Scary City, Band 1: Das Buch der Schattenflüche, Scary City 1 (German Edition)
Gestank, der ihm fast die Nasenschleimhäute wegätzte. Eine Mischung aus Hühnerscheiße, Schweiß und fauligem Sumpfwasser. Sollte er die Mäntel etwa reinigen lassen? Da entdeckte Mats einen Zettel, der an einem der Mäntel hing. Er riss ihn ab und faltete das Papier auseinander.
Die werdet ihr brauchen!
Mats klappte den Mund auf und wieder zu. Nummer dreizehn konnte unmöglich wissen, was sie vorhatten. Und dennoch gab es keine andere Erklärung: Die Kapuzenmäntel waren als Verkleidung für ihn und Lucy gedacht, wenn sie heute Abend in den Schattenschlund hinabstiegen. Vor allem würde bei dem Gestank niemand darauf kommen, dass zwei Menschen daruntersteckten. Mats stürmte hinauf in den zwölften Stock, um Tic die gute Nachricht zu überbringen.
Lucy war auch schon dort, lümmelte sich auf seinem Bett und blätterte in einem seiner Comics. Kaum hatte Mats das Zimmer betreten, sprang sie auf und hielt sich angeekelt die Nase zu. »Iiieh, stinkst du so?«
Mats hielt triumphierend die Mäntel hoch, woraufhin Tic herbeigeflattert kam, um sie zu begutachten. »Die stammen von Erdgnomen«, sagte der Feary und ging gleich wieder auf Abstand. »Die halten nicht viel von Wasser, weil es angeblich krank macht, sich zu häufig zu waschen.«
»Was heißt häufig?«, fragte Lucy.
»Bei Erdgnomen? Alle drei Monate.« Tic runzelte die Stirn. »Die Mäntel sind perfekt. Nur wo hast du sie her?«
Mats erzählte ihm von Mr Myrddin.
Tic brach in schallendes Gelächter aus. »Nie im Leben! Der echte Myrddin würde doch nicht in einem Menschenhotel absteigen. Nein, nein ...« Er schüttelte den Kopf. »Das kann nur ein Deckname sein. Trotzdem: Bei nächster Gelegenheit sollten wir uns diesen Kerl mal zur Brust nehmen. Nur nicht heute.« Nun flog er zum Fenster. Mats folgte ihm. Ein dunkelroter Abendhimmel hatte sich über Berlin gelegt, sodass es aussah, als stünde die Stadt in Flammen. »Es wird Zeit, aufzubrechen«, sagte Tic.
Der Torwächter
Mats’ Mutter rief ihnen ein Taxi, das sie zur Wohnung von Lucy und ihrem Vater bringen sollte. Zum Glück kam sie jedoch nicht mit nach draußen, sondern verabschiedete sich im Foyer des Hotels von den beiden.
»Viel Spaß bei eurer DVD-Nacht. Ach ja, und guckt euch bloß nicht dieses Horrorzeugs an, sonst kann Mats wieder nicht schlafen.«
»Mum!«, protestierte der.
Doch sie strubbelte ihm bloß durchs Haar und eilte davon.
Das Taxi wartete schon. Der Fahrer, ein Inder mit dunklem Bart und meerblauem Turban, nickte ihnen beim Einsteigen freundlich zu. »Wo soll’s hingehen, Leute?«
Mats nannte ihm die Adresse, die er von Tic bekommen hatte, der sich zusammen mit den Umhängen in seinem Rucksack befand.
»Seid ihr sicher? Da draußen gibt’s doch nur Lagerhallen.«
»Stimmt schon«, sagte Lucy und lächelte unschuldig. »Aber heute Abend findet dort eine Jugenddisco statt. Cool, nicht wahr?«
»Na, wenn das so ist.« Der Fahrer gab Gas und sie fuhren mit quietschenden Reifen los. In Rekordzeit schlängelte sich das Taxi durch den Berliner Abendverkehr, sodass Mats und Lucy am Ende mit einem leicht flauen Gefühl im Magen ausstiegen. Kaum war das Taxi außer Sicht, schoss Tic mit einem Aufschrei aus dem Rucksack.
»Ich dachte schon, ich würde an dem Gestank sterben.« Er spuckte mehrmals aus. »Bäh, pfui, igitt!«
Lucy rollte mit den Augen. »Was sollen wir sagen? Wir müssen die Mäntel die ganze Nacht über tragen.«
Mats schaute sich derweil um. Über ihm erstrahlten die Sterne wie Millionen winziger Leuchtdioden in einem pechschwarzen Himmel. Die Straße, auf der sie standen, war dagegen nur mäßig beleuchtet. Mats’ Blick huschte über die roten Ziegelsteinmauern zu beiden Seiten. Dahinter erhoben sich Lagerhallen. Die meisten waren in Dunkelheit gehüllt. Als er sich umdrehte, erschrak Mats fast darüber, wie weit das hell erleuchtete Berlin von ihnen entfernt war. Hier draußen waren sie völlig auf sich alleine gestellt. Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht.
Tic näherte sich ihm. »Der Eingang in dieser Gegend wird kaum mehr benutzt. Zu abgelegen. Dafür ist er auch nur halb so gut bewacht wie die zentralen Zugänge in den Schattenschlund. Das sollte unsere Chancen erhöhen, euch am Torwächter vorbeizuschmuggeln.«
»Und wo ist er?«, fragte Lucy. »Ich meine, der Eingang.«
»Ganz in der Nähe. Am besten schlüpft ihr schon mal in eure Verkleidung.«
Mats holte die Mäntel aus dem Rucksack. Einen
Weitere Kostenlose Bücher