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Scary City, Band 1: Das Buch der Schattenflüche, Scary City 1 (German Edition)

Scary City, Band 1: Das Buch der Schattenflüche, Scary City 1 (German Edition)

Titel: Scary City, Band 1: Das Buch der Schattenflüche, Scary City 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Borlik
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passierten. Auf der anderen Seite des Tores blieb Mats abrupt stehen, sodass Lucy gegen ihn prallte. Allerdings lag das weniger an seiner Erschöpfung als vielmehr an dem Anblick der Stadt, die sich mit ihren krummen Gässchen und den schiefen Häuschen wie ein Labyrinth unter ihm ausbreitete.
    »Beeindruckend, was?« Tic lachte. 
    Mats wusste gar nicht, wohin er zuerst gucken sollte. Auf den Straßen des Schattenschlunds wimmelte es nur so von Schattengängern. Viele waren ihm aus Geschichten und Filmen vertraut: Zwerge, Zentauren, langbärtige Zauberer, Minotauren, Golems, Trolle, Echsenmenschen, stolz einherschreitende Einhörner ... Sie alle wirkten friedlich und grüßten einander, indem sie ihre Spitzhüte lüfteten oder sich an ihre Hörner tippten. Allerdings tauchten hier und dort auch Kreaturen aus der Menge auf, für die Mats keinen Namen hatte und die ihm einen Schauer über den Rücken jagten. Eine hatte es ihm besonders angetan. Lumpen bedeckten ihren hageren, missgestalteten Körper mit den viel zu langen Armen. Doch vor allem ihr Kopf war schaurig anzusehen. Er hatte Ähnlichkeit mit dem einer Ziege, nur, dass er felllos war und es bloß ein einziges Auge mitten auf der Stirn gab. 
    Plötzlich wandte die Kreatur sich Mats zu, als hätte sie seinen Blick gespürt. 
    »Schau weg«, zischte Tic in sein Ohr. 
    Mats gehorchte unwillkürlich. 
    »Das war ein irischer Fomori. Es gibt kaum etwas Hässlicheres im Schattenschlund. Vor allem aber hüte dich vor seinem Blick, wenn er es drauf anlegt, kann er damit töten.« 
    Tic flog voraus und wies ihnen den Weg durch die verwinkelten Gässchen, die die ganze Gegend durchzogen. Feenlampen leuchteten ihnen den Weg und weit über ihnen an der Höhlendecke glomm ein magischer Sternenhimmel, eine exakte Kopie des echten. Wohin Mats auch schaute, gab es immer wieder etwas Neues zu entdecken. Natürlich war da auch Vertrautes. Manche Dinge waren eben überall gleich. Wie der Lärmpegel, die unzähligen Essensgerüche, die Taxis – Kutschen, die von haarigen Riesenspinnen gezogen wurden – oder der Gestank von verstopften Abwasserkanälen, der selbst den ihrer Mäntel übertraf und Mats angeekelt die Nase verziehen ließ. 
    »Wo müssen wir überhaupt hin?«, fragte Mats, der sich trotz ihrer Verkleidung nicht ganz wohl in seiner Haut fühlte. Je tiefer sie in den Schattenschlund eindrangen, desto schwerer würde es im Notfall werden, zurück zum Ausgang zu finden. Was ihre Überlebenschance vermutlich auch nicht erhöhte, wenn die Furien noch immer da waren. 
    Tic flatterte zu ihm zurück. »Das Loch liegt in einem anderen Viertel der Stadt«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Um dort hinzukommen, müssen wir dieses der Länge nach durchqueren.«
    Mats fiel die Kinnlade herunter. »Das hier ist nur ein einziges Viertel?«
    »Was hast du denn gedacht? Dass wir in einem Dorf leben? Der Schattenschlund ist so groß wie euer Berlin! Jetzt beeilt euch schon. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Ja, das war ihr Problem: Zeit. 
    Allmählich kamen Mats Zweifel, dass es überhaupt möglich war, den Anführer der Nightscreamer aufzuhalten. Vermutlich wäre dafür ein Wunder nötig. Oder eine verdammte Menge Glück. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte Mats sich sogar, ob sie eigentlich das Recht dazu hatten. Ein ganz kleines bisschen konnte er Vlads Hass auf sie verstehen. All diese Wesen, die hier unten lebten, fern von der Sonne und der Oberfläche, taten das nur, weil sie einst von den Menschen vertrieben wurden. Dabei hatten sie, wie jeder andere auch, das Recht zu leben, wo immer sie wollten. 
    »Sind das etwa Hochhäuser?«, brach Lucy in seine Gedanken, als sie an einer breiten Treppe vorüberkamen, die in eine andere, tiefer gelegene Höhle führte. 
    Mats drehte den Kopf. Es waren tatsächlich Hochhäuser. Allerdings keine gewöhnlichen, sondern gläserne Wolkenkratzer, die im Licht der Sterne strahlten, als wären sie in schimmerndes Eis gehüllt, während zwischen ihnen smaragdgrüne Zeppeline mit der Anmut von Drachen dahinglitten. Wer mochte dort unten wohl leben? 
    »Aus dem Weg!«
    Mats wurde zu Boden geworfen, als sich ein etwa drei Meter großer Troll an ihm vorbeidrängte, der fast genauso bestialisch stank wie ihre Umhänge. 
    »Idiot«, murmelte Mats und rieb sich die Hüfte, bevor er Lucys Hand ergriff. »Danke.«
    »Tic hat nichts mitbekommen und ist weitergeflogen.« Lucy deutete an einer Gruppe blasshäutiger Frauen in weißen

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