Scary City, Band 2: Der Wächter Des Goldenen Schlüssels, Scary City 2
hinzu.
»Na ja, das klingt zumindest harmloser als euer altes Hobby.« Ihr Vater fuhr sich seufzend durch seine Albert-Einstein-Frisur. »Nun, ich will nicht nachtragend sein. Vor allem, da niemand wirklich zu Schaden gekommen ist. Also meinetwegen kannst du heute Abend dorthin, Lucy. Aber wehe, wir erwischen euch noch einmal dabei, wie ihr auf Verbrecherjagd geht.«
»Super, Paps, du bist einfach der Beste!« Sie strahlte ihn über den Tisch hinweg an.
»Was ist mit mir, Mum? Darf ich auch?«
»Also gut, es geht aber schnurstracks zum Kino. Und für die Rückfahrt nehmt ihr euch ein Taxi, klar?!« Frau Greifenhall hob drohend den Zeigefinger. »Diese Sache ist noch nicht erledigt, mein Sohn. Ich werde heute Abend in Ruhe mit deinem Vater darüber sprechen, danach sehen wir weiter.«
Mats schluckte. »Muss das sein?«
»Ja, das muss.«
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Die Prophezeiung
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Lucy fuhr mit ihrem Vater nach Hause und Mats kehrte mit seiner Mutter ins Greifenhall zurück, wo er sich auf sein Zimmer verzog und Tic aus dem Rucksack befreite. Nach Luft japsend schoss der Feary zum geöffneten Fenster.
»Erdgnome sind die Pest«, schimpfte er und wankte mit grünem Gesicht über die Fensterbank.
Mats grinste in sich hinein, auch wenn Tic ihm leidtat. Die Mäntel stanken wirklich erbärmlich, aber entweder gewöhnte er sich langsam an ihren Geruch oder dieser begann nachzulassen. Jedenfalls tränten ihm inzwischen nicht mehr sofort die Augen, wenn er sich einen davon überwarf.
»Ich bringe sie nur rasch in den Heizungskeller, wo Mum sie nicht finden kann«, sagte er zu dem Feenmann. »Auf dem Rückweg schaue ich in der Hotelküche vorbei und besorge dir was zu essen.«
»Wie wäre es mit Schokoladenpudding?«, fragte Tic hoffnungsvoll. »Ein winziges Löffelchen, ja?«
Matsâ Miene versteinerte. Er erinnerte sich noch zu gut an das letzte Mal, als er Tic etwas SüÃes essen lieÃ. Der Feary war anschlieÃend völlig überdreht gewesen. »Ich schau mal, ob sie noch ein bisschen frisches Obst haben«, erklärte er bestimmt.
»Du gönnst mir auch gar nichts.« Tic steckte ihm seine violette Zunge heraus.
»Wenn wir erst diesen goldenen Schlüssel haben, kannst du von mir aus einen ganzen Berg Schokopudding in dich reinstopfen. Aber nicht vorher. Wir brauchen dich heute bei klarem Verstand!«
In Tics Augen funkelte es durchtrieben. »Ich nehme dich beim Wort, Menschenjunge. Einen ganzen Schokoberg.«
Sobald Mats die Mäntel sicher verstaut und Tic mit frischen Mango- und Papayastücken versorgt hatte, traf er die Vorbereitungen für heute Abend. Er war schon ein wenig aufgeregt. Aber nicht so wie vor einer Klassenarbeit, wo einem der Magen flattert und man zehnmal aufs Klo rennen muss, bevor es endlich losgeht. Das hier fühlte sich anders an. Besser. So, als stehe man kurz davor, dieses leere, alte Haus am Ende der StraÃe zu betreten, von dem alle behaupten, es sei verflucht. Nervenkitzel pur. Bester Laune griff Mats nach dem Telefon und rief Lucy an. Sie hob gleich nach dem ersten Klingeln ab, als hätte sie danebengestanden.
»Das vorhin war super!«, platzte sie heraus. »Mir wäre so schnell keine so gute Ausrede eingefallen.«
»Es war aber auch cool, wie du darauf eingestiegen bist.«
»Ach, was«, sagte Lucy mit verlegener Stimme. »Hast du schon alles zusammen?«
»Wie abgesprochen.«
»Was ist mit Ersatzbatterien für die Taschenlampen?«
»Stimmt, gute Idee!«, sagte Mats. »Obwohl wir für den Notfall immer noch Tic bei uns haben.«
»Tic, die Taschenlampe. Schön zu wissen, wir ihr wirklich über mich denkt«, keifte der Feary aus dem Hintergrund. »Warum sind wir noch gleich Freunde?«
Am anderen Ende der Leitung lachte Lucy in den Hörer. »Heute scheint er ja mal wieder seinen Hyperempfindlichen zu haben. Wir sollten ihn in Mimose umtaufen.«
Mats registrierte aus dem Augenwinkel, wie Tic herbeigeflattert kam. Er sah verärgert aus. »Habe ich schon erwähnt, dass Fearys auÃergewöhnlich gute Ohren haben, Fräulein Kartoffelnase!«, brüllte er in den Hörer.
Lucys Lachen brach abrupt ab. »Habe ich wirklich eine Kartoffelnase?« Sie klang besorgt.
»Quatsch, natürlich nicht!« Mats warf dem Feenmann, der mit einem zufriedenen Lächeln davonschwirrte, wütende Blicke
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