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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Boten erwarte, der mich dann nicht sehen würde. Bringen Sie mir den Wein hier an den Tisch zunächst der Thür!«
    Die Wirthin beeilte sich, diesem Gebote Folge zu leisten und befahl dem Kellner, auf die übrigen Gäste Achtung zu haben.
    »Sie haben seit vier Wochen einen fremden Herrn im Logis,« begann Max, als sie bei ihm Platz genommen hatte, »dessen Namen und Charakter ich gerne wissen möchte, ohne daß er etwas über meine Erkundigung erfährt.«
    »Welchen meinen Sie?«
    »Er ist klein und hager, bleich und bartlos und trägt sich schwarz gekleidet. Irre ich mich nicht, so ist er vor wenigen Augenblicken von einer Reise zurückgekehrt.«
    »Ach, Sie meinen den Herrn in Nummer eins bis vier!«
    »Er hat vier Piecen inne? Dann muß er wohl situirt sein.«
    »Allerdings; er ist Rentier, zahlt außerordentlich prompt und nobel und hat einen französischen Namen, den ich vielleicht nicht richtig aussprechen kann. Geschrieben wird er Aloys Penentrier.«
    »Verreist er oft?«
    »Er ist sehr wenig daheim und oft mehrere Tage nicht hier.«
    »Korrespondirt er viel?«
    »Wenn er zu Hause ist, schließt er sich gewöhnlich ein. Was er da thut und ob er schreibt, weiß ich nicht; wenn er es thut, so muß er sich seine Briefe selbst besorgen, aber er erhält deren täglich mehrere.«
    »Woher? Sie sehen dies wohl am Poststempel.«
    »Aus Paris, Petersburg, London, meist aber aus dem Inlande.«
    »Mit wem verkehrt er?«
    »Kann ich nicht sagen. Er empfängt allerdings öfter Besuch von Herren, die ich aber leider nicht kenne.«
    »Welcher Klasse gehören sie an?«
    »Allem Vermuthen nach nicht der unteren. Einige hatten, obgleich sie in Civil gingen, etwas entschieden Militärisches. Andere sahen mir aus wie Geistliche, so fromm und salbungsvoll traten sie auf. Zwei oder drei Male war auch ein Diener des Herzogs von Raumburg hier. Er trug zwar auch Civil, aber ich kannte ihn doch.«
    »Geht er viel aus?«
    »Nur des Abends.«
    »Wann kehrt er da zurück?«
    »Sehr spät! Ich bemerke dies, trotzdem ich ihm einen Hausschlüssel zur Verfügung stellen mußte. Auch heut scheint er gehen zu wollen; er hat ein Abendbrod bestellt und um Beschleunigung gebeten.«
    »Ist ihm bereits servirt worden?«
    »Ja; kalte Küche. Er ißt sehr schnell und wird wohl nun fertig sein.«
    Sie hatte recht, denn eben öffnete sich die Thür und die lange Gestalt Baldrians schob sich in möglichster Eile herein.
    »Ist er fort?« frug Max.
    »Ja, das ist am Den.«
    »Wohin? Rechts in die Straße?«
    »Nein, das ist nicht am Den, sondern links.«
    »So trinke Du meinen Wein, Baldrian. Gute Nacht!«
    Er legte ein Geldstück auf den Tisch und ging.
    »Ein guter Herr, nicht wahr, Baldrian?« frug die Wirthin.
    Der vormalige Grenadier konnte blos nicken. Er hatte das Weinglas bereits an den Mund gesetzt und that einen Zug, der es bis auf die Nagelprobe leerte.
    »Hast wohl draußen aufpassen müssen?«
    Er nickte und schenkte sich ein zweites Glas ein.
    »Auf den kleinen Rentier?«
    Das Glas wieder am Munde, ließ er sich zu einem abermaligen Nicken herbei; dann goß er sich den bei ihm so seltenen Trank in den Mund.
    »Was muß er denn mit ihm haben?«
    Wieder einschenkend zuckte er die Achsel. Die kleine, propre Wittfrau hatte ihm sein Herz geraubt, aber daß sie ihn jetzt in seinem Genusse störte, wollte ihm nicht im Geringsten gefallen.
    »Du weißt es nicht, Baldrian?«
    Er schüttelte den Kopf und führte das Glas zum dritten Male zum Munde.
    »Schmeckt der Wein?«
    Er trank, machte die Augen zu und nickte dabei mit einem so verklärten Gesichte, als trinke er den Nektar der griechischen Götter.
    »Das glaube ich; es ist meine beste Sorte. Aber da hat er mir zuviel hergelegt. Was thue ich? Gebe ich Dir heraus oder – ja, ich werde mir den Ueberschuß merken, bis er wiederkommt.«
    Baldrian hatte sich den Rest eingeschenkt und stand schon im Begriffe, das Glas zu erheben; jetzt aber ließ er es wieder sinken.
    »Donnerwetter, das ist ja gar nicht am Den!«
    »Du meinst, das Geld sei Dein?«
    Er nickte trinkend, setzte das Glas auf den Tisch, strich das zurückgegebene Geld ein und stülpte sich die Mütze auf den Kopf.
    »Gute Nacht, Bärbel!«
    »Gute Nacht, Baldrian!«
    Mit stolzen Schritten ging er nach Hause. Nicht jeder, der heut dasselbe that, hatte eine Flasche vom Besten aus Frau Barbara Seidenmüllers Weinkeller getrunken. –
    Als der Doktor aus der Thür des Gasthauses trat, konnte er die Gestalt des sich entfernenden Rentiers

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