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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einige Stricke.«
    »Zu Pefehl, Herr Doktor!«
    In weniger als einer Minute standen sie bereit.
    »Unser Weg geht durch die Stadt, hinaus nach der Klosterruine. Wir dürfen uns jetzt nicht zusammen sehen lassen. Darum theilen wir uns. Jeder schlägt einen andern Weg ein und hinter dem ersten Busch vor der Stadt treffen wir uns.«
    Er ging und die Andern folgten ihm in verschiedenen Intervallen.
    Er hatte sich möglichst verhüllt, so daß er nicht erkannt werden konnte, falls er je einem Bekannten begegnete. Dabei vermied er die Hauptstraßen und gelangte nur durch entlegene Seitengassen in das Freie, wo zur Seite der Straße ein kleines Gesträuch die Ufer eines Wassers einfaßte. Darauf schritt er zu. Es war dunkel und er dämpfte seine Schritte bis zur Unhörbarkeit; dennoch aber hatte man sein Kommen bemerkt, denn kaum hatte er den Rand des Busches erreicht, so tönte ihm die leise Frage entgegen: »Wer da?«
    »Brandauer,« antwortete er ebenso leise.
    »Allein?«
    »Es kommen noch die Gesellen.«
    »Bald?«
    »Sie werden jedenfalls in wenigen Augenblicken hier sein.«
    »Das ist gut; denn wir müssen die Ruine doch eher erreichen als die Andern. Bist Du gehörig bewaffnet, Max?«
    »Ja, Majestät. Du auch, Major?«
    »Ja,« antwortete der Major von Wallroth, welcher den König begleitet hatte.
    In diesem Augenblicke vernahm man nahende Schritte. Max frug, den Schritt erkennend:
    »Baldrian?«
    »Das ist am Den.«
    »Tritt her.«
    Gleich darauf kamen auch Thomas und Heinrich, und dann setzten sich die sechs Männer der Ruine zu in Bewegung. Am Fuße des Berges angekommen, schlugen sie nicht den nach der Spitze desselben führenden Fahrweg ein, sondern Max glimmte, den Andern voran, den schmalen Steig empor, den er bereits bei früherer Gelegenheit eingeschlagen hatte. Dies war für den König eine Anstrengung, welche zur Folge hatte, daß sie die Ruine nur höchst langsam erreichten. Dennoch aber befand sich noch Niemand oben, wie sich Max durch eine sehr sorgfältige Rekognition überzeugte.
    »Kommt Ihr mit mir!« gebot er, als er von derselben zurückgekehrt war, den Gesellen.
    Er führte sie außerhalb der Ruinen hinter eine Mauer, deren eingefallene Theile eine Art von Höhle bildeten, welche sich sehr gut zu einem Verstecke eignete.
    »Hier verbergt Ihr Euch und wartet. Passirt nichts, so hole ich Euch ab; brauchen wir aber Eure Hilfe, so ahme ich den Ruf einer Teichunke nach. Wenn Ihr diesen hört, so kommt Ihr schleunigst dahin, von wo Ihr ihn hörtet. Das Uebrige wird sich dann finden.«
    »Zu Pefehl, Herr Doktor!« meinte Thomas, und kroch in das Loch.
    Die beiden Andern folgten ihm. Er kehrte zu dem König zurück.
    »Wohin wirst Du uns postiren?« frug dieser.
    »Zunächst hierher an den Aufgang, wo auch ich bleiben werde. Den Herrn Major aber werde ich so plaziren, daß er beobachten kann, ob sie Alle in den Brunnen steigen.«
    Dies geschah. Der Major legte sich hinter denselben Mauervorsprung, welcher Max einmal als Versteck gedient hatte, und dieser letztere nahm mit dem Könige zwischen den Sträuchern Platz, neben denen der Fahrweg auf das Plateau des Berges mündete. Sie sprachen kein Wort mit einander, denn der geringste Laut hätte ihre Anwesenheit verrathen können. Aber gerade diese Lautlosigkeit war ganz geeignet, allerlei Gedanken und Gefühlen Audienz zu geben, welche die Herzen der beiden Männer in noch nähere Verbindung brachten, als sie bereits bis zu dieser Stunde stattgefunden hatte.
    Da erklangen Schritte. Das war nicht eine, sondern das waren zwei Personen. Sie blieben hart neben den Lauschern stehen.
    »Noch Niemand hier,« meinte der Kleinere von den Beiden.
    »Das ist Penentrier!« flüsterte Max dem Könige zu.
    »Weißt Du dies genau, Bruder?«
    »Ja; sonst müßte der Posten bereits hier stehen. Er ist der Erste, der einzutreffen hat.«
    »So sollte er bereits hier sein!«
    »Wir kommen zu früh.«
    »Kann sich nicht zufälliger Weise ein Fremder hier befinden?«
    »Glaube das nicht. Wer hat um diese Stunde hier oben etwas zu suchen? Und überdies ist dieser Ort in der ganzen Umgebung verrufen. Bei Tage besucht man ihn seiner Romantik wegen; des Nachts aber wagt es kein Mensch ihn zu betreten, denn es geht die Sage, daß die Seelen der Mönche hier umgehen und Jedem, der ihnen zu nahe kommt, Tod und Verderben bringen.«
    »Diesen Aberglauben habt Ihr natürlich bedeutend unterstützt?«
    »Versteht sich!« lachte der kleine Rentier. »Er kommt uns ja ganz außerordentlich

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