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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit uns, und was war das für ein Jubel, den es da drüben gibt?«
    »Ich habe Euch vorhin geschworen, daß man Euch nichts thun werde, und ich pflege mein Wort zu halten. Der ›Tiger‹ gehörte dem Kapitän und wird als Prise mit dem ›Selim‹ gehen. Die Ladung aber soll Euer Eigenthum bleiben. Der Oberlieutenant, welcher hier an Bord ist, wird Euch und Alles bis in den nächsten Hafen bringen. Theilt das Gut dann nach Belieben unter Euch, aber beeilt Euch damit, daß der ›Selim‹ nicht zu lange auf die Feluke zu warten hat.«
    Beide Männer waren von diesem großmüthigen Verfahren überrascht und gaben ihm ihre Dankbarkeit zu erkennen.
    »Die Schiffspapiere sind in der Kajüte?« frug er dann.
    »Ja,« antwortete der Sohn des Segelmeisters. »Wir haben verschiedene Papiere für verschiedene Fälle, und da Du großmüthig an uns handelst, sollst Du sie alle haben. Komm mit herab!«
    Er folgte ihm. In dem kleinen Raume, in welchem Katombo mit dem Kapitän gesprochen hatte, rollte der junge Mann den Teppich vom Boden.
    »Hier ist das geheime Versteck, welches Alles enthält, was keine Behörde zu wissen braucht. Der Vater ist todt, ich selbst wollte längst eine andere Fahrt antreten und brauche nichts von den Papieren, welche da verborgen sind. Du sollst sie haben.«
    Er schob ein Fach des Bodens in die Wand hinein, und es kam eine Vertiefung zum Vorschein, welche außer mehreren vollen Beuteln auch einige Papierpakete enthielt.
    »Das Geld ist Euer,« meinte Katombo. »Was sind dies für Papiere?«
    »Es sind theils falsche Legitimationen der Feluke und theils Schriftstücke, welche wir den Süder-und Nordländern abnahmen. Du weißt, daß wir nur solche Schiffe kaperten, und mein Vater pflegte alle da vorgefundenen Schriftstücke sorgfältig aufzubewahren. Er war besonders auf geheime Depeschen ganz versessen. Mir können sie keinen Nutzen bringen; vielleicht ist es Dir möglich, einen Vortheil daraus zu ziehen.«
    Katombo nahm die Papiere zu sich und begab sich dann an Deck, um den Oberlieutenant über sein Verhalten zur Feluke und deren Besatzung zu instruiren. Hernach ließ er sich mit Weib und Kind nach dem ›Selim‹ bringen, während der ›Tiger‹ seine Segel hißte und sich der nächsten Küste zuwandte. Der ›Selim‹ mußte kreuzen, um auf ihn zu warten.
    Es war am späten Abende, als Katombo in seiner Kajüte saß, welche vor ihm der Kapudan-Pascha inne gehabt hatte. Es war ihm von höchster Wichtigkeit gewesen zu erfahren, welchen Zweck die Fahrt des letzteren verfolgt habe, und er hatte vollständige Aufklärung erhalten durch ein kleines Kästchen, in welchem allerlei geheime Instruktionen lagen, die er natürlich gelesen hatte.
    Jetzt nun ging er die Papiere durch, welche auf der Feluke verborgen gewesen waren. Manche von ihnen legte er bereits nach einem kurzen Blicke wieder zur Seite, andere aber las er desto aufmerksamer durch.
    Eben hatte er das Letzte wieder zusammengefaltet, als sich die Nebenthür öffnete und Ayescha eintrat.
    »Bist Du fertig? Darf ich nun kommen?« frug sie.
    »Ja.«
    Sie schlang die Arme um seinen Nacken und küßte ihn.
    »Hast Du Wichtiges gefunden? Ich sehe es Deiner Miene an.«
    »Allerdings. Ich habe einen tiefen Blick gethan in die Politik und die Zukunft derjenigen zwei Staaten, mit denen der ›Selim‹, den ich ›Tiger‹ nennen werde, auf eigene Faust und Rechnung Krieg führen wird. Es wird die Zeit kommen, in welcher der Sultan meiner Dienste wieder bedarf, und dann wird der arme Zigeuner über das Loos ganzer Länder und Völker zu entscheiden haben. Der heutige Tag ist nach langem Unglücke wieder ein glücklicher für mich gewesen. Laß uns nun zur Ruhe gehen. Leïlkum saaïde, gesegnete Nacht!«

Fünfzehntes Kapitel
Am Vorabend
    Es war am Sieben-Bruder-Tag. Der Abend hatte sein Dunkel bereits über die Residenz gebreitet, und vor der Thür der Hofschmiede saßen die drei Gesellen nach vollbrachter Arbeit ihrer Gewohnheit gemäß bei der Unterhaltung.
    »Also, nun endlich einmal heraus damit, Thomas! Wo warst Du?« frug Heinrich Feldmann, der ehemalige Artillerist.
    »Fort,« antwortete Schubert.
    »Das brauchst Du uns nicht erst zu sagen. Den Ort wollen wir wissen!«
    »Gut, mein Junge: Ich pin üper alle Perge gewesen.«
    »Mache keine dummen Witze. War denn diese Reise gar so geheimnißvoll, daß Du nichts sagen darfst?«
    »Das nicht; aper Einer von der Artillerie praucht nicht Alles zu erfahren. Hat meine Parpara Seidenmüller nach mir

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