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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wenige Augenblicke später trat der Polizist herein, das Nargileh in der Hand. Er bemerkte sofort, wen er vor sich hatte, bekam aber keine Zeit zu entfliehen oder auch nur aufzuschreien, denn Katombo ergriff ihn rasch beim Halse und riß ihn herein, so daß er die Pfeife fallen ließ und die Hände weit auseinanderschlug.
    In diesem Augenblicke ertönte hinter ihm ein lauter Schrei; er blickte sich überrascht um und sah im Scheine des Lichtes draußen im Verschlage eine Waffe blinken. Schnell entschlossen riß er seinen Dolch aus dem Gürtel und stieß ihn dem Khawassen in die Brust. Remusat hatte den Fehler begangen, seine Hand vom Halse des Kaschef zu nehmen, und dieser war dadurch zu Athem und zu der Kraft gekommen, seine Pistole zu ziehen. Er wollte schießen; Remusat ergriff ihn bei der Faust, konnte aber nicht verhindern, daß der Schuß losging. Glücklicher Weise schlug die Kugel, ohne Jemand zu treffen, in das Gebälk des Verschlages.
    »Nieder mit ihm!« rief Katombo, welcher Ayescha zu Boden sinken sah.
    Eine Ohnmacht hatte sie ergriffen; er aber glaubte, daß sie von der Kugel getroffen worden sei, stürzte sich auf den Kaschef und stieß ihm den Dolch von hinten so kunstgerecht in das Herz, daß der Getroffene leblos zusammenbrach. Dann zog er die Kajütenthür zu und verriegelte sie von innen.
    »Bist Du verwundet, Vater?«
    »Nein,« antwortete Remusat.
    »So eile nach dem Ballastraume und rufe die Leute. Ich halte hier die Kajüte, und Du gehst auf das Deck; es darf keiner entkommen!«
    Manu-Remusat schob die Bretter des Verschlages zurück und kroch hinaus. Schon klopfte es laut und heftig an die Kajütenthür; Katombo aber kümmerte sich nicht darum, sondern bückte sich zu Ayescha nieder, um nach ihrer Wunde zu sehen.
    »Hamdullillah, Preis sei Gott; sie ist nicht verwundet; sie ist nur ohnmächtig, und die Kugel ist hier in diesen Balken gedrungen!«
    Jetzt stellte er sich hinter die Thür und zog seine beiden Doppelpistolen.
    »Kaschef-Sihdi – Effendi – Effendina!« rief es draußen, und als keine Antwort ertönte, krachten kräftige Fußtritte gegen die Thür.
    Da erscholl vom Verdecke herab ein lauter Ruf des Schreckes, und nun war es Zeit für Katombo. Er stieß die Thür auf, drei Männer standen auf der engen Treppe; der Hinterste wandte sich soeben um, um zu sehen, was droben am Decke vorgegangen sei. Zwei Schüsse krachten und noch einer, alle gut gezielt. Der kleine Raum füllte sich mit dichtem Pulverdampf. Katombo zog die Thür wieder in den Riegel und wandte sich nach dem Verschlage.
    »Vater-Katombo!« hörte er Ayescha rufen.
    Der Knall der Schüsse hatte sie aus der Ohnmacht geweckt.
    »Hier, Ayescha!«
    »Allah helfe uns! Was ist vorgegangen?«
    »Wir siegen. Bleibe noch hier; ich komme gleich wieder!«
    Er drang hinaus in den Raum, welcher leer war und eilte zur Treppe empor. Oben leuchteten die Sterne wie vorher, und beim Scheine derselben konnte er sehen, wie Remusat einen Khawassen niederstieß, den letzten, welcher zu sehen war.
    »Fertig?« frug er.
    »Erst sieben. Wo sind die andern?«
    »Todt, auf der Kajütentreppe.«
    »Holt sie herauf!« gebot Remusat seinen Leuten.
    In kurzer Zeit lagen die Leichen auf dem Vorderdeck, und Ayescha ruhte, angegriffen von dem Geschehenen, unter demselben Zelte, unter welchem vor ihr Sobeïde sich befunden hatte. Jetzt wurden Steine aus dem Raume geholt, um die Todten zu versenken. Während dieser Arbeit leuchteten zu beiden Seiten des Stromes hinter dem Sandal helle Schilffeuer auf. Man hatte an den Ufern die Schüsse und das Geschrei des Kampfes vernommen; das stattliche Fahrzeug aber war mittlerweile mit dem Strome so weit fortgegangen, daß man es nicht mehr erblicken konnte. Endlich war die letzte Leiche den Fluthen übergeben, und nun galt es, die Spuren des Kampfes zu verwischen.
    »Schöpft Wasser, Ihr Männer, und scheuert das Deck und die Kajüte,« gebot Remusat. »Am Morgen muß Alles blank sein wie zuvor; dann ziehen wir die Segel auf und holen die Dahabiés ein.«
    Zwischen Bord und Masten tummelten sich nun die Schiffer; Manu-Remusat beaufsichtigte sie, und Katombo saß im Zelte bei Ayescha, um sie zu beruhigen und ihre Bangigkeit über die Folgen ihres heutigen Abenteuers zu verscheuchen. Sie lag an seinem Herzen und schlummerte endlich ein, eingewiegt von den süßen Worten, welche er nicht müde wurde ihr in das Ohr zu flüstern. Auch er war müde nach den anstrengenden Ereignissen der letzten Tage; er legte den Kopf

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