gewöhnlich steht jeder Schädel für einen Kameraden, der ums Leben gekommen ist. Solche Tätowierungen sind seit einigen Jahren recht beliebt.«
    »Das Real Time Crime Center könnte eine Suchanfrage starten«, schlug Marino vor. »Wenn der Kerl aus irgendeinem Grund in der Datenbank ist, wäre es möglich, ihn anhand der Tätowierung zu identifizieren. Wir haben eine ganze Datenbank mit Tätowierungen.«
    Der scharfe Zimtduft ließ Scarpetta an Brandorte und die Mischung unerwarteter Gerüche in niedergebrannten Gebäuden denken. Lobo berührte sie an der Schulter. »Also kommt Ihnen nichts an diesem Mann bekannt vor?«, fragte er sie. »Erinnert er Sie vielleicht an etwas?«
    »Nein«, erwiderte sie.
    »Macht einen ziemlich gefährlichen Eindruck«, fügte Lobo hinzu.
    »Ross, der Pförtner, meinte, er habe nichts Verdächtiges an ihm wahrgenommen«, entgegnete Scarpetta.
    »Ja, das hat er gesagt.« Lobo kaute nachdenklich. »Allerdings hat er die Stelle in Ihrem Haus nur deshalb angetreten, weil ihm sein letzter Job als Pförtner gekündigt wurde, und zwar, weil er den Empfang unbewacht gelassen hat. Zumindest war er in dieser Hinsicht ehrlich. Natürlich hat er vergessen zu erwähnen, dass er letzten März mit dem Betäubungsmittelgesetz in Konflikt geraten ist.«
    »Können wir sicher sein, dass er nicht mit diesem Burschen unter einer Decke steckt?« Damit meinte Benton den Mann auf dem Computerbildschirm.
    »Im Moment ist gar nichts sicher«, antwortete Lobo. »Aber ich fresse einen Besen, wenn dieser Kerl bei FedEx arbeitet.« Er wies auf den tätowierten Hals. »Solche Mützen kann man problemlos bei eBay kaufen. Oder selber basteln. Ist Ihnen auf dem Heimweg von CNN jemand aufgefallen?«, wandte er sich an Scarpetta.
    »Nur ein Obdachloser, der auf einer Bank schlief.« »Wo?«, fragte Benton.
    »In der Nähe des Columbus Circle. Gleich da drüben.« Scarpetta drehte sich um und zeigte mit dem Finger.
    Sie stellte fest, dass die Notfallfahrzeuge und die Gaffer verschwunden waren, die Halogenscheinwerfer ausgeschaltet, sodass die Straße wieder im Dämmerlicht lag. Bald würden die ersten Autos auftauchen. Die Bewohner würden ins Haus zurückkehren, und man würde die Verkehrskegel und Absperrbänder entfernen, als wäre nichts geschehen. Scarpetta kannte keine andere Stadt, in der man Notfälle so schnell regelte und derart rasch wieder zum Alltag überging. Es war die Lektion, die sie aus dem 11. September gelernt hatten. Zu einem entsetzlichen Preis.
    »Inzwischen ist niemand mehr da«, sagte Lobo. »Die Bänke sind alle leer. Doch wahrscheinlich hat der Radau sie verscheucht. Und sonst ist Ihnen auf dem Heimweg niemand begegnet?«
    »Nein«, erwiderte Scarpetta.
    »Leute, die unerfreuliche Geschenke hinterlassen, lungern nämlich gern in der Nähe herum und beobachten alles oder kommen später wieder, um den Schaden, den sie angerichtet haben, zu begutachten.«
    »Gibt es noch mehr Fotos?«, erkundigte sich Benton. Sein Atem streifte Scarpettas Haar.
    Marino klickte zwei weitere Standaufnahmen an und zeigte sie nebeneinander. Es waren Ganzkörperfotos des Mannes mit der Tätowierung, wie er die Vorhalle in Richtung Empfang durchquerte und wieder ging.
    »Keine FedEx-Uniform«, merkte Scarpetta an. »Schlichte dunkle Hose, schwarze Stiefel und ein schwarzer, bis zum Hals zugeknöpfter Mantel. Außerdem Handschuhe. Ich glaube, Ross hatte recht. Sie sehen aus, als seien sie mit Kaninchenfell gefüttert.«
    »Immer noch keine Idee?«, wollte Lobo wissen.
    »Nein«, antwortete Benton.
    »Ich auch nicht«, ergänzte Scarpetta.
    »Nun, ganz gleich, wer der Typ auch ist, wir haben entweder nur einen Boten oder den Absender selbst vor uns. Und die Preisfrage des heutigen Abends lautet, ob Sie jemanden kennen,

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