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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Interessen beider Staaten sind bisher aus einander gegangen; ich habe mir Mühe gegeben, sie wenn auch nur scheinbar zu vereinigen, und darf erwarten, daß Du das Ziel aller meiner Bestrebungen kennst und mich auch nach Kräften unterstützest, es zu erreichen. Seine Majestät beginnt zu altern; das Uebrige brauche ich wohl nicht näher zu dokumentiren.«
    Ein Diener trat ein und überreichte auf einem silbernen Teller eine Karte. Der Herzog ergriff sie mit den Spitzen zweier Finger und warf einen Blick darauf.
    »Doktor Max Brandauer? Kenne den Namen nicht. Was will der Mensch zu so ungewöhnlicher Zeit? Es muß wohl etwas Wichtiges sein, was einen Unbekannten zu dem Wagnisse bestimmt, mich jetzt zu stören.«
    Durch die dargereichte Hand wurde der Prinz entlassen, während ein leises Neigen des Hauptes dem Diener sagte, daß die Audienz gewährt werde. Die eine Thür schloß sich hinter dem Prinzen, und die andere öffnete sich, um den Schmiedesohn einzulassen, welcher sich nach einer höflichen Verbeugung in aufrechte Stellung emporrichtete, um die Anrede des Herzogs zu erwarten.
    »Was wünschen Sie?« frug dieser stolz. »Ich erwarte natürlich, daß die Seltsamkeit Ihres Erscheinens durch die Natur Ihrer Angelegenheit entschuldigt werde. Es ist jetzt nicht die Zeit, in welcher ich unwichtige Besuche zu empfangen pflege.«
    »Ich komme im Auftrage Seiner Majestät, Excellenz.«
    »Ah! Ich kannte Sie bisher nicht als einen Beamten meines königlichen Vetters!«
    »Das bin ich auch gegenwärtig nicht. Ich bin der Sohn des Ihnen wohl wenigstens dem Namen nach bekannten Hofschmiedes Brandauer.«
    Die strengen Züge des Herzogs nahmen einen deutlichen Ausdruck ungewöhnlicher Spannung an.
    »Ich kenne diesen Namen. Was kann der König mir durch den Sohn eines Schmiedes zu sagen haben. Jedenfalls sind Sie im Besitze irgend einer Legitimation, da Sie begreifen werden, daß ich nicht so ohne Weiteres jede obskure Persönlichkeit als Vermittler zwischen der Majestät und mir anerkennen kann.«
    »Hier, Durchlaucht!«
    Er überreichte ein Billet, welches der Herzog überflog, um seinen Blick dann fragend wieder auf Max zu richten.
    »Ich ersehe aus diesem Handschreiben nicht den Zweck Ihres Kommens.«
    »Dann haben Majestät jedenfalls gemeint, daß es zuweilen Schmiedesöhne und andere obskure Menschen gibt, welchen es nicht schwer fällt, sich einer Botschaft mündlich zu entledigen,« antwortete der Doktor mit einer sehr leisen Verbeugung seines Hauptes.
    Die Züge des Herzogs verfinsterten sich.
    »Vergessen Sie nicht, vor wem Sie stehen, Herr Brandauer, und kommen Sie zur Sache!«
    »Durchlaucht befehlen und ich gehorche. Es verlautete nämlich das Gerücht, daß ein gewisser Herr von Wallroth, Hauptmann der Artillerie, von gewisser Seite und aus gewissen Gründen für wahnsinnig erklärt worden sei und auf eine unverantwortliche, ja sogar geradezu verbrecherische und unmenschliche Weise im Irrenhause festgehalten und zu Tode gepeinigt werde.« –
    Der Herzog erhob sich. Sein Gesicht war um einen Schatten bleicher geworden.
    »Wirklich ein höchst interessantes Gerücht, Herr Brandauer. Wer hat es erfunden und weiter kolportirt?«
    »Dem Ursprunge und der Verbreitung eines Gerüchtes läßt sich gewöhnlich nur schwer nachforschen. Allerdings liegt hier eine Ausnahme vor, doch bin ich leider nicht ermächtigt, die Fragen Ew. Durchlaucht zu beantworten.«
    »So werde ich Sie zu zwingen wissen. Dieses Gerücht tangirt mich natürlich im höchsten Grade –«
    »Ah –!« klang die halb ironische Unterbrechung.
    »Was unterstehen Sie sich, Herr! Ich sage, dieses Gerücht tangire mich im höchsten Grade, da die Verwaltung der betreffenden Anstalt meiner obersten Leitung unterstellt ist, und ich wiederhole, daß ich Sie nöthigenfalls zwingen werde, mir das Vorhandensein und die Entstehung des Gerüchtes, von welchem Sie sprechen, ausführlich nachzuweisen.«
    »Eine solche Zwangsmaßregel dürfte wohl außerhalb des Machtbereiches Ew. Durchlaucht liegen, da Seine Majestät –«
    »Wohl die Macht besitzen, zu begnadigen, nicht aber in den Lauf einer Klage oder Untersuchung einzugreifen. Was hindert mich, Sie festnehmen zu lassen?«
    »Ich, der obskure Schmiedesohn, Excellenz!«
    »Ah! Der Umstand, daß mein königlicher Vetter die seltsame Passion besitzt, sich zuweilen an dem Ambose Ihres Vaters zu erlustiren, ist für mich kein Grund zu irgend einer Nachsicht gegen Sie. Ich befehle Ihnen also, mir den Erfinder dieses

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