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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Minuten lang hinaus in die Nacht. Dann fuhr er plötzlich scharf auf dem Absatze herum.
    »Sie sind nicht im Besitze einer amtlichen Stellung, Herr Doktor?«
    »Nein.«
    »Aber ein Mann von Ihrem Wissen sollte sich doch unbedingt nützlich zu machen suchen. Ich würde bereit sein, Ihnen eine Bahn zu eröffnen, falls Sie gesonnen wären, irgend eine Art des staatlichen Dienstes zu betreten.«
    Max verbeugte sich so tief wie möglich.
    »Ich danke, Excellenz! Noch habe ich diese Absicht nicht; sollte sie sich aber einst einstellen, was ich keineswegs bezweifele, so bin ich bereits an die Adresse meines Pathen gewiesen, der es übel vermerken würde, einen Mangel an unterthänigem Vertrauen bei mir zu entdecken. Darf ich erwarten, daß unsere gegenwärtige Konferenz beendet ist?«
    »Gehen Sie!«
    Die Thür schloß sich hinter dem Doktor; der Herzog blieb allein zurück.
    »Welch ein unvorhergesehenes Ereigniß!« murmelte er. »Dieser Brandauer ist ein höchst gefährlicher Mensch. Wie konnte er wissen, daß – hier stoße ich auf ein Räthsel, welches so bald wie möglich gelöst werden muß. Persönlich ergreifen darf ich ihn nicht; er ist ein Protégé des Königs, der ihn nachhaltig schützen würde. Aber die Andern? – Gütlich ausgleichen mit ihnen? Nun und nimmermehr!«
    Er schritt erregt in dem Zimmer auf und ab, dann faßte er nach dem Glockenzuge.
    »So wird es gehen. Sie müssen verschwinden; sie müssen stumm gemacht werden!«
    Auf sein Zeichen kam ein Diener herbei.
    »Eile in Civil nach dem Seidenmüllerschen Gasthofe. Dort wohnt ein Herr Aloys Penentrier, den Du schleunigst zu mir entbietest. Dann schickst Du mir den – den – ja, den Polizeikommissär Hartmann, und endlich gehst Du nach dem königlichen Schlosse und suchst ohne Aufsehen den Kammerlakaien Grunert zu finden. Ihn bringst Du nach meinem Garten, wo er auf der Terrasse auf mich zu warten hat!«
    »Zu Befehl, Excellenz!«
    Der Diener entfernte sich, warf in seiner Wohnung einen Mantel über, setzte eine Civilmütze auf und verließ den Palast seines Gebieters. Am Flusse löste er einen Kahn von der Kette, stieg ein und ruderte sich aus allen Kräften stromauf, dem andern Ufer entgegen.
    Als er dort ankam, stieg eben Max aus seiner Gondel. Er hatte keine Veranlassung zur Eile gehabt und war also von dem Diener, der ihm jetzt keine weitere Beachtung schenkte, eingeholt worden.
    »Der Lakai des Herzogs, der mich eingelassen hat,« murmelte er überrascht; »und in solcher Eile! Jedenfalls hat er Aufträge erhalten, welche die Folge meines Besuches sind. Ich muß ihn beobachten!«
    In vorsichtiger Distanz folgte er dem Diener bis an den Gasthof der ehrsamen Wittfrau und Kartoffelhändlerin Barbara Seidenmüller. Unter einer Thür an der gegenüberliegenden Straßenseite stehend bemerkte er zwei Fenster des ersten Stockes erleuchtet und konnte zwischen den Gardinen hindurch deutlich den kleinen Rentier erkennen, welcher den Auftrag des Dieners entgegennahm. Dieser Letztere verließ das Haus und schritt der nächsten Polizeiwache zu, aus welcher er bald mit dem Kommissär Hartmann trat, welcher dem Doktor nicht unbekannt war.
    »Der Jesuit und der Polizist?« frug sich Max. »Da ist irgend eine Teufelei im Werke. Sie trennen sich. Der Kommissär geht nach dem Flusse und der Diener in der Richtung des Schlosses. Folge ich dem Einen oder dem Anderen? Ich kehre zum Herzoge zurück und wage es, durch den verborgenen Weg seine Bibliothek zu erreichen. Dort kann ich Alles hören und brauche, selbst wenn ich ertappt werden sollte, keine ernstliche Gefahr zu befürchten.«
    Max führte diesen Entschluß sofort aus. Sich des Fährmannes von Neuem bedienend gelangte er kurze Zeit nach dem Polizisten an das jenseitige Ufer, passirte das Palais an der hinteren Fronte desselben, versicherte sich, daß er unbeobachtet sei, und stieg dann in den Garten. Sich zu der Terrassentreppe schleichend stieg er durch das Fenster, welches er sofort wieder in die Öffnung befestigte, hinab und verfolgte langsam den Gang, mit dessen Einzelnheiten er noch vollständig vertraut war. Die nothwendige Vorsicht war Schuld, daß er nur langsam vorwärts kam; doch gelang es ihm, geräuschlos die Bibliothek zu erreichen, in welcher heute kein Licht brannte. Im Arbeitszimmer vernahm er Stimmen. Er näherte sich der Portière und kam gerade noch zur rechten Zeit, um den sich verabschiedenden Penentrier zu bemerken.
    Dieser hatte sich schleunigst zum Herzoge begeben, welcher ihn mit

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