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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gute und mir die Stelle! Aber er wird zurückkehren und Du wirst sterben!«
    »Meinst Du, daß Manu-Remusat sich vor einem Henker fürchte und ihm sein Haupt mit knechtischer Ergebenheit unter den Säbel legt? Wer wird mich bis Mitternacht bewachen, Du oder er?«
    »Ich, denn er hat keine Zeit dazu, weil er sich zur Reise vorbereiten muß. Ich soll immer zwölf Khawassen um Dein Haus stellen, bis er wiederkehrt, und nur diejenigen Diener aus-und eingehen lassen, welche für Euch Nahrung holen.«
    »So merke auf, was ich Dir sage! ich schwöre Dir beim Barte des Propheten, daß er niemals zurückkehren wird, wenn Du mir schwörst, bis um Mitternacht Deine Khawassen von mir fern zu halten.«
    »So schwöre es!«
    »Ich schwöre. Auch Du?«
    »Auch ich.«
    »Beim Barte des Propheten?«
    »Beim Barte des Propheten!«
    »So gib mir Deine Hand!«
    »Hier hast Du sie!«
    Sie schlugen ein. Dann zog Remusat einen kostbaren Ring von seinem Finger und reichte ihn dem Kadi.
    »Hier, nimm diesen Diamant als Bestätigung meines Schwures. Er ist groß und hat mehr Werth als vieles Gold. Du darfst ihn ohne Scheu tragen, denn es hat ihn hier noch Niemand gesehen.«
    »Deine Hand ist wie die Hand des Morgens, welcher Licht und Wärme bringt und Segen spendet. Allah sei mit Dir auf allen Deinen Wegen. Sallam aaleïkum!«
    »Sallam aaleïkum, Friede sei mit Dir!«
    Der Kadi entfernte sich. Er hatte ein besseres Geschäft gemacht, als er jemals erwarten konnte. Manu-Remusat gab einem herbeigerufenen Diener Befehl, sofort seine beiden Schwiegersöhne rufen zu lassen. Sie erschienen, und er theilte ihnen seine Unterredung mit dem Kadi mit.
    »Fliehe mit mir!« meinte Omar-Bathu, der Mameluk. »Du bist nirgends sicher, als nur bei mir in der Wüste.«
    »Auch dorthin dringen die Häscher des Khedive.«
    »Ich werde Dich zu schützen wissen!«
    »Du wirst mich schützen und dann mit mir untergehen. Nein, Omar, nimm Sobeïde und die Schätze, welche Du ihr brachtest, und kehre zu den Deinigen zurück! Ich weiß einen Ort, an dem ich sicherer bin, als selbst im wilden Dschebel Artalan, und von da aus werde ich zuweilen kommen, um Dich und Sobeïde zu besuchen.«
    »Wo ist dieser Ort?«
    »Es ist eine Insel im Meere, die Niemand kennt als nur ich allein, ich entdeckte sie, als ich noch der Bei-el-Reïs des Khedive war. Dorthin gehe ich mit Katombo und Ayescha, und nur die Möve, welche in den Lüften schwebt, wird uns sehen.«
    »So willst Du den Nil hinunterfahren?«
    »Ja, mit dem Sandal und meinen Dahabiés, in die ich bis zur Mitternacht meine Habe verlade.«
    »Und der Kaschef, welcher mit dem Sandal fahren will?«
    »Wird in Ketten fahren oder auf dem Grunde des Niles auf den Tag der Auferstehung warten.«
    »Ich werde Dich begleiten, bis Du sicher bist!«
    »Du wirst noch heut Siut verlassen und nur allein für die Sicherheit Sobeïdens sorgen. Ich habe Katombo bei mir und viele treue Diener, auf die ich mich verlassen kann. Macht Euch fertig, ich werde jetzt die Tochter vorbereiten!«
    Kurze Zeit später begann zwischen dem Hause und dem Flusse im Dunkel der Nacht ein außerordentlich reges und geschäftiges Leben sich zu entfalten. Auf mehreren Dahabiés vernahm man das Geräusch von Kisten und Ballen, welche an Bord gebracht und in den Raum verladen wurden; emsige Gestalten eilten hin und her, und nur der Sandal lag einsam und verlassen da, wie ein schlafendes Wasserungeheuer, welches sich im Traume von den Wogen leise hin und her wiegen läßt.
    Draußen vor der Stadt hielt im Dunkel dieselbe Karawane, welche kurz vor der Dämmerung ihren Einzug in Siut gehalten hatte. In ihrer Mitte lag auf dem Boden eines jener Hedschin 9 welche, vom Stamme der Bischarihn erzeugt, für die edelsten und besten Thiere der Wüste gelten. Es trug, wie man beim Schimmer des südlichen Sternenhimmels erkennen konnte, auf seinem Rücken einen mit kostbaren Teppichen belegten und behangenen Tachterwan 10 , der nur zur Aufnahme eines vornehmen Weibes bestimmt sein konnte. Unter den Reitern, welche abgestiegen waren und bei ihren Thieren hielten, herrschte eine tiefe lautlose Stille, welche erst unterbrochen wurde, als leise nahende Fußtritte zu vernehmen waren.
    Zwei barfüßige Diener brachten eine Sänfte getragen, hinter welcher Manu-Remusat und Omar-Bathu schritten. Die Sänfte wurde niedergesetzt und geöffnet. Sobeïde stieg aus. Als sie die fremden Männer bemerkte, die sie mit sich fortnehmen sollten, warf sie die Arme um den Hals ihres Vaters und

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