Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
jetzt wieder auf.
    »Nein, Majestät!«
    »Grunert, wähle zwischen Gnade und lebenslänglichem Zuchthause! Wirst Du Alles bekennen?«
    Der Mann sank in die Kniee.
    »Gnade, Majestät! Ich werde Alles erzählen!«
    »Steh auf! Den Armleuchter!«
    Der Diener verschwand in das Zimmer, in welchem er vorhin geschlafen hatte, und kehrte nach wenigen Augenblicken mit einem sechsarmigen Handleuchter zurück.
    »Leuchte Durchlaucht hinab, Grunert!« Und sich zu Max wendend, fügte er hinzu: »Du hast einen trefflichen Gebrauch Deines Passe-partout gemacht und Dir meinen besten Dank verdient, lieber Max. Für jetzt magst Du entlassen sein. Habe die Güte und begleite Serenissimus so weit, als es Dir in Anbetracht der Sicherheit Deines Königs gerathen erscheint. Grüße Deine Eltern. Gute Nacht!«
    Wie ein Automat drehte sich der Herzog nach dem Ausgange und entfernte sich. Max folgte ihm auf dem Fuße. Der Diener leuchtete. Während der Posten das große Hauptportal öffnete, befahl der Doktor dem Lakaien: »Du kehrst zum Könige zurück. Ein Fluchtversuch würde Dich unglücklich machen. Uebrigens bist Du ja begnadigt, sobald Dein Bekenntniß offen und vollständig ist!«
    Der Herzog schritt wortlos auf die Straße hinaus. Max hielt sich an seiner Seite. Da plötzlich blieb der Erstere stehen.
    »Mensch, sehen Sie dieses Terzerol?«
    »Sehr deutlich, Durchlaucht.«
    »Nun wohl! Wenn Sie nicht sofort von meiner Seite weichen, schieße ich Sie nieder.«
    »Hier? Mitten in der Residenz? Am königlichen Schlosse? Auf der Straße?«
    »Hier!«
    »Dann bitte ich, loszudrücken!«
    In seiner Rechten blitzte der blanke Lauf eines Revolvers.

    »Schurke!«
    »Wen meinen Durchlaucht? Es sind nur zwei Personen gegenwärtig, von denen ich dieses Wort nicht auf mich beziehen darf. Bitte, gehen wir weiter!«
    »Halt, nicht eher von der Stelle, als bis ich erfahren habe, auf welche Weise der König von meinem Besuche unterrichtet wurde!«
    »Das sollen Sie erfahren, doch nicht hier. – Ich werde mir die Ehre geben, Sie bis an den Fluß zu begleiten, und stehe Ihnen dabei mit der betreffenden Aufklärung zu Gebote.«
    Er schritt vorwärts; der Herzog folgte ihm unwillkürlich.
    »Nun!«
    »Was?«
    »Auf welche Weise wurde der König benachrichtigt?«
    »Auf eine sehr abenteuerliche, Durchlaucht. Er lag im Schlafe, fühlte eine Hand, welche ihn berührte, und erwachte. Ein Mann stand vor ihm, winkte ihm Schweigen, damit der im Nebenzimmer anwesende Lakai nichts höre, und erzählte ihm, daß der Herzog von Raumburg einen Einbruch beabsichtige, welcher auf gewisse aus der Irrenanstalt stammende Papiere gerichtet sei.«
    »Wer war dieser Mann?«
    »Der König erhob sich und erwartete mit dem Warner in der Bibliothek den hohen Spitzbuben mit – – –«
    »Herrrrr – – –!« donnerte der Herzog, indem er das Terzerol erhob.
    »Schön, Excellenz; mein Bericht mag für beendet gelten!«
    »Wer war der Mann?«
    »Ich.«
    »Sie also? Sie – Sie – – Sie – – –! Wie erhielten Sie Kunde von dem, was geschehen sollte?«
    »Mein Bericht ist, wie ich bereits bemerkte, zu Ende, Durchlaucht. Hier stehen wir am Flusse. Auf Wiedersehen später.«
    Der Herzog wollte ihn fassen und halten, doch seine Hand griff in die nächtliche Finsterniß, in die Luft hinaus; er hörte nicht einmal die Schritte des sich Entfernenden.
    »Verdammt sei dieser obskure Mensch, dieser Eisenhämmerer, der sich trotz alledem der Gunst des Königs erfreut und mir – – – Wie mag er nur bei allen Teufeln errathen haben, daß ich – – errathen? Pah, verrathen worden ist es, und zwar von keinem Andern, als von diesem Grunert selbst. Warum war der König sofort mit seiner Gnade da? Weil er sie ihm bereits vorher versprochen hatte, und nun wird der Verräther Alles erzählen, was er weiß. Doch ich kann ruhig sein. Wer wollte es wagen, den Herzog vom Raumburg öffentlich zur Verantwortung zu ziehen? Mit Grunert wird abgerechnet, und dieser Schmiedesohn wird ja schon morgen Abend nicht mehr im Stande sein, irgend Etwas auszuplaudern!«
    Unterdessen schritt Max der Hofschmiede zu. Er wußte, weshalb ihn der König so schnell entlassen hatte. Der Wille des Letzteren führte ihn wieder nach der Irrenanstalt, um sich der beiden schuldigen Beamten zu versichern.
    Die Eltern waren bereits zur Ruhe gegangen, und auch die Fenster des von Zarba und dem Hauptmann bewohnten Zimmers zeigten sich dunkel. Er machte die nothwendige Toilette, begab sich dann in eine der

Weitere Kostenlose Bücher