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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dies wahr?«
    »Ja.«
    »So thue mit ihm, was Dir beliebt. Wir werden zu Dir halten und nicht zu ihm.«
    »Weshalb ist er auf dem Selim?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wohin geht Eure Fahrt?«
    »Auch dies weiß ich nicht; denn er hält Alles im Geheimniß. Wir vermuthen jedoch, daß wir nach Tremona segeln, wo er für den König von Süderland wichtige Depeschen abzugeben haben wird.«
    »Wir werden es erfahren. Wer übernimmt das Kommando Deiner Bootsleute, Du oder ich?«
    »Du, Herr.«
    »Ich lasse es Dir; ja, ich übergebe Dir noch mehr, denn ich weiß, daß ich Dir vollständig vertrauen kann.«
    »Bei allen Himmeln Mohammeds, das kannst Du.«
    »So höre was ich Dir sage: Ich werde jetzt ganz allein nach dem ›Selim‹ rudern. Finde ich Freunde, so ist es gut; finde ich aber Feinde, so springe ich über Bord und schwimme zum ›Tiger‹ zurück. Was würdest Du für diesen letzteren Fall thun?«
    »Ich bleibe bei Dir und werde Pirat.«
    »Aber weißt Du, was Du mir dann Alles opferst?«
    »Ich opfere nichts, denn Alles, was ich habe und was ich bin, das habe ich nur Dir zu danken.«
    »Aber Deine Zukunft?«
    »Kann dies nicht auch die seidene Schnur sein? Und übrigens weiß ich, daß Du nicht lange im Verborgenen leben wirst. Der Großherr braucht Männer wie Du, und wenn dann Deine Zeit gekommen ist, so wissen wir, daß die unsrige auch nicht entfernt bleibt.«
    »Wohlan, so vertheile Deine Leute und lasse das kleine Boot hinab!«
    Diesem Befehle wurde Gehorsam geleistet. Ayescha zitterte vor Angst und wollte ihren Gatten nicht von sich lassen; er gab sich alle Mühe sie zu beruhigen, geleitete sie nach ihrem Raume und stieg dann in das Boot hinab, in welchem er ganz allein hinüber zu dem ›Selim‹ ruderte.
    Die Offiziere und Mannen an Bord desselben wunderten sich nicht wenig, statt der erwarteten Gefangenen nur einen einzelnen Mann zu Deck steigen zu sehen, einen Mann, dessen Gesichtszüge man nicht einmal genau sehen konnte, weil es von der Kapuze fast ganz verhüllt wurde.
    Ein Bootsmann empfing ihn und führte ihn nach dem hohen Quarterdecke, wo der Kapitän an der Seite eines Mannes stand, welcher eine sehr reiche Marineuniform trug, auf deren Brustseite mehrere Ordensbänder befestigt waren. Dieser Mann war der Kapudan-Pascha, der Nachfolger und Feind Katombos.
    Als er den Verhüllten kommen sah, meinte er zu dem Kapitän:
    »Das ist eigenthümlich, so eigenthümlich, daß ich die Unterhandlung selbst führen werde.«
    Der Kapitän verbeugte sich tief, zum Zeichen, daß er den Befehl verstanden habe und demselben nachkommen werde. Jetzt war Katombo herangekommen und blieb in stolzer kerzengerader Haltung vor dem Pascha stehen, während er nur dem Kapitän mit der gesenkten Rechten ein Zeichen des Grußes gab. Alle Offiziere außer dem Deckhabenden traten herbei.
    »Grüße, Du Hund!« donnerte der Pascha.
    »Ich habe gegrüßt!« erklang die stolze Antwort.
    »Diesen, aber nicht mich und die Andern!«
    »So grüße ich hiermit diese Andern, nicht aber Dich!«
    »Ah? Warum?«
    »Ich habe nur die Offiziere des Schiffes zu grüßen, welches ich betrete, sonst keinen Andern.«
    »So! Weißt Du, wer ich bin?«
    »Ich kenne Dich.«
    »Und dennoch verweigerst Du mir die Demuth, welche der Schakal dem Löwen schuldet?«
    »Du bist kein Löwe, sondern eine feige Hyäne, welche sich an Leichen mästet. Aber zuweilen erwachen die Todten, um die Leichenräuberin zu erwürgen.«
    »Hund, was wagst Du! Du bist ein Pirat und mußt mit den Andern sterben, aber Dein Tod soll ein hundertfacher sein, langsamer und grausamer als der ihrige. Was bringst Du, und warum kommst Du so allein an Bord?«
    »Ich bringe Rache und Strafe und komme allein an Bord, weil ich keinen Menschen zu fürchten habe.«
    »Auch mich nicht?« frug der Pascha mit einem Lächeln, welches dem Zähnefletschen des Tigers glich.
    »Dich noch weniger als jeden Andern, denn Du bist wie eine faule Melone, welche der Knabe in der Hand zerdrückt!«
    Da zog der Pascha den Degen.

»Nieder mit Dir in den Staub, oder ich nehme Dir in der nächsten Sekunde den Kopf und das Leben!«
    »Dazu gehört ein ganz Anderer als Du!« klang es verächtlich zurück.
    Zu gleicher Zeit warf Katombo die Kapuze nach hinten, so daß sein Gesicht deutlich zu sehen war, und zog den Degen. Der Kapudan-Pascha fuhr zurück.
    »Nurwan-Pascha!«
    »Ja, Nurwan-Pascha bin ich! Nurwan-Pascha erscheint auf seinem guten ›Selim‹, um seine braven Mannen zu begrüßen und sie und das

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