Scary City, Band 2: Der Wächter Des Goldenen Schlüssels, Scary City 2
hinterher. »Wo treffen wir uns überhaupt?«, wechselte er rasch das Thema, um Lucy auf andere Gedanken zu bringen.
»Ich habe Farid gefragt, ob er Zeit hat, uns zu fahren. Er holt mich gegen fünf ab. Und bis zu dir brauchen wir sicher nicht länger als zehn Minuten. Nein warte, bei Farids Fahrstil sind es höchstens drei.«
Mats warf einen Blick auf die Uhr. »Das ist ja schon in einer halben Stunde. Okay, dann muss ich mich jetzt beeilen.«
Ein letztes Mal überprüfte er, ob er auch wirklich alles in den Rucksack gepackt hatte. Danach zog er sich noch um. Mats wählte eine schwarze Jeans und ein dunkelgraues T-Shirt aus. Dazu zog er Turnschuhe mit weichen Sohlen an, die seine Schritte dämpften. Nun wandte er sich Tic zu, der mit grimmiger Miene und vor der Brust verschränkten Armen auf der Fensterbank hockte. Offensichtlich war er wegen der Geschichte mit der Taschenlampe immer noch sauer.
»Bereit für den Rucksack?«
»Nein, aber das ist dir doch sowieso egal.«
»Denk an den Schokopudding«, erinnerte ihn Mats.
Mit einem Schnauben verschwand der Feary im Rucksack. Mats warf ihn sich über und machte sich auf den Weg nach unten. Als er in den ersten Stock kam, blieb er stehen, um einen Blick in den Korridor zu werfen, in dem bis vor Kurzem noch Mr Myrddin gewohnt hatte. Das Licht war nicht länger gedämpft und Mats konnte auch nirgends eine kleine graue Gestalt entdecken, die wie ein Wachpinscher alles im Auge behielt. Enttäuscht ging er weiter. Ein ganz kleines bisschen hatte er auf eines von Mr Myrddins geheimnisvollen Zettelchen gehofft, das ihm sagte, dass sie wirklich das Richtige taten.
Die groÃe Standuhr schlug gerade zum fünften Mal, als Mats das Foyer des Hotels durchquerte. Er wich einer frisch eingetroffenen Reisegruppe aus, die mit ihren Koffern alles niederwalzte, was ihnen in den Weg kam, und schritt auf die gläserne Doppeltür zu, auf der spiegelverkehrt in goldenen Buchstaben »Hotel Greifenhall« stand. Der Portier öffnete ihm einen der gläsernen Flügel und Mats trat an ihm vorbei ins Freie. Im ersten Moment hatte er das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen. Die Klimaanlage des Greifenhall lieà ihn jedes Mal vergessen, wie heià es zurzeit in Berlin war.
Mats ging zur Haltebucht für die Taxis. Farid und Lucy waren noch nicht da. Also hockte er sich auf einen der Blumenkübel, die in der prallen Nachmittagssonne standen, und beobachtete mit zusammengekniffenen Augen die vorbeifahrenden Autos. Feierabendverkehr. Das reinste Chaos. Es wurde gedrängelt und gehupt. Manche Autofahrer zeigten sich auch den Mittelfinger. Es ging zu wie beim Autoscooter. Nur, dass es Erwachsene waren, die hier fuhren.
Ein einzelner SchweiÃtropfen rann Mats über das Gesicht. Er wischte ihn gedankenverloren fort, während er über das zweite Siegel nachdachte. Beim ersten hatte es sich um ein Zauberbuch gehandelt. Was es dieses Mal war, wusste er nicht. Die Werwölfe hatten ihnen lediglich verraten, dass es Der goldene Schlüssel genannt wurde. Aber das konnte schlieÃlich alles Mögliche bedeuten, oder nicht? Vielleicht war es wirklich ein Schlüssel. Vielleicht auch ein Schmuckstück oder ...
»Hey, träumst du?«
Mats sprang erschrocken auf und entdeckte Lucy, die ihm aus einem Fenster von Farids Taxi zuwinkte. »Ich habe dich jetzt schon drei Mal gerufen.«
»Sorry, ich war total in Gedanken.« Mats öffnete die hintere Wagentür und kletterte zu Lucy auf die Rückbank.
»Habe ich gemerkt. Hast du Tic dabei?«
»Ich stecke im Rucksack, wo sonst?«
»Hallo, Mats«, begrüÃte ihn Farid ungewöhnlich ernst. »Lucy hat mir schon alles erzählt. Ich hoffe nur, ihr habt euch da nicht zu viel vorgenommen.«
»Du meinst, weil wir versuchen, den Weltuntergang zu verhindern?«
Jetzt lachte Farid. Es war ein warmer, wohlklingender Ton. »Dein Humor gefällt mir«, sagte er und wurde gleich wieder ernst. »Ich würde ja mit euch gehen, aber Mr Myrddin hat mir verboten, mich einzumischen.«
»Nummer dreizehn?«, fragte Lucy überrascht. »Du kennst ihn?«
»Ups, das hätte ich jetzt nicht sagen sollen, was?« Farid blickte so erschrocken drein, dass seine Brauen wie zwei buschige Halbmonde über seinen Augen standen. »Ach, was sollâs«, meinte er dann und seine Miene entspannte sich wieder,
Weitere Kostenlose Bücher