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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hingeben würde, um das Deinige zu schützen?«
    »Ich vertraue ihm und Dir!«
    Sie schmiegte sich fester an seine Brust, und er blickte ihr mit unendlicher Seligkeit in die herrlichen Augen, die so klar und offen in die seinen blickten.
    »Ich danke Dir! Und nun mag kommen, was da will, wir werden gerüstet sein und nicht verzagen!«
    Der Stern, zu dem er einstens in heißer Liebe aufgeblickt hatte, war untergegangen auf Nimmerwiederkehr; Zarba war vergessen, und an dem neuen Himmel erglänzte ihm ein neues Licht, dessen Glanz ihn niemals täuschen konnte.
    So saßen sie, selig in sich versunken, bis sich der Vorhang leise öffnete und Sobeïde erschien.
    »Kommt, der Kadi ist da!«
    »Müssen wir uns nicht schmücken?« frug Ayescha.
    »Nein. Der Vater sagt, es sei heut keine Zeit dazu.«
    Sie verließen das Gemach und traten in den Divan, wo der Beamte sich neben Remusat und Omar-Bathu niedergelassen hatte, um das ›Nargileh der Einleitung‹ zu rauchen. Er erhob sich, verbeugte sich auf das Tiefste vor den Eintretenden und ließ sich dann wieder in seine würdevolle Haltung nieder. Auch Katombo nahm Platz und griff zur Pfeife, welche ihm einer der Sklaven reichte. Die beiden Mädchen setzten sich mit untergeschlagenen Beinen und tief verschleiert auf die Kissen, welche man zu diesem Zwecke auf den Teppich gelegt hatte.
    Das Schweigen dauerte so lange, bis der Kadi seine Pfeife geraucht hatte. Endlich legte er sie weg und räusperte sich zum Zeichen, daß die Verhandlung ihren Anfang nehmen werde. Er begann mit der heiligen Fathha 6 , welche die erste Sure des Koran bildet und von keinem Muselmanne bei einer wichtigen Angelegenheit hinweggelassen wird:»Im Namen des allbarmherzigen Gottes! Lob und Preis sei Gott, dem Weltenherrn, dem Allerbarmer, der da herrscht am Tage des Gerichtes. Dir wollen wir dienen, und zu Dir wollen wir flehen, auf daß Du uns führest den rechten Weg, den Weg Derer, die Deiner Gnade sich freuen, und nicht den Weg Derer, über welche Du zürnest und nicht den der Irrenden! Laßt uns beginnen mit Omar-Bathu, dem großen und gefürchteten Emir der Mameluken!«
    Omar erhob sich, und der Kadi legte sich ein Pergamentblatt auf die Knie und griff zu dem Schilfrohre, um die nöthigen Aufzeichnungen vorzunehmen.
    »Wie ist Dein erlauchter Name?«
    »Omar-el-Bathu.«
    »Wie hieß Dein Vater und der Vater Deines Vaters?«
    »Mein Vater war der Mamelukenprinz Kaman-Ebn-Aku-el-Aret-Ben-Ommanam. Sein Vater war der berühmte Fürst Behluwan-Aku-el-Aret-Ben-Ommanam, den der große Sultan el Kebihr 7 liebte.«
    »Wie ist der Name Deiner Mutter?«
    »Der wahre Gläubige nennt einem Andern nicht den Namen eines Weibes. Sie war die Schwester des Sultan Ageb-Nureddin von Tebris.«
    »Ich sehe, daß Du ein strenggläubiger Sohn des Propheten bist. Du darfst Dich setzen!«
    Er wandte sich jetzt an Manu-Remusat:
    »Wie ist Dein vollständiger Name?«
    »Er lautet Manu-Remusat-el-Benu-Halal.«
    »Welche Deiner Töchter willst Du Omar-Bathu verkaufen?«
    »Die Aelteste.«
    »Wie viel gibt er Dir dafür?«
    »Der Preis liegt im Serai; Manu-Remusat zählt ihn nicht.«
    »Habt Ihr noch etwas zu bemerken?«
    »Nein.«
    »So setzt Eure Namen unter das, was ich geschrieben habe!«
    Dies geschah und dann wandte sich der Kadi an Katombo:
    »Jetzt mag der junge Reïs sprechen! Wie ist Dein lobenswerter Name?«
    »Katombo.«
    »Ist er nicht länger?«
    »Nein!«
    »Wie ist der Name Deines Vaters?«
    »Ich kenne ihn nicht.«
    Der Kadi machte eine Bewegung der größten Ueberraschung. Wenn es im Oriente schon nicht empfiehlt, einen einzigen Namen zu besitzen, so ist es geradezu eine ganz außerordentliche Schande, seinen Vater nicht zu kennen.
    »Allah kerihm, Gott ist gnädig! Du kennst den Namen Deines Vaters nicht?«
    »Nein.«
    »Wie hieß der Vater Deines Vaters?«
    »Auch das weiß ich nicht.«
    »Wessen Tochter war Deine Mutter?«
    »Ich habe weder sie gekannt noch ihren Vater.«
    »Allah akbar! Gott gibt jedem Baume seinen Kern und jedem Thiere seinen Erzeuger; Dich aber hat er den Vater nicht sehen lassen. Du bist unglücklich unter den Kindern der Erde und verlassen unter den Söhnen der Menschen! Was soll ich schreiben, wenn Du keinen Vater hast?«
    »Hüte Deine Zunge, o Kadi, denn ich bin nicht gewohnt zu hören, was mir nicht gefällt! Ich wurde meinem Vater geraubt, als ich noch nicht lallen konnte; wer ist schuld daran, ich oder Du?«
    »Du nicht, und auch ich nicht!«
    »Allah erleuchte Deinen Verstand,

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