Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Reich von einem Verräther zu befreien, der sie wie Hunde behandelte und seinen Rang doch nur dem Verrathe, der Heimtücke und der Lüge zu verdanken hat.«
    Der Pascha hatte sich bereits wieder gefaßt.
    »Ergreift ihn und bindet ihn!« gebot er.
    Katombo wandte sich gegen die Offiziere.
    »Werdet Ihr ihm gehorchen und Euern besten Freund, Euern Vater und Wohlthäter gefangen nehmen?«
    Ein einziger Blick, welchen sie unter einander wechselten, genügte zur vollkommenen Verständigung. Sie zogen die Waffe und traten auf Katombos Seite. Dieser wandte sich an den Pascha:
    »Siehe, Du Hund, welchen Werth Dein Wort noch hat! Du meintest, daß ich eines hundertfachen Todes sterben sollte, ich aber habe nicht das Herz eines Tigers wie Du: Dein Tod soll ein schneller und schmerzloser sein.«
    Da zückte der Pascha den Degen zu einem fürchterlichen Hiebe.
    »Stirb, Hund! Und dann kommt Ihr Andern daran!«
    Der Säbel schnitt durch die Luft, flog aber in demselben Augenblicke ihm aus der Hand und über Bord ins Wasser. Katombo hatte den Hieb mit Meisterschaft parirt.
    »Warte noch ein wenig, bis ich mit Dir gesprochen habe! Du raubtest mir die Ehre und das Amt; Du strengtest all Deinen Einfluß an, damit mir der Großherr die seidene Schnur senden sollte. Er schickte sie mir, aber ich verachtete sie. Deinem Boten nahm ich den Kopf, und der Khedive erwartet den Tod, der in seinem Fleische wühlt. Und was ich Deinem Boten gethan, das wirst Du auch erleiden. Mörder und Verräther, fahre zum Scheitan in die Hölle!«
    Ganz wie er es damals in Kairo gethan hatte, ergriff er die Hand des Pascha, riß ihn in einem Kreise um sich herum und schwang die scharfe Klinge; ein schneller, zuckender Blitz derselben, das Haupt des Pascha rollte herab und sein Körper flog eine Strecke weit fort, wo er zu Boden fiel.
    Da trat der Kapitän zu ihm.
    »Allah il Allah, Gott ist Gott, und sein Gericht ist gerecht. Sei willkommen, o Herr, und thue mit uns nach Deinem Wohlgefallen!«
    Katombo reichte ihm und Allen die Hand.
    »Willkommen, Masur-Bei! Ich kannte Deine Treue und wußte, daß ich mich auf Dich verlassen kann. Willkommen auch Ihr Andern. Wollt Ihr mich wieder als Euren Führer anerkennen?«
    »Wir wollen!« riefen sie im Vereine.
    »Aber wißt Ihr auch, daß der Tod Eurer wartet, wenn der Großherr diese That erfährt?«
    »Herr, wir wissen es, aber wir fürchten uns nicht,« antwortete der Kapitän. »Du bist weise und tapfer; wir übergeben Dir den ›Selim‹ mit unserm Schicksale und unserer Zukunft!«
    »Ich danke Euch! Niemand wird erfahren, was heut geschehen ist. Der ›Selim‹ wird verschwinden und erst dann wieder zum Vorscheine kommen, wenn Nurwan-Pascha wieder Kapudan-Pascha ist. Und dann werde ich Eurer Treue gedenken und Euch dankbar sein. Bis dahin aber werde ich Euch dahin führen, wo Kampf und Sieg zu finden ist, damit Männer und Helden aus Euch werden für die Zeiten, in denen solche gebraucht werden. Näht den Todten ein und werft ihn über Bord! Seine Kajüte nehme ich für mich, und vor mir darf Niemand in dieselbe treten!«
    Auf die Kunde an Vorderdeck, daß Nurwan-Pascha an Bord gekommen sei und den Befehl übernehmen werde, verbreitete sich auch unter den übrigen Mannschaften ein großer Jubel, und alle Hände regten sich in doppelter Eile, als der Kapitän Masur-Bei den Befehl gab, alle Flaggen und Wimpel zu hissen und das Schiff in Parade zu setzen zur Feier des ebenso unerwarteten wie freudigen Ereignisses.
    Unterdessen ruderte Katombo wieder an Bord des ›Tiger‹, um Weib und Kind und Anderes nach dem ›Selim‹ zu bringen. Trotz seiner vorhergehenden Beruhigung hatte Ayescha große Angst um ihn ausgestanden; er konnte sofort zu ihr gehen, ohne dem Oberlieutenant erst Auskunft erteilen zu müssen, da dieser ja bereits gesehen und gehört hatte, welche Freude das Erscheinen des vormaligen Kapudan-Pascha auf dem ›Selim‹ hervorgerufen hatte.
    Nachdem er ihr in Kürze Alles erzählt hatte, nahm er eine genaue Untersuchung der Ladung des ›Tiger‹ vor. Die Feluke barg einen großen Reichthum an Geld und Gütern, und eigentlich hätte er jetzt das Recht oder die Gewalt gehabt, sich Alles anzueignen. Statt dies aber zu thun, ließ er den Steuermann und den Sohn des gefallenen Segelmeisters zu sich kommen. Beide wußten nicht, wen sie vor sich hatten.
    »Wie ist Eure Meinung darüber, wem jetzt das Schiff gehört?« frug er sie.
    »Es gehört dem Selim,« antwortete der Steuermann finster. »Was wird nun

Weitere Kostenlose Bücher