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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Anordnung sah, aber leider nicht mit gewöhnlicher Schrift, sondern in Ziffern, getrennten Buchstaben und räthselhaften Charakteren geschrieben.
    Er machte es sich bequem und setzte sich an den Schreibtisch, um den Versuch zu machen, das Schreiben zu dechiffriren. Die Erlebnisse des heutigen Abends hatten seine Nerven so in Spannung versetzt, daß es ihm unmöglich war, an Ruhe und Schlaf zu denken, und so kam ihm diese Beschäftigung, der er sich mit dem größten Eifer hingab, nicht ungelegen.
    Er mußte dabei unwillkürlich an den Schlüssel denken, welchen er sich in der Bibliothek des Herzogs abgeschrieben hatte. Er zog daher sein Notizbuch hervor, fand aber, daß er es hier mit einer Schrift zu thun habe, deren Schlüssel ein vollständig anderer war.
    Es war nicht das erste Mal, daß er sich eine ähnliche Aufgabe stellte, und es war ihm stets gelungen, sie zu lösen, heut aber wollte ihm das nicht gelingen. Er gab sich die möglichste Mühe – vergebens. Da kam ihm der Gedanke, ob das Hinderniß nicht in einer Umstellung der Silben oder der Einschaltung eines Lautes bestehe. Er hatte als Knabe mit seinen Mitschülern oft eine ähnliche Spielerei gepflogen und sich mit ihnen in der B-, F-oder USprache unterhalten. Er zog sich die am meisten vorkommenden Ziffern, Buchstaben und Zeichen heraus und sah bald seine Bemühung von Erfolg begleitet. Die Vokale und Diphthonge waren durch verschieden gestellte Punkte, die Konsonanten durch Ziffern bezeichnet und die Ziffern in der Weise umgestellt, daß sie mit einem regelmäßig wiederkehrenden U verbunden wurden. Er hatte es also mit der USprache in Charakteren zu thun.
    Der Morgen graute bereits, als er den Schlüssel gewonnen hatte und nun den kurzen Brief zu lesen vermochte. Dieser lautete:
     
    »Helmberg, den 2. Juli.
     
    Lieber Bruder in Jesu!
     
    Deiner Aufforderung zu Folge erhältst Du heut im Passiren diese Zeilen. Das mir von Dir übertragene Werk schreitet rüstig fort und verspricht ein gutes Gelingen unserer Intentionen. Meine Agenten erweisen sich als tüchtig; alle Minen sind in Thätigkeit, die Verbindungen werden von Tag zu Tag zahlreicher und umfassen alle Kreise der Gesellschaft; auch das Militär wird mehr und mehr geneigt, und wenn wir mit Vorsicht in der jetzigen Weise fortfahren, so ist an ein Scheitern unseres großen Planes gar nicht zu denken.
    Für heute habe ich eine Versammlung meiner Untergebenen anberaumt und bin leider also verhindert, mich zu dem von Dir befohlenen Rendez-vous einzufinden, doch werde ich sicher bei dem nächsten am Siebenbrüdertag erscheinen und Dir ausführlich Bericht erstatten.
    Bis dahin, verehrter Bruder, sei im Herrn gegrüßt von Deinem eifrigen und getreuen
    H. de M.
    I. de la Robe.
«
     
    Er sprang überrascht vom Stuhle auf.
    »Ein Jesuit
de la Robe!
Er ist von Adel, und zwar von französischem, wie es scheint! Ich habe es hier jedenfalls mit einer weitverzweigten Verbindung zu thun, welche den Zweck hat, durch eine Umstürzung der gegenwärtigen Verhältnisse, mit anderen Worten durch eine Revolution, den Jesuiten den Eingang in das Land zu erzwingen und sie, was die Folge davon sein würde, an das Ruder zu bringen. Emery hat Recht; dieser Rentier Aloys Penentrier ist ein hervorragendes Mitglied des Ordens und ein ebenso schlauer als kühner Mensch. Die Sache ist von unendlicher Wichtigkeit. Ich werde sofort wieder hinaus nach der Ruine gehen, um meine Untersuchung von Neuem aufzunehmen.«
    Er kleidete sich sofort wieder an, versah sich mit einem Stricke von der Länge dessen, den er am Brunnen in der Hand gehabt hatte, steckte eine Blendlaterne, Hammer, Zange und sonstiges Geräthe zu sich, dessen er bedürftig sein konnte, und machte sich dann auf den Weg.
    Als er die Treppe hinabstieg, vernahm er unten in der Werkstatt ein lautes, geräuschvolles Gähnen.
    »Uu – aah! Uu – aah! Thomas Schupert, was pist Du dumm und alpern! Erst drei Uhr, höchstens halp Viere; konntest noch peinahe zwei Stunden im Pette pleipen! Aper die Zigeunerin, die Hexe, hat mir keine Ruhe gelassen. Sie ist mir im Traum erschienen, hat mich gehetzt und gejagt wie ein pöser Geist und mir das Gesicht zerkratzt und zerpissen. Es ist nur gut, daß es blos im Traum passirt ist, denn sonst könnte ich mich vor der Parpara Seidenmüller zehn Wochen lang nicht sehen lassen.«
    Max mußte lächeln bei diesem lauten Monologe, der an den Liebesgedanken des braven Kavalleristen zum Verräther wurde. Sollte er ihn mitnehmen? Thomas

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